Marina Hörmanseder Interview

Marina Hörmanseder – Interview: Future in Fashion à la Handwerkskunst

Die Jungdesignerin Marina Hörmanseder ist wohl DIE Newcomerin schlechthin. Erst letztes Jahr schloss die gebürtige Österreicherin ihr Modedesign Studium an der internationalen Kunsthochschule ESMOD Berlin ab, danach folgte ihr Runway Debut auf der Mercedes-Benz Fashion Week Berlin im Januar und ehe man sich versieht listete ein Editorial Magazin nach dem anderen Designerstücke aus Marinas Kollektionen in den Must-Have Sequenzen.

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Marina Hörmanseder – Interview: Future in Fashion à la Handwerkskunst

In einem Exklusivinterview für Fashionstreet-Berlin erzählt uns die 27-jährige von Zukunftsplänen, ihrer Standpunkt zum Thema Nachhaltigkeit und der ganz persönlichen Sicht über die Entwicklung in der Welt der Mode.

Wie geht es dir kurz vor der Fashionweek – Stresskoma oder pure Entspannung?

Es geht mir gut, danke. Der Stress ist natürlich im Anflug und treibt mich an, aber ich glaube man ist im letzten Moment immer am produktivsten, deswegen nehme ich mir gar nicht vor zu früh anzufangen da ich mich schon kenne (lacht). Natürlich habe ich einen Zeitplan und arbeite schon einmal die eine oder andere Nacht zu Hause weiter, aber das bin ich mittlerweile ja schon ein wenig gewohnt.

Deine erste Kollektion hast du ja bei dir zu Hause quasi zwischen Wohnzimmer und Küche gefertigt oder?

Ja das stimmt! Ich hatte damals noch kein Atelier und arbeitete wirklich nur zu Hause an meinen Teilen, besonders die ganzen Lederteile nahmen sehr viel Zeit, Kraft und Lärm in Anspruch – ich glaube meine Nachbarn dachten sich auch ihren Teil. Darum bin ich noch glücklicher über mein neues Atelier, und meine Nachbarn bestimmt auch.

Wir befinden uns ja gerade in deinen neugewonnenen vier Wänden welche davor das Atelier des Designerduos Achtland waren. Trittst du damit in ihre Fußstapfen, werden wir Marina Hörmanseder zukünftig auf den internationalen Laufstegen finden?

Na hoffen wir es, man wird sehen – die Räume haben aufjedenfall eine sehr gute Aura!

Apropos Zukunft, Future in Fashion & Nachhaltigkeit sind immer größer werdende Themenbereiche – wie stehst du dazu?

Nachhaltigkeit ist mir extrem wichtig! Nicht nur weil ich meine Kollektionen in Berlin zeige, sondern weil mir das Thema generell sehr am Herzen liegt.
Ein Beispiel ist eine noch in den Kinderschuhen steckende Kooperation mit einem Sonnenbrillenhersteller der nur mit ökologisch abbaubaren Lacken arbeitet, oder was mein Leder angeht – ich beziehe keinen Zentimeter billiges Material aus riesigen Schlachthöfen wie es z.B. in Indien der Fall ist, sondern kenne all meine Gerbereien in Italien von denen ich das Material beziehe. Die Tiere dort werden für die Nahrungsmittelindustrie geschlachtet, denn für mich würde es nicht in Frage kommen wenn dies ausschließlich wegen ihrer Haut geschehen würde.

Ich habe mich bis jetzt auch bewusst gegen Pelz entschieden, doch viele Freunde von mir in Österreich sind beruflich Jäger und müssen bezüglich der Erhaltung des natürlichen Gleichgewichts Füchse erschießen und anstatt diese mit Fell zu begraben, geben sie deren Pelze mir um sie zu verarbeiten. Somit habe ich die Möglichkeit Pelz zu verwenden, ohne diesen aus einer künstlichen Züchtung zu beziehen.

Wie Gesagt, meine Gedanken schwirren konstant um das Thema Nachhaltigkeit und ich werde es zukünftig definitiv stetig in meine Projekte integrieren.

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Du bist also selbst mit deinen Gedanken immer unterwegs in Richtung Zukunft wie ich sehe, oder?

Auf jeden Fall, ich habe so viele Pläne und Ideen die ich gerne umsetzen möchte. Momentan nehme ich zum Beispiel bei Start your Fashion Business teil und habe vor kurzem die Nachricht erhalten im Finale zu sein!
Dieser Fashionwettbewerb wird von Projekt Zukunft veranstaltet und ermöglicht jungen Berliner Modelabels sich mit ihrer Kollektion inklusive den dazugehörigen Businessplänen zu behaupten.
Man möchte natürlich nicht nur sein Label gründen und Designer sein, sondern auch mal sehen durch wie viele verkaufte Stückzahlen man sich wirklich am Markt mit seinen Entwürfen behaupten kann, denn ins Blaue rein designen? Kommt für mich nicht in Frage!

Momentan liegt es ja sehr im Trend Mode zu studieren, vor allem Berlin hat mit der Präsenz von acht der größten Modeschulen landesweit ein enormes Angebot in petto – wie denkst du über diese Tendenz?

Ob es nun Trend ist Mode zu studieren oder nicht, diese Frage stellt sich im Nachhinein sowieso nicht mehr. In dieser Branche wird man ehe man sich versieht aussortiert wenn keine Leidenschaft oder mangelnder Ehrgeiz dahinter steckt. Es geht nicht nur darum Mode zu machen, sondern Ideen zu haben und davon zu leben diese umzusetzen.

Inwiefern lässt du dich von Trends beeinflussen, oder sind es gar ganz andere Faktoren die deine Kreativität nähren?

Mir persönlich ist das Handwerk einfach unglaublich wichtig!
Es ist die traditionelle Art etwas mit seinen eigenen Händen zu verarbeiten und herzustellen. Gerade Traditionen gehören meiner Meinung nach gewahrt, denn auf diese bauen wir auf.
Ich sage immer gerne dass die eigene Arbeit die Verschmelzung seiner persönlichen Wurzeln reflektiert. In meinem Fall ist es das Handwerk durch meinen österreichischen Vater, und die Eleganz durch meine aus Frankreich stammende Mutter.

Bevor wir dich wieder weiterarbeiten lassen, da du in wenigen Tagen deine aktuelle S/S 15 Kollektion auf der Mercedes-Benz Fashion Week zeigst – wie schaltet man nach so viel Trubel am besten ab?

Momentan ist an Abschalten nicht zu denken, ganz im Gegenteil! Mein Team und ich arbeiten auf Hochtouren.
Sobald es jedoch soweit ist werde ich mich wohl ein paar Wochen in keinster Weise mit Design beschäftigen, doch gesagt ist immer leichter als getan oder? (lacht)

Wir von Fashionstreet-Berlin konnten schon einen kleinen Vorgeschmack auf ein paar Teile der neuen Kollektion erhaschen und verraten nur soviel:
Die Runwayshow von Marina Hörmanseder wird die Berliner Modewoche verstummen lassen – denn für solch eine Hammer Kollektion wie diese fehlen uns schlichtweg die Worte!

Autor: Diana Schiller  –  Fotos: KOWA-Berlin
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