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Kilian Kerner Interview: Gedanken über Nachhaltigkeit, Image und Burger

Vor der Präsentation seiner Spring Summer 2015 Kollektion im Rahmen der Mercedes-Benz Fashion Week Berlin erzählt der Designer Kilian Kerner im Interview mit Fashionstreet-Berlin von seinen Ritualen vor und nach der Show, von seiner bisherigen Entwicklung und seiner Sicht auf die Zukunft.

„Future Fashion“ wird immer wieder heiß diskutiert. Es gibt Entwicklungen wie 3D-printing und smart textiles, inspiriert Sie das? Wo steht die Modeindustrie Ihrer Meinung nach in 10 Jahren?
Kilian Kerner: Mir ist es ehrlich gesagt so was von egal, wo die Mode in 10 Jahren ist. Ich muss darüber nachdenken, was in zwei Stunden oder in der nächsten Saison gezeigt wird – vielleicht leben wir alle in 10 Jahren gar nicht mehr. Darüber mache ich mir überhaupt gar keine Gedanken. Vor genau sechs Jahren habe ich zum ersten Mal hier auf der Mercedes-Benz Fashion Week Berlin gezeigt. Wenn ich mir schon Gedanken darüber gemacht hätte, was ich wohl am 8. Juli 2014 zeigen würde, fände ich das langweilig. Ich denke eher von Saison zu Saison und nicht was in 10 Jahren ist, das kann ich leider nicht beantworten.

Wenn sie von Saison zu Saison denken, was ist dann Ihre Meinung zum Thema Nachhaltigkeit? In 10 Jahren wird der Effekt unseres heutigen Handelns oft erst sichtbar sein. Ist das Ihnen genauso egal?
Kilian Kerner: Ich finde das total super, dass das Leute mit Ökostoffen arbeiten. Für mich persönlich ist das aber momentan viel zu einengend. Man hat als Modedesigner genug Probleme, wenn ich noch darauf achten würde, dass alles ökologisch ist (Denkpause) ich benutze keine ökologischen Stoffe – zumindest noch nicht. Und da stehe ich auch dazu.

Woher nehmen Sie  Ihre Inspiration für Ihre Kollektionen, wenn nicht aus neuen Technologien und Vorhersagen?
Kilian Kerner: Das sind persönliche Inspirationen. Trends passieren einfach, ich höre ab einem gewissen Zeitpunkt auf, Zeitschriften zu lesen, wenn ich eine Kollektion angefangen habe, weil ich mich nicht zu sehr beeinflussen lassen, sondern in meine eigene Welt abtauchen will. Meine Inspiration sind persönliche Dinge, die mich gerade Interessieren und ansprechen.

Gibt es etwas, das Sie seit der ersten Kollektion immer noch genauso machen?
Kilian Kerner: Ich glaube und hoffe, dass ein natürlicher Prozess der Weiterentwicklung zu sehen ist. Es gibt Dinge, die ich seit meiner ersten Show bis heute mache, die haben aber weniger mit der Kollektion zu tun. Das sind Dinge wie Livemusik zur Show zu haben oder dass ich mir am Tag der Show Unterwäsche neu Kaufe und niemals Unterwäsche trage, die irgendwann schon einmal an hatte. Das sind Dinge, die gleich geblieben sind, ansonsten versuche ich so frei wie möglich zu sein. Allerdings bin ich heute nicht mehr so frei in meinem Kopf, wie ich das bei meinen ersten Kollektionen war. Mir war es egal, ob ich etwas verkaufe oder nicht. Heute denke ich natürlich schon daran, wie ich mit den Sachen, die ich mache meine Miete bezahle.

Um eine Karriere zu starten, haben Sie überraschenderweise nicht Modedesign studiert, sondern Schauspiel. Es gibt einen riesengroßen Andrang auf die Modestudiengänge der Universitäten, es gibt unzählige Privatschulen, an denen die Studenten nach dem Abschluss teilweise hoch verschuldet sind. Was denken Sie darüber und gab es Momente, in denen Sie dachten es sei besser gewesen, Mode studiert zu haben?
Kilian Kerner: Da denke ich gar nicht darüber nach. Anfangs habe ich mit Sicherheit beim Schnitt auf Dinge bestanden, die nicht so einfach waren, weil ich den Weg nicht kannte. Ich war relativ unerfahren, aber ich glaube, dass es weder schlecht noch gut war. Das war einfach mein Weg. Was momentan an den Modeschulen los ist, wie viel Geld man bezahlen muss weiß ich gar nicht ehrlich gesagt.

Wie weit denken Sie über das Design hinaus? Wie wichtig ist Ihnen “Kilian Kerner” als Marke? Reicht es, ein gutes und funktionales Produkt zu haben oder kommunizieren Sie auch ein gewisses Image nach außen?
Kilian Kerner: Ich glaube das ist ein Zusammenspiel und dass das eine nicht ohne das andere geht. Zuerst muss natürlich das Produkt gut sein, wir achten sehr auf Qualität. Jedoch braucht oder hat eine Marke ein Image, das entsteht. Ich finde auch, dass man das nicht künstlich hervorrufen sollte, sondern dass Produkt und Marke Hand in Hand gehen (sollten).

Und nun eine abschließende Frage: Wenn Sie sich nicht darauf freuen, was in der fernen Zukunft passiert, was ist denn der nächste Moment, auf den Sie sich freuen?
Kilian Kerner (mit glitzernden Augen) Zuerst, dass die Show beginnt und dann freue ich mich darauf, heute Abend einen McRib bei McDonald’s zu essen. Natürlich freue ich mich aber mehr auf die Show.
(lachen)

Vielen Dank für das Interview, viel Erfolg bei der Show und guten Appetit!

Text und Interview: Vanessa Huss – Fotos: KOWA-Berlin
Kilian Kerner Interview

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