In dem Made/In German India x MBFW Panel Talk am 16.03.2022 über die Website von Mercedes-Benz Berlin wurden die Themen Handarbeit, Bewusstsein und Verbraucherbildung thematisiert. Bei dem kreativen Diskurs waren die Kunsthandwerksaktivistin, Designerin, Autorin, Mitbegründerin und Vorsitzende von DASTKAR, Laila Tyabji; Rina Singh, Designerin und Gründerin von EKA; die Designerin und Gründerin des Beneficial Design Institute, Prof. Friederike von Wedel-Parlow; Evelyn Sitter, eine Designerin und Textilkünstlerin; die Kreativdirektorin und Gründerin von WHITE CHAMPIONS und MADE/IN, Anjana Das und Nicole Hardt, die Kreativdirektorin und Gründerin von MADE/IN.
Handarbeit und die Prinzipien der Herstellung
Gründerin Anjana Das leitet den MBFW Talk ein. Sie spricht davon, wie sich zunehmend virtuelle Mode etabliert und zu weniger physischem Konsum geraten und dennoch die Zukunft der Handarbeit und die Prinzipien der Herstellung sowie die Schönheit handgefertigter Textilien thematisiert wird. Anjana sagt: „Stoff, das Material aus dem Mode und Textilhandwerk im wirklichen Leben bestehen, ist die Faser die uns alle als Menschen miteinander verbindet. Textilien haben die Welt in der wir leben, definiert, geformt und verändert. Alltagstextilien bieten uns weiterhin Wärme, Schutz und Komfort, aber sie dienen auch als Zeichen der Zugehörigkeit – sie schaffen ein Gefühl der Identität.“
Die Modewelt muss sich ändern, denn Fast Fashion und die Preisgestaltung schaden dem Planeten und den Menschen selbst. So sollen bewusster Konsum und Transparenz der Produktionsprozesse das Verständnis von Qualität und den Wert von Handarbeit nachhaltig verändern. Das Ziel von dem Projekt Made/In ist die aktuelle Lage des textilen Handwerks in Deutschland sowie in Indien zu dokumentieren und die Zukunft des Handwerks zu skizzieren. „Denn wir glauben, dass das Kunsthandwerk schon immer das Potenzial hatte, das Neue und Alte zu erfassen und Tradition und Exzellenz mit den Anforderungen unserer Zeit zu verbinden”, so Gründerin Anjana Das. Im Laufe des Talks wird über die Zukunft der Handarbeit aus unterschiedlichen Blickwinkeln gesprochen.
Die Beziehung zwischen Mode und Kunsthandwerk
Laila Tyabji arbeitet selbst im Bereich des Kunsthandwerkes in Indien. In ihren Augen schafft die Modebranche eine aufregende, kreative und sich verändernde Tätigkeit und beschafft neue Arbeitsplätze. Jedoch war sie noch nie so fluktuierend und vergänglich wie aktuell. Handarbeit hingegen benötigt Zeit und kann mit der Schnelllebigkeit der Modeindustrie nicht mithalten. „Und das ist vielleicht der Grund, warum Handwerker immer eher von Modedesignern beschäftigt wurden, als dass sie aktive Protagonisten in der Modeindustrie waren. Aber die Pandemie hat uns Zeit gegeben, uns zu besinnen und über alles nachzudenken“, so Laila Tyabji.
MBFW Berlin Panel Talk: Made/In
„Mode und Handwerk waren schon immer eng miteinander verwoben und haben sich gemeinsam weiterentwickelt“, so Prof. Friederike von Wedel-Parlow. Dabei sagt sie auch, dass diese enge Verbindung in den letzten 50 Jahren der Industrialisierung und der Entwicklung der Fast Fashion Industrie verloren gegangen ist. Doch laut ihren Aussagen hat Handwerk das Potential die realen Bedürfnisse der Menschen entgegenzukommen und somit auch die Modeindustrie neu zu gestalten: Die Menschen wollen „wirklich authentische, bedeutungsvolle Designstücke, mit denen sie sich identifizieren können.“ Dabei sind auch transparente Entstehungsprozesse und die Geschichten der Menschen, die diese Kleidung produzieren, außerordentlich wichtig und „nicht die kommerzialisierte, werbefinanzierte Mode ohne Bedeutung.“
Autorin: Annika Felicitas Schröder – Video: MBFW
