Interview mit Aleks Kurkowski

Aleks Kurkowski hat sich dieses Jahr mal dem Berliner Fashion Week Stress entzogen. Um trotzdem einen Einblick in ihre aktuelle Arbeit zu bekommen, durften wir sie in ihrem süßen Atelier in Moabit besuchen! Wir wurden sehr herzlich empfangen und Aleks hat uns so einige Fragen beantwortet.

Warum hattest du diese Saison keine Präsentation im Zelt?

Im Grunde bin ich noch immer ein kleines Label. Eine Präsentation im Zelt bringt gute PR und ist definitiv ein Hochpunkt, aber es ist auch mit sehr viel Arbeit verbunden. Ich habe die letzten zwei Saisons dort präsentiert. Zur Zeit strukturiere ich intern um und eine Modenschau hatte keine Priorität. Zusätzlich fokussiere ich mich gerade mehr auf Paris, weshalb die Berliner Fashion Week nicht im Vordergrund stand.

 Was würdest du sagen, wie groß ist das Potential von Berlin als Standort für dich?

Berlin ist ein guter Standort für viele Unternehmen. Mir ist es mittlerweile leider nicht international genug. Die Klientel, die ich ansprechen will, sehe ich auf der Berliner Fashion Week zu wenig. Vor allem ist der Termin sehr früh gesetzt, so dass man nicht wirklich Business macht, sondern nur PR. Das reicht einfach nicht.

Was inspiriert dich? Woher ziehst du deine Inspirationen?

Mich inspirieren Formen und Geometrie im Allgemeinen, was wohl nicht schwer zu erkennen ist. Ich hatte vorerst geplant Architektur zu studieren und da kommt auch meine Leidenschaft her, mit Bleistift und Papier zu arbeiten. Also im Prinzip Grundrisse zu entwerfen, die ich nun zu Kleidung mache. Oft zeichne ich kaum meine Entwürfe vor, also fertige eine technische Zeichnung an, sondern lass sie direkt im Grundschnitt entstehen.

Für mich verkörpert deine Mode Kraft und Stärke, möchtest du das auch mit deiner Mode ausdrücken?

Ja, definitiv auch. Hauptsächlich aber ein Selbstbewusstsein mit Understatement. Ich möchte gar nicht, dass die Kleidung so sehr im Vordergrund steht – viel mehr die Person dahinter. Kleidung sollte immer den Charakter unterstreichen und ihn stärken. Also ist der Charakter der Person, die es trägt, viel wichtiger.

Du setzt ja auf fair produzierte und natürliche Materialien, wie schaffst du es da immer die Kontrolle zu behalten?

 Ich verwende nur natürliche Materialien, also Wolle, Seide, Leinen, Baumwolle und pflanzlich gegerbtes Leder, die ich vorwiegend regional beziehe. Zusätzlich schaue ich, dass es sich um kontrolliert biologische oder/und zertifizierte Materialien handelt. Ich habe feste Lieferanten, mit denen ich zusammen arbeite und auf die ich vertraue. Zum größten Teil kenne ich sie persönlich. Zusätzlich vertraut man auf Zertifikate. Logisch: Geschummelt kann überall werden. Aber ich finde es besser, diesen Weg einzuschlagen, als es gar nicht erst zu versuchen.

Du produzierst ja in Polen und in Deutschland, bist du schon mal dort hin gereist und hast es dir vor Ort angeguckt?

Ja, auf jeden Fall. Ich bin in Polen geboren und fahre alle paar Monate dorthin. Schon allein meine Familienbesuche lassen sich perfekt mit geschäftlichen Interessen verbinden. Ich kenne meinen Produktionsbetrieb sehr gut persönlich, was mir sehr wichtig ist.

 Was sind deine Zukunftspläne?

Die interne Umstrukturierung und meine Ausrichtung. Ich mache das jetzt seit drei Jahren, was bedeutet, dass sich das Unternehmen immer noch entwickelt. Klar hat man bereits seinen Stil und ein gewisses Image, doch auch hier muss man immer wieder revidieren und Dinge ändern, verbessern um wirklich dort anzukommen, wohin genau man möchte. Vor allem in den ersten Jahren.
Ein Punkt davon ist die Konzentration auf den asiatischen und überhaupt auf den internationalen Markt. Deshalb ist mir die Pariser Fashion Week jetzt wichtiger: Mein nächster Schritt also. Obwohl ich Berlin als einen tollen Standort empfinde, vor allem für Jungdesigner. Zum Start ist es genau richtig, man kann viel Förderung und Aufmerksamkeit bekommen – das ist wirklich super. Aber irgendwann muss man sich dann weiterentwickeln. Berlin hat einen speziellen, eigenen Stil, es ist halt nicht mehr so mein Stil.

Autor: Julia Rüger- Fotos: Nina Zöller

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