IndyAnna BAFW 2015

IndyAnna @ BAFW 2015 – “Girls to the front!”

Im Rahmen der Berlin Alternative Fashion Week zeigte das kleine Berliner Label IndyAnna am 26. September 2015 im Postbahnhof eine Show, die an unschuldigem Witz und gleichzeitiger Provokation kaum zu überbieten war.

Die zwei Freundinnen und Kolleginnen Indie und Anna stellte 2011 ihr eigenes Label auf die Beine und zeichnen sich seitdem durch ihre intuitiv-spontanen und einzigartigen Entwürfe aus, die oftmals eine duale Berlin-London-Kultur vermitteln. Etwa alle zwei Monate wird eine neue Kollektion veröffentlicht.

Indie und Anna führen einen kleinen Shop namens Coexist, der in der Grünberger Straße in Berlin-Friedrichshain liegt und auf jeden Fall mal einen Besuch wert ist! Mit ganz viel Liebe werden hier handgemachte Produkte zu sehr humanen Preisen gefertigt und verkauft. Der Laden besticht mit seinem Charme, durch die liebevolle Aufmachung und allerlei persönliche Anmutungen wie Vinyl-Cover und Anime-Elemente. Es ist schlichtweg unmöglich hineinzugehen und ohne ein Lächeln wieder herauszukommen. Selbst wenn man den Stil zu expressiv findet (wobei auch für die gediegeneren Geschmäcker was zu finden ist), kann man das Geschäft schon nahezu als kleine Kunstsammlung bezeichnen, die neben IndyAnna auch noch anderen Experimentierfreudigen eine Chance gibt, ihre Sachen an den Mann (oder wohl eher die Frau) zu bringen.

In ihrer aktuellen Kollektion zeigten IndyAnna wie zu erwarten allerlei Verrücktheiten. Die Show teilte sich in zwei Abschnitte. Im ersten liefen langbeinige zuckersüße Verführerinnen in Croptops und Miniröcken aus Fellimitation oder transparenter Plastikfolie über den Laufsteg. Über den Tops wurden teilweise durchsichtige Jäckchen mit Fellärmeln getragen, die auch hier und da im Publikum zu sehen waren. Besonderer Hingucker waren die Sticker, die oftmals in die transparenten Kleidungsstücke eingearbeitet waren oder aber den Models, deren Haare zu Schleifen frisiert waren, auf die Haut geklebt wurden. Vor allem Herzen und Smileys tauchten immer wieder auf. Wenn nun noch hinzugefügt wird, dass sich das Ganze hauptsächlich Pastelltönen und Weiß abspielte, vermittelt man hier eindeutig einen zu unschuldigen Charakter. BHs wurden willig vergessen. Die Transparenz wurde ausgenutzt, um Slips zu zeigen. Die perfekten Mischungen aus süß und sexy ernteten unzählige Pfiffe von den Herren der Schöpfung. Besonders passend war auch der Song „Weil ich ein Mädchen bin“ von Lucylectric, der lief, während die erotischen Engel in Plateauschuhen über den Laufsteg hüpften.

IndyAnna BAFW 2015 Berlin Alternative Fashion Week

Und dann kam der Break. Wir klatschten schon in Erwartung, die Show sei vorbei und gleich würden sie alle nochmal gemeinsam herauskommen. Doch wo bliebe da die Abwechslung? Der zweite Teil der Show projizierte ein vollkommen anderes Frauenbild. Das erste Model kam mit Creepers, hoch geschnittener Panty mit Zebramuster, Croptop und Jacke auf den Catwalk – achja, nicht zu vergessen: die Weinflasche, deren Deckel rigoros weggeworfen wurde, um daraus zu trinken. Im Folgenden zeigten IndyAnna rockige Entwürfe, teilweise mit leichtem Gothic-Effekt, der zum Beispiel durch dunklen Lippenstift entstand. Witziger Blickfang waren die applizierten Bildchen, die in Kollaboration mit der Illustratorin Lilly Friedeberg aka Elfriedes entstanden. Die Models waren tättowiert, hatten gefärbte Haare, trugen zerrissene Strumpfhosen, streckten dem Publikum die Zunge raus und zeigten den Mittelfinger. Einem Model wurde „SLUT“ (dt.: Schlampe“) auf den Bauch geschrieben. Sie wirkten versaut und zerstört, aber absolut zufriedenen mit sich selbst.

In beiden Abschnitten der Show erfreuten sich die Models daran, dass sie Mädchen sind, allerdings auf ganz verschiedene Weisen: Während im ersten Teil schlichtweg der Körper und der mädchenhafte Charakter betont wurde, schien man uns im zweiten Teil Rebellinnen der Geschlechtsklischees zu servieren. Mehrmals tauchte die Aufschrift „Every Girl is a Riot Grrrl“ auf, die sich auf eine feministische Untergrund-Punk-Bewegung bezieht, die in den Neunziger Jahren entstand und deren Ethos bis heute Musikerinnen auf der ganzen Welt vertreten.

Die Kollektion bediente sich gekonnt vieler Klischees, war spielerisch und provokativ. Obwohl Erotik eine große Rolle spielte und die Models sich sozusagen selbst als “Slut” darstellten, wirkte die Show nicht billig, sondern durchdacht, und gab uns sowohl ein Augenzwinkern als auch einen Denkanstoß.

Autor: Julia Sophie Hellmann – Fotos: KOWA Berlin

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IndyAnna 2015 – Berlin Alternative Fashion Week 2015

 

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