Einen krönenden Abschluss der Berlin Fashion Week 2024 bot die MAJÈRE Spring Summer 2025 Show mit dem Titel „Unzucht“ in der einzigartigen Location Hotel Oderberger am 04. Juli. Der hoteleigene Pool befindet sich in einer eindrucksvollen Steinhalle mit Kuppel. Für die Show wurde er extra geleert und der Beckenboden geebnet. So liefen die Models in spektakulären Looks auf dem Schwimmbecken während über ihnen Blumeninstallationen schwebten.
MAJÈRE ist ein junges, aufsteigendes Slow-Fashion Label aus Berlin, das sich vor allem durch Texturen, Kontraste und Emotionen in ihren Designs auszeichnet. Die drei Gründer Alawi Harris, Anais Fabricius und Luis Steigleder nutzen vor allem Reststoffe und gebrauchte Stücke für ihre Designs. Das Label selbst beschreibt ihre Kollektionen als etwas, mit dem Emotionen eingefangen und Gefühle transportiert werden, sodass die Linie zwischen Mode und Kostüm verschwimmt.
Der Garten der Lüste
Die MAJÈRE Spring Summer 2025 Kollektion ist inspiriert durch Hieronymus Boschs Malerei „Der Garten der Lüste“, welches die menschliche Neigung zur Sünde und dessen Konsequenzen im Nachleben darstellt. Die drei Panels bilden den Garten Eden, den Garten der menschlichen Vergnügen und die Hölle ab. Neben den weltlichen Sünden werden auch ihre Konsequenzen porträtiert und dienen so als Warnung vor Versuchung, insbesondere im sexuellen Kontext. MAJÈRE erkundet in dieser Kollektion ebenfalls die Themen Desillusion und Versuchung und stellt religiöse Ansichten und gesellschaftliche Normen in Frage.
Ein Naturspektakel
Eingeleitet wurde die Show durch mystische Klänge und sanfte Regengeräusche und das erste Model in einem rosa Kleid mit einem Kragen, geformt wie eine Blüte, schlenderte herein. Schnell wurde klar, dass sich der bedächtige Gang durch die gesamte Show ziehen würde, passend zur gemächlichen Nachwelt. Die Farben bleiben gedeckt mit puderrosa, altrosa, hellgrau und weiß. Auch ein schwarz-weißer Bodysuit mit angesteckten Blättern, sowie weitere Designs im Blütenlook schafften eine ruhige Atmosphäre im Stil des Garten Eden. Im Gegensatz zum gleichbleibenden Gang wurde die Musik jedoch immer schneller und lauter und begann an Hufgetrappel zu erinnern, gepaart mit vereinzelten Krähengeräuschen. Auch die Looks wurden mutiger und düsterer: erst fanden sich nur Fellbündchen und kleine Geweihe an den Schultern oder am Kragen. Dann jedoch betrat tatsächlich ein Model in einem Fell-Korsett mit einem lebensgroßen Geweih und an Hufe erinnernden Schuhen den Runway. Außerdem auffällig waren Stoffe, die einem Kettenhemd glichen oder Einteiler aus geschmiedeten Textzeilen. Auch ein Konzeptdesign zum Thema Reiten weckte Interesse: Ein Geschirr aus Pferdetrensen-Ringen, sowie eine Reitgerte wurden abgerundet durch lederne Reitstiefel. Einen spektakulären Abschluss bot ein Model in einem plastischen Korsett, das sowohl an Zweige und Wurzeln, als auch an die menschlichen Rippen erinnerte und die drei Panels von Boschs Triptychon perfekt aufgriff.
Insgesamt regte diese MAJÈRE Spring Summer 2025 Kollektion definitiv zum Nachdenken an und nahm die Zuschauer mit auf eine Reise durch die kreativen Windungen des Design-Trios.
Autorin: Franziska Greiner – Fotos: Rianon Vran
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