Die diesjährige ZENIT GRADUATE FASHION SHOW vom Lette Verein Berlin präsentierte die Abschlussarbeiten der Modedesign Absolventinnen und Absolventen am 15.Juni 2024 im Kesselhaus in der Kulturbrauerei. Wieder einmal hinterließen die angehenden Modedesigner einen bleibenden Eindruck aufgrund ihrer Kreativität und ihres handwerklichen Geschicks.
Zenit Graduale Show 2024 Lette Verein Berlin
Durch die jährlichen Graduate Shows des Lette Vereins bekommen die jeweiligen Absolventen die Gelegenheit, ihre einzigartigen Kreationen vor einem begeisterten Publikum zu präsentieren. Die insgesamt 16 Abschlusskollektionen repräsentieren dabei auch das Modedesign Studium am Lette Verein Berlin. Die 18 Designer des Abschlussjahrgangs 2024 stellten ihr Können unter Beweis und zeigten insgesamt 91 Looks.
Die Models schritten selbstbewusst über den Laufsteg, während die Scheinwerfer die Designs in Szene setzten. Die Atmosphäre war elektrisierend und die Abschlusskollektionen inspirierend.
VIDEO ZENIT GRADUATE FASHION SHOW 2024 / Teil1
Autorin: Aaliyah Netnakhon – Fotos: KOWA-Berlin (Die Fotos dürfen nicht kopiert und verwendet werden!)
Mateusz Weinert – „Hanba“
Mateusz Weinerts Kollektion mit dem Titel „Hanba“ handelt von dem Hass, der sich in der polnischen Gesellschaft ausgebreitet hat und sich unter anderem in der Politik zeigt. Auch die katholische Kirche trägt ihren Teil dazu bei. Das knallige Rot zwischen weiß, schwarz und grau spiegelt das Leid wider. Und die Silhouetten und Formen provozieren, indem sie von der Norm abkommen. „Hanba“ ist nämlich der polnische Begriff für „Schande“. Die Designs sprechen sich gegen die gesellschaftlich akzeptierten Normen in Polen aus, besonders in Bezug auf Geschlecht, Sexualität und Lebensweise.
Tess Kozubek – „Influenced“
Tess Kozubek präsentiet ihre Abschlusskollektion unter dem Namen Studio V presents Influenced. Die angehende Designerin behandelte unter der Marke bereits zuvor das Thema der Vulva und möchte sie mithilfe der Kollektion dem gesellschaftlichen Tabu entziehen. Ihre Abschlusskollektion enthält fünf Looks, zwei davon monochrom schwarz und die anderen drei in Magenta Pink. Provokant und freizügig – mit V-Stickern auf den Brustwarzen neben schulterfrei und Minirock. Studio Vs Ziel ist es, Frauen dabei zu unterstützen, ihre natürliche Anatomie zu akzeptieren und zelebrieren. Tess Kozubeks Designs schätzen die weibliche Vulva damit wert.
Ella Froemmel – „TIDE“
Ella Froemmel stellt in ihrer Abschlusskollektion ihr handwerkliches Know-How unter Beweis, indem sie Stoffe und ihre Texturen in starken Kontrast zueinander setzt und gleichzeitig ein weiches ästhetisches Gesamtbild erschafft. Sie trägt den Titel „TIDE“ und ist ein Projekt, das von der allseits bekannten Bewegung der Gezeiten inspiriert ist. Fünf komplett weiße Looks wirken erst harmonisch und rein, aber spielen mit unterschiedlichen Stoffstrukturen. Die Kontraste in den Strukturen stellen dabei die rhythmischen Bewegungen von Ebbe und Flut dar.
Lena Fazeli & Tahira Mohammadi – “Childhood Dream”
Lena Fazelis und Tahira Mohammadis Abschlusskollektion umfasst acht eindrucksstarke Looks, die Standhaftigkeit und und Kontuität in Zielen symbolisieren. Komplett in schwarz zeichnen die stilvollen Designs sich durch avantgardistische Schnitte und Silhouetten aus wowie ihrer Körperverformungen durch beispielsweise weite Schulterpolster, die robust und machtvoll wirken. “Childhood Dream” ist inspiriert von Reisen und dem Streben nach dem, was unmöglich erscheint.
Tabea Topp – „Imbalance“
„Imbalance“ zieht alle Blicke auf sich. Diese Abschlusskollektion mixt traditionelle Arbeits- und Geschäftskleidung mit leuchtenden Farben und Motvien der, Konsumkultur und Werbung. So treffen schickes Officewear auf kitschige Einkaufstüten, Plastikgeschenkband und Kaufprospekte. Tabea Topp thematisiehrt mit ihren vier aussagekräftigen Designs die umstrittene Work-Life-Balance in der Ära des Spätkapitalismus. Für sie ist ein persönlicher Abschluss am Ende ihrer Reise, da sie unsicher war beim Eintritt in die Modeindustrie, welche Trends und Kommerz angetrieben, Überkonsum als auch Umweltzerstörung fördert. Ihre innere Zerrissenheit zwischen Arbeit, verdientem Geld und Konsum verarbeitete sie beim Erstellen der Kollektion.
Celina Suchy – „SpeedWear“
Die Kollektion SpeedWear von Celina Suchy springt einem erst mit knalligfarbenen Lederlooks ins Auge und bleibt einem mit schlanken Linien und Silhouetten als Hommage an die Welt der Autos und Mode in Erinnerung. Eine bunte Farbpallette als auch die dynamischen Linienführungen ergeben ein Harmonisches Gesamtbild. Die fünf schicken Designs widmen sich jeweils dem Design und der Geschichte eines bestimmten Autos – wie ein modischer Liebesbrief an ikonische Automobilen.
Johanna Friedenstab – „DEMONS“
Die Abschlusskollektion mit dem Titel Demons thematisiert die Depression. Eindrucksvoll von Hand gefertigte Kleider brechen das Schweigen über das sonst Tabuthema und verarbeitet es mit Mode und einem Hauch von Eleganz. Acht schwarze Looks trägt die Kollektion aus hochwertigem Satin bon Armani, Chiffon, Canvas und dem wohl wichtigsten Material Latex. Mit diesem hat Johanna Friedenstab die Stoffe so manipuliert, dass er wie eine schwarze klebrige Masse die Designs schmückt. Es soll darstellen, wie Depressionen sich anfühlen aus auswirken. Man verliert sich selbst unter dieser Masse und weiß nicht, wie man sich davon befreit und wer man selbst eigentlich ist. Wie Dämonen nehmen sie einen ein.
Jana Toebrock – „Her“
Acht ausdrucksstarke Looks enthält Jana Toebrocks Kollektion mit dem Titel „Her“. Knallig gelbe Outfits kombiniert mit dunkelblauen Fell-Accessoires wie einem Oversize Anglerhut ziehen die Blicke auf sich zumal dieser das halbe Gesicht des Models überdeckt. Der visuelle Kontrast zwischen verspieltem blau und gelben Satin sowie Fell und dunkelbraunem Kunstleder ptägt sich im Gedächtnis ein und ist inspiriert von der weiblichen Stärke und dem Feminismus. Der Mantel mit Schnallen ist ein Highlight.
Annika Malz – „Exzess“
„Exzess“ beschreibt mit provokanten Designs und Rot als Farbkontrast zu grau und schwarz das Nachtleben und dabei insbesondere die Clubkultur sowie Technoszene. Selbstbewusste Models mit Tattoos und dicken Plateau-Boots runden die rebellischen Looks ab. Futuristische Elemente prägen die fünf Looks der Kollektion und auffällige Details setzen ein klares Statement. Die Technoszene ist unter anderem bekannt dafür, die eigene Individualität zu zelebrieren und zugleich Zugehörigkeit zu bieten. Annika Malzs Abschlusskollektion steht für Toleranz, Offenheit und Akzeptanz.
Julius Huefner – „Atarashī“
Julius Hüfners Kollektion mit dem Titel „Atarashī“ sticht als Fall/Winter-Kollektion hervor. Zwei Damen- und zwei Herrenmodelooks in jeweils Schwarz- und Beigetönen ergeben ein harmonisches Gesamtbild. Die sonst simplen Designs tragen ihre Besonderheit in ihrer Schnitttechnik. Denn mit vielteiligen Schnitten und Linien, die sich gezielt um den Körper legen, überzeugen die vier Looks als Hommage an Yohji Yamamotos Fall 2000 Kollektion, aus welcher die Inspiration stammt. So ist die Kollektion geprägt von auffällig organischen Formen sowie einer komplexen Schnittarbeit mit wertigen Textilien.
Henriettes Heller – “Identities”
Henriette Anna Hellers Abschlusskollektion widmet sich dem Streetwear. Weite Baggy Hosen sowie Oversize Passformen dürfen dabei nicht fehlen. Ihre Designs sind an den Tiefen ihrer Selbst und an ihrer eigenen Geschichte inspiriert. Sie gelten als Dankeschön an ihre Mitmenschen. Ein pinker Oversize Hoodie trägt den Schriftzug „I love it here“, wobei das love von einem Herz Symbol ersetzt wird. Die angehende Designerin liebt es genau das zu tun, was sich für sie richtig anfühlt und dabei ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen.
Amelie Kobus – ,,Dreamers“
Amelie Kobus beschäftigte sich für ihre Abschlusskollektion mit dem Träumen, ob nachts oder tagsüber und der Essenz der Kreativität, die mit ihr einhergeht. Die Kollektion heißt ,,Dreamers“ und beinhält genau vier miteinander harmonierende Looks in schwarz mit farbigem Tie-Dye Muster. Zwei Looks mit grünem und zwei mit rotem Tie-Dye mit detaillierten Silber-Verschlüssen tragen schicke Kragen und Schlag in den Hosenbeinen. Die dem Körper schmeichelnde Silhouetten werden von dem vertikalen Muster betont. Die ausdrucksstarken Designs sind geprägt von der Vielseitigkeit der Träume und wurden für genau solch starke Charaktere entworfen.
Hannah Habermehl – Pastel Skies
Die Abschlusskollektion von Hannah Habermehl unterscheidet sich mit seinen süß verspielten Elementen und seiner Leichtigkeit in pastellfarbener Farbpalette von den anderen. Neben dem Pastellblau, Weiß und violett spiegeln auch das Wolkenmotiv auf weiten Hosenbeinen oder auch als Form einer Handtasche den Titel „Pastel Skies“ wider. Herzförmige Prints und Cut-Outs sowie wolkenförmige Rüsschen prägen die vier eher jugendlichen Looks. Auch weite Hosenbeine sowie überlange Ärmel tragen zu der Verspieltheit bei. „Pastel Skies“ erinnert an die kindliche Vorstellung auf Wolken laufen zu können.
Hannah Piecha & Charlotte Zimmermann – „Cherry Jubilee“ / “Pale Lemon Yellow”
Die Abschlusskollektionen „Cherry Jubilee“ und “Pale Lemon Yellow” von Hannah Piecha und Charlotte Zimmermann bestehen aus insgesamt acht Looks. Während sich die eine Hälfte an einer Freundesgruppe orientiert, die in der Stadt den Song “Cherry Jubilee” hört, handelt die andere von Haishoku Soukan’s “A Dictionary of Color Combinations” und sechs seiner Farbkonzepte. Pale Yellow Lemon wirkt zentral, ob als Grundfarbe oder Akzent. Rote und grüne Elemente wiederum, inspiriert an einer Kirsche genau so wie rot glänzende Perlen und grün verflochtene Wäscheleine finden sich in Kleidern aus Tüll und Baumwolle wieder. Insgesamt spielen sportliche Schnitte, jeder Menge Elemente aus dem Streetwear und urbanem Stil die Hauptrolle. Und Color-Blocking tritt hier so elegant auf wie noch nie zuvor.
Maria Bruenings – „AD(H)Dream“
Maria Brünings Abschlusskollektion „AD(H)Dream“ thematisiert die überaus vielfältigen Symptome einer Aufmerksamkeitsstörung, abgekürzt AD(H)S. Vier monochrom weiße Looks überzeugen durch ihre außergewöhnlichen Cut-Outs Formen und sorgfältigen Schnitttechniken. Mit liebevollen Details hinsichtlich feiner Textilien und grazilen Kettenschnürungen handeln die Designs von den Herausforderungen, aber insbesondere auch den Stärken mit der AD(H)S einhergehen kann. Die Kollektion trägt so auf kreative Weise zu der Normalisierung in der Gesellschaft bei.
Alexander Gigl – “Of old and new”
Alexander Gigls Abschlusskollektion trägt den Titel “Of old and new” und umfasst fünf Looks in einer schwarz und weißen Farbpallette. Die avantgardistischen Designs beeinhalten unter anderem weite Passformen, extra lange Ärmel und bauchfreie Schnitte. Tätowierte Models und eines mit einer Irokese unterstreichen die rebellischen Einflüssen aus dem Punk wie beispielsweise die weiten Shorts kombiniert mit Kniestrümpfen und Boots. Der angehende Designer bricht mit seinen Designs gesellschaftliche Normen.
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