Der Große Trip – Wild : Exklusives Interview mit Autorin Cheryl Strayed

Im Film und gleichnamigen Buch, Der große Trip – Wild von der renommierten Bestseller Autorin Cheryl Strayed, handelt es sich um die Geschichte eines außergewöhnlichen Abenteuers. Durch den frühen Tod ihrer Mutter kommt die junge Cheryl (Reese Witherspoon) vom richtigen Weg ab. Jahrelang treibt sie sich ziellos herum, nimmt Heroin und flüchtet schließlich aus ihrer Ehe. Mit dem Wissen, dass sie schnell etwas ändern muss begibt sie sich ohne jegliche Wandererfahrung und völlig alleine auf einen Trip der Extreme. Verfolgt von Erinnerungen an ihre Mutter Bobbi (Laura Dern) kämpft sie sich drei Monate lang fast zweitausend Kilometer über die Höhenzüge des Pacific Crest Trail an der US-Westküste von Südkalifornien bis in den Norden Oregons. Eindringlich, kraftvoll und visuell Beeindruckend zeigt Der große Trip – Wild die Gefahren, Schrecken und Freuden dieses kräftezehrenden Fußmarsches. Im Film könnt ihr sehen wie diese Wanderung Cheryl Schweiß, Blut und Nerven kostet und sie gleichzeitig aber stärker macht und ihr letztendlich hilft. 

Heute, ab dem 15. Januar kommt der Film in die deutschen Kinos! 

Miss Strayed, Ihr Buch und der gleichnamige Film, zu Englisch “Wild – Lost and Found on the Pacific Crest Trail“ erzählt von den Monaten die Sie auf ihrer langen Wanderung in der Wildnis verbracht haben. Der englische Titel deutet schon darauf hin, dass Sie verloren waren oder sich zumindest so gefühlt haben bevor sie Ihre Reise angetreten haben. Woher kam dieses Gefühl?

Ich war in meinen Zwanzigern. Das ist eine Dekade, in der sich viele junge Menschen auf ihre eigene Art und Weise verloren fühlen. Selbst wenn es keinen schlimmen oder dramatischen Einschnitt in unserem Leben gibt, ist das die Zeit in der die Meisten von uns sich selbst finden. Wir entdecken zum ersten Mal wer wir außerhalb unseres Elternhauses und ohne die Definition die uns in unserer Kindheit aufgedrückt wurde sind. Also musste ich mich damit auseinandersetzen.

Wichtiger ist aber, dass ich in meinem jungen Leben schon große Verluste davontragen musste. Meine Mutter starb ganz plötzlich als sie 45 Jahre alt war. Zu diesem Zeitpunkt war ich gerade 22 und hatte keinen Vater. Er war eine Person, die schon als ich ein kleines Kind war dazu neigte ausfällig zu werden und deswegen kein Bestandteil meines Lebens. Der Tot meiner Mutter lies mich als Vollwaise zurück. Ich war gerade an dem Punkt in meinem Leben angelangt, in dem man von sich denk man sei erwachsen, es aber nicht ist. Ich brauchte also Eltern weil ich noch nicht wusste wie ich mein Leben führen sollte. Stattdessen hatte ich Niemanden.

Wie jede Person die als Waise zurückgelassen wird, war ich verloren und musste mich dringend selbst finden. Bei dem Versuch das zu meistern habe ich mich selbst verloren. Ich tat viele Dinge, die ich rückblickend nur tat um Liebe und Aufmerksamkeit zu bekommen. Ich wurde promiskuitiv, schlief mit einem Mann der Heroin nahm und fing auch damit an. Zwar wurde ich nie wirklich abhängig davon aber bin gefährlich mit einer sehr zerstörerischen Droge umgegangen.

Meine Entscheidung diese Wanderung anzutreten basierte auf dem eigentlichen Wissen, dass ich nicht so bin. Ich wusste wer ich im Inneren war und musste wieder zu dieser Person zurückfinden.

Bevor Sie ihre Reise auf dem Pacific Crest Trail angegangen sind hatten Sie noch keinerlei Erfahrung mit Wanderungen in diesem Ausmaß. Sie wussten nicht was Sie erwarten würde und welche Schwierigkeiten sie auf sich nehmen müssten. Was hat Sie dazu gebracht dieses Risiko einzugehen? Wieso dachten Sie es würde Ihnen aus Ihrer Situation heraus helfen?

Ich bin im Norden von Minnesota praktisch in der Wildnis aufgewachsen. In unserem Haus gab es für lange Zeit keine Elektrizität, kein fließend Wasser und keine funktionierende Toilette. Ich wusste, dass die Wildnis der Ort ist an dem ich mich am Besten sammeln konnte und mich selbst und die Welt um mich herum reflektieren konnte. Es schien mir ein gesunder Ort in einer ungesunden Zeit zu sein.

Als ich den Reiseführer über den PCT entdeckt habe konnte ich richtig fühlen, wie sich etwas in mir tat. Ich dachte: „Du musst dort hingehen!“. Meine innere Stimme sagte die Wahrheit und ich glaube wirklich daran, dass man auf sein Bauchgefühl hören sollte. Sogar in meiner dunkelsten Stunde, in der Zeit in der ich so kämpfen musste, wusste ich dass ich auf meine Intuition hören muss. Also habe ich das getan.

Sie haben sich dazu entschieden diesen Weg ganz alleine zu gehen. Das scheint eine sehr drastische Entscheidung für eine so lange Wanderung zu sein. Im Trailer sehen wir wie Reese Witherspoon, die Sie spielt, auf die Frage ob sie sich einsam fühlt antwortet: „Im echten Leben fühl ich mich einsamer als hier draußen.“ Was ist der Unterschied zwischen der Einsamkeit die Sie in der Gesellschaft und der, die Sie in der Wildnis empfunden haben?

Auf dem Weg habe ich mich nach Begleitung gesehnt und dachte oft daran wie viel mehr Spaß es machen würde sich ab und zu mit jemandem zu unterhalten. Das ist aber was anderes als sich alleine zu fühlen. Davor habe ich mich einfach nur alleingelassen auf der Welt gefühlt. Ganz besonders als meine Mutter gestorben ist und ich all diese Dinge tat, die mich nicht wirklich glücklich machten. Das war ein sehr einsames Gefühl, ein existenzielles Gefühl der Einsamkeit. Ich habe nur gelitten.

Das interessante daran alleine in die Wildnis zu gehen war, dass ich mit mir selbst und der Welt verbunden war. Die Wildnis hat mir gezeigt, dass ich ein Teil vom Großen und Ganzen bin. Und so kitschig das klingen mag habe ich gemerkt, dass Leben und Tod einen großen Kreis bilden.

Ihr Abenteuer klingt insgesamt sehr gefährlich. Was war Ihre größte Angst auf diesem Weg?

Der Weg war natürlich auf eine Art und Weise gefährlich aber wovor ich am Meisten Angst hatte war die imaginäre Gefahr die auf mich wartete. Es war die Befürchtung meiner irrationalen Angst Macht zu geben und über mich entscheiden zu lassen. Natürlich denken wir da draußen an wilde Tiere und andere gefährliche Dinge aber die gefährlichsten Sachen waren manchmal die einfachsten. Wie zum Beispiel zu stolpern und einen sehr steilen Hang runterzufallen. Jedes Jahr rutschen Menschen dort aus und fallen in ihren Tod. Auch nicht genügend Wasser dabei zu haben und zu dehydrieren waren Ängste mit denen ich mich auseinandersetzen musste.

All diese Gefühle, wie das bekämpfen ihrer Ängste oder die Einsamkeit zu überwinden, scheinen so facettenreich zu sein. Denken Sie, dass das im Film gut für de Zuschauer rübergebracht wird?

Ja, das denke ich! Der Der große Trip – Wild  Film erfasst so viel von dem, wie der Weg wirklich war. Er bleibt auch dem Buch sehr treu, obwohl es natürlich eine ganz andere Erfahrung ist ein Buch zu lesen als einen Film zu schauen. Trotzdem verkörpert Reese diese Gefühle alle auf eine sehr schöne Art und Weise. Ganz besonders gefällt mir wie sie die Stärke veranschaulicht, die man auf so einer Reise aufbringen muss aber trotzdem auch die Verwundbarkeit zeigt. Zum mutig sein gehört eben auch verwundbar zu sein. Sich selbst zu erlauben zu scheitern. Und genau das möchte ich gerne den Zuschauern zeigen.

Reese Witherspoon und Cheryl Strayed
Reese Witherspoon und Cheryl Strayed

 Autor:Marylina / Bilder: S&L Medianetworx GmbH

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