Lette Verein Berlin Graduate Fashion Show 2025 "Dernier Cri“

Lette Verein Berlin Graduate Fashion Show 2025 “Dernier Cri“

Am 26. Juni 2025 verwandelte sich das Gelände der Atelier Gardens in Berlin-Neukölln in eine Bühne für aufstrebende Modetalente: Die Absolventen des Lette Verein Berlin präsentierten ihre diesjährige Graduate Fashion Show 2025 unter dem Titel „Dernier Cri“.

„Dernier Cri“ – zu Deutsch „letzter Schrei“ – zeigte eindrucksvoll, wie facettenreich und innovativ die nächste Generation von Modedesignerinnen und Kostümbildnern denkt und arbeitet. Die Veranstaltung begann um 20 Uhr, wobei bereits der Einlass ab 19 Uhr für gespannte Vorfreude sorgte. Organisiert und finanziert wurde das gesamte Event von den Absolventinnen und Absolventen selbst – ein weiterer Beweis für das außergewöhnliche Engagement und die Professionalität des Abschlussjahrgangs 2025.

Im Fokus standen die finalen Kollektionen der Mode- und Kostümklasse der Modeschule, die jeweils individuelle Perspektiven und Konzepte sichtbar machten. Von emotionsgeladener Symbolik über mystische Erzählungen bis hin zu historischen Reflexionen war die Bandbreite der Themen erstaunlich weit gefasst. Die Show hinterließ bleibenden Eindruck – sowohl beim Fachpublikum als auch bei den geladenen Gästen aus Kultur, Presse und Modebranche.

Abschlusskollektionen Kostüm @ Lette Verein Berlin Graduate Fashion Show 2025

Amelie Luise König – Gefühlswelten

Diese Kollektion ist eine persönliche wie konzeptionelle Auseinandersetzung mit sechs grundlegenden Emotionen: Trauer, Liebe, Freude, Angst, Wut und Ekel. Dramatische Kopfbedeckungen, die als skulpturale Statements fungieren, bilden das Herzstück jedes Looks. Farben und Formen sprechen eine emotionale Sprache und verleihen den Gefühlen Gestalt. Die Stücke verkörpern ein komplexes Zusammenspiel innerer Zustände und äußerer Darstellung. Die Entwürfe überschreiten die Grenze zur Performance und lassen die Emotionen sichtbar werden.

Hilvi Schreiber – Wolpertinger

Inspiriert von einem düsteren Märchenwald und den mystischen Kreaturen der bayerischen Fabelwelt, erzählt diese Kollektion von Isolation, Illusion und Erlösung. Die Kostüme wirken betörend und erschreckend zugleich und spielen mit der Silhouette zwischen körperbetont und verhüllend. Materialien wie Latex, Draht und Nebelmaschinen erzeugen eine geheimnisvolle, fast geisterhafte Ästhetik. Die Figuren erinnern an verlorene Seelen, die sich durch ihre Verkleidung tarnen. Die Wirkung ist dramatisch, theatralisch und unvergesslich.

Luisa Dzewior – Ihr seid mein Alptraum

Lilly-Florentine Schmidt – Hotel California

Basierend auf dem ikonischen Song der Eagles entsteht eine visuelle Erzählung zwischen Glamour und Albtraum. Sechs Figuren treffen in einem verführerischen, aber unentrinnbaren Hotel aufeinander – ein Ort voller Glanz und Gefahr. Die Kollektion spielt mit Federn, Perlen, Glitzer und Latex und offenbart hinter jeder funkelnden Fassade eine dunkle Tiefe. Die Figuren wirken gefangen in einem goldenen Käfig, verstrickt in einem Spiel, das niemand ganz versteht. Die Kostüme machen sichtbar, was zwischen den Zeilen des Songs mitschwingt.

Annika Smith – PILOT’S DAUGHTER

Eine emotionale Hommage an den Vater der Designerin, inspiriert von Luftaufnahmen und Kindheitserinnerungen. Die Kollektion verbindet die geometrischen Muster kanadischer Felder mit der Weite des Himmels – durch das Auge des Cockpitfensters betrachtet. Symbolisch wird eine unsichtbare Verbindung zwischen Vater und Tochter thematisiert, die über den Tod hinaus Bestand hat. Stoffe und Formen wirken leicht, fast schwebend, und tragen eine tiefe persönliche Bedeutung. Die Kollektion ist eine poetische Reise in Vergangenheit und Erinnerung.

Nele Widmann – Oppressive Love

Manon Zoe Eichberger – Holy Airlines / General Slocum

Gustav Netz – Cäsarenwahnsinn

Inspiriert von der Idee absoluter Macht und deren möglicher Konsequenzen, thematisiert diese Kollektion den Zerfall von Ordnung und Identität. Die Entwürfe sind skulptural und architektonisch, mit chaotischen Mustern, übersteigerten Formen und dekonstruierten Elementen. Lederplissé, Denim in roher Form und historische Anspielungen verschmelzen zu einer kraftvollen Vision. Das Konzept der Rekonstruktion – als fiktiver Wiederaufbau vergessener Kleidung – bestimmt den Designprozess. Eine künstlerische Auseinandersetzung mit Wahnsinn, Macht und deren visuellen Ausdruck.

Abschlusskollektionen Fashion @ Lette Verein Berlin Graduate Fashion Show 2025

Charlotte Bütterlich – Runaway Bride

Was bleibt von der Braut, wenn man das Märchen weglässt? In Runaway Bride dekonstruiert Charlotte Bütterlich die Ästhetik der Hochzeitsmode – mit Ironie, Härte und Widerstand. Klassische Braut-Elemente wie Schleifen, Rüschen oder Korsetts tauchen auf, doch sie dienen nicht der Verklärung: Sie schnüren ein, schützen, widersprechen. Ein Brautkleid wird zur Rüstung, Knoten symbolisieren nicht nur Verbindung, sondern auch Loslösung. Die Kollektion ist ein Aufbruch – aus Rollenbildern, aus Erwartungen, aus dem Korsett der Konvention. Und vielleicht auch einfach: ein eleganter Weg, davonzulaufen.

David Sandersfeld – ALTBAU

Beständigkeit im Wandel – ALTBAU ist eine Hommage an das Überdauern. David Sandersfelds Kollektion denkt Mode modular: Ein System aus Patches und Druckknöpfen macht jedes Teil veränderbar, anpassbar, langlebig. Inspiriert von Altbauten – robust, wandelbar, voller Geschichte – stellt ALTBAU eine neue Idee von Nachhaltigkeit vor: nicht Verzicht, sondern Flexibilität. Schwarzer Denim bildet die Basis, reduziert und zeitlos. Aus dem scheinbar Einfachen entsteht maximale Vielfalt. Eine Kollektion wie ein Baukasten: stabil, offen, visionär.

Miguel Bendrich – Opak

Isabel Ausserer – becoming

becoming ist kein Zustand – es ist ein Prozess. Isabel Ausserers Kollektion verhandelt Identität als fluide Bewegung. Nichts ist fest, alles im Übergang: Silhouetten öffnen sich, Materialien konfrontieren sich. Ketten, Reißverschlüsse, Brüche – sichtbar gemachte Transformationen. Die Stücke oszillieren zwischen Schutz und Offenheit, Stärke und Fragilität. becoming ist ein Statement für das Unfertige, das Unabschließbare – ein Bekenntnis zur Freiheit, sich immer wieder neu zu entwerfen.

Carlotta Manthey – make it big

My Scene trifft auf Heute. make it big ist Carlotta Mantheys persönliche Liebeserklärung an eine Kindheitsästhetik – laut, verspielt, glitzernd. Doch diese Neuinterpretation geht tiefer: Diversität, Selbstinszenierung, Empowerment ersetzen stereotype Püppchenfantasien. Die Looks sind überdimensioniert, farbenfroh, selbstbewusst – wie eine Kindheitserinnerung, die sich endlich verwirklichen darf. Glamour trifft Haltung, Nostalgie trifft Zeitgeist. Die Message: Wer sagt, dass große Träume klein bleiben müssen?

Annika Herrmann – Calypso

Alleinsein als Kraft. In Calypso entwirft Annika Herrmann poetische Räume für Selbstfindung, Stille und innere Stärke. Kleider aus fließenden Stoffen umhüllen den Körper wie eine Welle – sanft, schützend, selbstbewusst. Die Venusmuschelkorsetts symbolisieren eine neue Form von Rüstung: hart und zart zugleich. Diese Kollektion feiert weibliche Souveränität – fern von Klischees, nah an der Essenz. Denn manchmal liegt im Rückzug die größte Präsenz.

Finnja Striggow – NEBULA

Zwischen Sternenstaub und Zukunftsangst: NEBULA ist eine visionäre Kollektion, inspiriert von planetarischen Nebeln und kosmischen Umbrüchen. Finnja Striggow entwirft Kleidung als Raumanzug für eine ungewisse Zukunft – schützend, wandelbar, fremd und vertraut zugleich. Metallics, Polsterungen, Kordeln erinnern an Raumfahrt, an Eskapismus, an das Suchen nach neuen Lebensformen. NEBULA ist ein ästhetischer Überlebensanzug – zwischen Erde und Anderswo, zwischen Hoffnung und Flucht. Mode für eine Welt im Übergang.

Mary Reichhard – 49/13

Lilly Lou Dannies – Modern Punks

Modern Punks lebt – und zwar persönlich. Lilly Lou Dannies verarbeitet ihre Kindheit, ihre Prägung durch linke Kultur und ihre heutige ästhetische Sprache zu einer Kollektion, die laut ist, roh und zugleich reflektiert. Zerrissener Denim, oversized Silhouetten, asymmetrische Details und rote Farbspritzer treffen auf recycelte Strick-Elemente – inspiriert von Claudia Skoda. Modern Punks ist Protest und Poesie zugleich – ein ungebügeltes Manifest gegen Stillstand und Norm.

Anna Fuchs – Unerhörte Kunst

Wer wird erinnert – und wer vergessen? Unerhörte Kunst ist Annas Fuchs’ textile Hommage an die vielen Künstlerinnen, die in den Archiven der Kunstgeschichte fehlen. Die Kollektion thematisiert weibliche Unsichtbarkeit im kulturellen Gedächtnis – und macht sie sichtbar. Jedes Teil ist ein Statement gegen den „Male Gaze“, gegen das Verschwinden weiblicher Perspektiven. Unerhörte Kunst fragt nicht nur, wem die Geschichte gehört – sondern auch: Wer schreibt sie endlich um?

Rosalba Faroqhi – JUST MARRIED

Touchdown im Brautkleid: JUST MARRIED verschmilzt Bridalwear mit Football-Ästhetik – Zartheit trifft Konfrontation, Zeremonie trifft Spiel. Rosalba Faroqhi verhandelt Rollenbilder über voluminöse Silhouetten, Schulterpolster und Inszenierungen von Zugehörigkeit. Die Kollektion ist mehr als ein Stilbruch – sie ist ein Kommentar zur gesellschaftlichen Erwartungshaltung an Körper, Gender und Liebe. JUST MARRIED ist kein Ja-Wort – sondern ein kraftvoller Remix kultureller Codes.

Alena Ebba Keppler – NO BODY 01

Cyborgs tragen keine Klischees. NO BODY 01 denkt Körper jenseits von Normen – inspiriert vom Cyborg-Manifest von Donna Haraway. Latex, deformierte Silhouetten, technische Elemente – Alena Ebba Keppler entwirft hybride Wesen zwischen Mensch, Maschine und Tier. Die Looks sind keine Antwort auf eine binäre Welt, sondern deren radikale Umformulierung. NO BODY 01 entwirft Identität nicht neu – sie entzieht sich ihr ganz bewusst.

Autor: fsb – Fotos: KOWA-Berlin (Die Fotos dürfen nicht kopiert und verwendet werden!)

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