Nachhaltigkeit und Qualität – zwei Begriffe, die in der Modebranche oft miteinander in Verbindung gebracht werden, aber nicht immer selbstverständlich sind. Das Event “MADE TO LAST” der Fashion Changers am ersten Tag der BFW 25, zeigte eindrucksvoll, wie bewusstes Konsumverhalten, Innovation und Reparaturkultur die Zukunft der Mode verändern können.
Bereits zum fünften Mal fand ein Talk der Fashion Changers in Zusammenarbeit mit dem Conscious Store von Peek & Cloppenburg statt und bot spannende Einblicke in nachhaltige Modepraktiken, Kreislaufwirtschaft und die Bedeutung von langlebigen Produkten.
Trotz des laufenden Normalbetriebs des Stores schuf die Veranstaltung eine gemütliche und familiäre Atmosphäre. Die Sitzplätze waren einladend arrangiert, und die Besucher wurden freundlich empfangen. Während der Hintergrund von Ladenmusik und geschäftigem Treiben geprägt war, konzentrierte sich das Publikum auf die spannenden Vorträge und Workshops.
Nachhaltigkeit durch Qualität – Ein Perspektivwechsel
Der Auftakt des Events begann mit einem Input-Vortrag zur Nachhaltigkeit durch Qualität der fashion changers. Die Kernbotschaft: Mode kann nur dann wirklich nachhaltig sein, wenn sie langlebig und hochwertig verarbeitet ist. Greenwashing ist ein großes Problem, denn viele Marken werben mit Nachhaltigkeit, ohne tatsächlich langlebige Produkte anzubieten.
Ein zentrales Thema war die geplante Obsoleszenz – die Strategie vieler Marken, Produkte absichtlich so zu designen, dass sie nach einer bestimmten Zeit kaputtgehen oder nicht mehr tragbar sind. Dadurch wird die Möglichkeit zur Reparatur bewusst eingeschränkt, um den Konsum anzukurbeln. Doch Qualität kann genau hier als Lösung dienen: Ein hochwertiges Kleidungsstück hält länger, reduziert Abfall und fördert nachhaltiges Konsumverhalten.
Auch die EU setzt sich für eine umweltfreundlichere Modebranche ein. Die EU-Textilstrategie, Teil des Green Deals, bewertet die Modeindustrie als Hochrisikofaktor für Umweltverschmutzung und setzt auf kreislauffähige Produkte sowie Aufklärung. Die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) spielen eine Rolle, insbesondere Ziel 12: Nachhaltiger Konsum und Produktion, das sich mit Abfallreduktion, nachhaltiger Beschaffung und bewussterem Konsum befasst.
Mode als Werkzeug für Veränderung
Ein Highlight des Events war der inspirierende Beitrag der Fashion Changers – einer Plattform, die sich der Aufklärung, Weiterbildung und Vernetzung rund um nachhaltige und faire Mode widmet. Ihr Leitsatz:
“Mode zu verändern, bedeutet nicht nur zu designen – es bedeutet auch, zu schreiben, zu sprechen und zu gestalten.”
Nachhaltigkeit ist keine Aufgabe einzelner, sondern ein gemeinsames Projekt. Amanda Lee McCarthy, bekannt durch den Podcast Close Horse, diente als Inspiration, sich nicht von “Doomerism” – der Hoffnungslosigkeit angesichts globaler Krisen – überwältigen zu lassen. Stattdessen sollte nachhaltige Mode als Chance für positiven Wandel gesehen werden.
Zudem wurde betont, dass Konsumenten nicht nur Käufer sind, sondern sich auch bewusst als Bürger sehen sollen. Denn wer bewusst konsumiert, gewinnt Zeit für andere Dinge – sei es Aktivismus, Aufklärung oder kreative Lösungen für eine nachhaltigere Zukunft, so Nina Lorenzen, Co. Founder von Fashion- Changers.
Stitch & Repair – Die Kunst der Langlebigkeit
Ein besonderes Highlight war die Kollaboration mit Natascha Hirschhausen, einer Designerin, die mit ihrer Zero-Waste-Philosophie beeindruckt. Während konventionelle Marken oft 30 % Verschnitt produzieren, liegt ihr Anteil unter 1 %. Ihre Herangehensweise: Sie testet ihre eigenen Prototypen auf Langlebigkeit und setzt auf durchdachtes Design.
Für sie muss nachhaltige Mode nicht nur qualitativ hochwertig sein, sondern auch gefallen. Schließlich wählen Konsumenten Kleidung nicht nur nach Material, sondern nach Ästhetik. Entscheidend ist, dass eine Verbindung zum Kleidungsstück entsteht – sei es durch die Geschichte dahinter oder durch ein angenehmes Tragegefühl.
Ein spannender Tipp von Hirschhausen: Ein Blick aufs Pflegeetikett lohnt sich. Viele Marken, die sich als nachhaltig bezeichnen, nutzen dennoch Polyesteretiketten, was widersprüchlich ist und sich zudem unangenehm auf der Haut anfühlt.
Ihr Designansatz geht noch weiter: Kleidung soll dem Körper dienen, nicht umgekehrt. Das bedeutet, dass Schnitte Freiraum für Veränderungen bieten sollten – sei es durch verstellbare Weiten oder durch Materialien, die sich flexibel anpassen.
Nachhaltigkeit beginnt mit Wertschätzung
Das Event zeigte eindrucksvoll, dass Mode mehr als nur ein Konsumgut ist – sie kann ein Werkzeug für positive Veränderung sein. Ob durch langlebige Materialien, durchdachtes Design oder durch die Möglichkeit der Reparatur: Nachhaltigkeit beginnt mit Wertschätzung.
Die Botschaft von MADE TO LAST: Wer bewusst kauft, repariert und pflegt, trägt aktiv zu einer besseren Modezukunft bei.
Autor und Fotos: Luna-Marie Grande Matos
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