SANDY POWELL: CINDERELLAS ZWEITE GUTE FEE

Den Kostümdesignern eines Films kommt oft viel zu wenig Ruhm zu – es wird zwar ein Oscar in der Kategorie verliehen, doch meistens geht die Arbeit hinter den ganzen Stars und Regisseuren etwas unter. Nicht so bei Sandy Powell. Die britische Kostümdesignerin, die für ihrer Arbeit für „Shakespeare in Love (1999), The Aviator (2005) und The Young Victoria (2010) jeweils mit einem Oscar ausgezeichnet wurde, schafft es immer wieder, Charaktere durch ihre Kreationen glaubwürdig aber nicht wirken zu lassen. Unlängst bei der Märchenverfilmung von „Cinderella“.

Sandy Powell cinderella
Sandy Powell bei der Eröffnung der Cinderella Ausstellung in Berlin

Mit ihrer Recherche für Kenneth Branaghs Neuinszenierung des berühmten Grimm-Märchens begann Powell schon zwei Jahre vor Drehstart. Konzentrierte sich Powell in ihrer bisherigen Arbeit eher auf Männer, musste sie sich neu mit starken Frauenfiguren auseinandersetzen. Kleider sind Teile der visuellen Sprache eines Films – Charaktereigenschaften sollen durch den Stil der einzelnen Figuren zu erkennen sein. Insbesondere bei Märchen, in denen eine sehr offensichtliche Dualität und von Gut und Böse herrscht, konnte Powell so die Persönlichkeit der einzelnen Figuren perfekt ausrücken. Besonders kommt das bei den bösen Stiefschwestern zur Geltung: „Die Kleider waren sehr grell und bunt und sind mit zu vielen Dingen bestickt. Sie sind sehr linkisch und richtig prollig.“

Von der Idee zum Kleid: Sandy Powells Kostümskizze für die bösen Stiefschwestern...
Von der Idee zum Kleid: Sandy Powells Kostümskizze für die bösen Stiefschwestern…
...und wie sie im Film zu sehen sind.
…und wie sie im Film zu sehen sind.

Die Idee dahinter war, dass es sich um Figuren handelt, die auf den ersten Blick attraktiv sind, ihre Hässlichkeit und Eitelkeit kommt vielmehr von innen heraus. Wenn Powell sie alle hässlich aussehen lassen wollte, konnte ihr das nur gelingen, indem sie die beiden albern wirken ließ. Sie erzählt: „Ich entschied mich, sie immer identisch zu bekleiden, wie es Disney schon in seinem Zeichentrickfilm gemacht hatte, ein bisschen wie Freundinnen, die zusammen einkaufen gehen und sich die gleichen Sachen, allerdings in verschiedenen Farben, kaufen, oder wie Zwillinge, die auch immer identisch gekleidet sind, nur eben in verschiedenen Farben. „Im Grunde ist bei ihnen alles einen Tick zu viel. Ich benutzte die billigsten Stoffe, die ich finden konnte und ging bei den Entwürfen immer einen Schritt zu weit, ohne es visuell allerdings zu durcheinander wirken zu lassen.”

Cinderella dagegen ist die Personifikation der Güte: weswegen Powell sie bewusst ohne Schmuck zeigt. “Cinderella gewinnt das Herz des Prinzen wegen ihrer Ehrlichkeit und Güte, und das sollte sich in ihren Kostümen widerspiegeln“, so Powell. Für Cinderellas Kostüm (und natürlich die Schuhe!) arbeitete Powell mit Swarowski zusammen – eine gewaltige Menge der Kristalle wurden verarbeitet. Zudem waren mehr als 800 Meter Stoff und 45 Kilometer Säume notwendig, um die insgesamt 9 verschiedenen Versionen von Cinderellas Kleid herzustellen.

Cinderellas Ballkleid war wohl mit Abstand das Aufwendigste...
Cinderellas Ballkleid war wohl mit Abstand das Aufwendigste…
Als ich Cinderellas Kleid zum ersten Mal im Studio von Sandy Powell sah, stockte mir der Atem“, gesteht Allison Shearmur (Produzentin). „Sie sagte mir, ich könne es ruhig berühren, aber ich traute mich nicht. Als ich es schließlich doch tat, fühlte es sich an, als würde man Luft anfassen. So muss sich wohl eine Wolke anfühlen. Und doch befindet sich eine unfassbare Menge Stoff in diesem Rock.“
“Als ich Cinderellas Kleid zum ersten Mal im Studio von Sandy Powell sah, stockte mir der Atem“, gesteht Allison Shearmur (Produzentin). „Sie sagte mir, ich könne es ruhig berühren, aber ich traute mich nicht. Als ich es schließlich doch tat, fühlte es sich an, als würde man Luft anfassen. So muss sich wohl eine Wolke anfühlen. Und doch befindet sich eine unfassbare Menge Stoff in diesem Rock.“

Wobei es Sandy Powell aber immer wichtig ist, die Kostüme in einem Dialog mit den Schauspielern und dem Regisseur zu entwerfen. „Sandy ist brillant und detailliert und immer perfekt vorbereitet. Und trotzdem schenkt sie den Schauspielern – oder anderen Leuten wie mir – immer ein offenes Ohr und hört sich unsere Vorschläge an“, merkt Regisseur Kenneth Branagh. Somit ist bei Cinderella die wahre gute Fee vielleicht nicht Helena Bonham Carter (die in ihrer Rolle übrigens glänzt!) sondern Sandy Powell, die mit ihren Entwürfen Träume und Märchen wahr werden lässt.

Übrigens: Hier könnt ihr ein Poster des Films mit Unterschrift der Hauptdarsteller und eine Goodie-Bag gewinnen! 

Autor: Jonas – Fotos: Disney – Kostümskizzen: Sandy Powell

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