Am dritten Tag des Contemporary Showroom Formats zur Berlin Fashion Week Spring/Summer 2026 öffnete das Château Royal an der Friedrichstraße seine Türen für ein fünf aufstrebende Berliner Labels die am Vortrag ihre Runway Shows hatten. Darunter: SF1OG, Balletshofer, Sia Arnika, Richert Beil und Haderlump. In der stilvollen Atmosphäre des Boutiquehotels, bot sich ein außergewöhnlich nahbarer Rahmen. Anders als auf dem Laufsteg konnte das Fachpublikum hier Stoffe berühren, Konstruktionen begreifen und mit den Designerinnen direkt in den Austausch treten – eine Qualität, die das Event besonders machte.
Zwischen Romantik, Nostalgie und Dekonstruktion
SF1OG zeigte eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema Romantik – im Spannungsfeld von Sehnsucht, Obsession und Kontrollverlust. Der ikonische Wheatsack-Stoff der Marke tauchte diesmal nicht nur als Textil, sondern erstmals als Trompe-l’œil-Print auf, sogar als Paillettenstoff für körpernahe Leggings. Ergänzt durch Mesh, Leder und tätowierte Lederkorsetts, wurde das Spannungsverhältnis zwischen Stärke und Zerbrechlichkeit betont.
Balletshofer präsentierte seine Kollektion als modisches Transitstück – passend zum inszenierten Flughafensetting am Tempelhofer Feld. Klare Schnitte, klassische Stoffe und eine Kooperation mit Timberland zeigten eine elegante Reise zwischen Tailoring-Tradition und Streetwear-Elementen. Besonders: die schnörkellose Exzellenz der Schnitte und die Qualität der Stoffwahl.
Sia Arnika wiederum ließ mit „Summer Time Sadness“ eine bittersüße Sommerromantik aufleben – zwischen Stretchlimousine und Kindheitserinnerung. Transparente Materialien, enge Schnitte und verspielte Platzierungen thematisierten das Changieren zwischen Kind-Sein und Erwachsen-Wollen.
Handwerk, Geschichte und Zukunftsvision
Richert Beil reflektierte mit „Milieuschutz“ über Wandel und Kontinuität. Romantische Silhouetten mit floralen Intarsien, Unterwäschedetails und neue Stoffkombinationen gaben Einblick in ein Label, das tief in Handwerk und Geschichte verankert bleibt.
Haderlumps Kollektion setzte auf die visuelle Sprache der Ex-Libris-Kunst. Strukturierte Silhouetten, Kontraste zwischen Leder und Leinen sowie eine bibliophile Farbpalette vermittelten das Gefühl, Geschichte in Stoff gefasst zu sehen.
Der Tag bot nicht nur ein Schaufenster für Stofflichkeit und Konzept, sondern auch persönliche Gespräche über kreative Prozesse, textile Innovation und Zukunftsvisionen – nahbar, greifbar, inspirierend.
Autor: Victor Marchand – Fotos: Victor Marchand
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