Am Abend des 28. Juni 2016 lud die HfK Bremen im Rahmen der Mercedes-Benz Fashion Week Berlin zur Modenschau UNTER. Das Aquarium des Zoologischen Gartens Berlin bot als Location eine Menge zum Staunen. Unterwasserklänge vermittelten Ruhe und boten gleichzeitig Spannung. Die Zuschauer konnten sich die gesamte Zeit über frei durch die Räumlichkeiten bewegen. Noch ein Mal Kind sein, die Hände an die Scheibe strecken und sich über die kuriosen Wesen der Meere wundern. Ein beklemmendes Klingeln läutete die Show ein und plötzlich begann ein buntes Wirrwarr.
Für ihre Modenschau hatten die Studenten der Hochschule für Künste Bremen ein großes Ziel gesetzt: eine Kollektion aus über 100 Outfits verschiedener Designer, eine Kollektion aus Kollektionen.
Typisch für die HfK Bremen wird Mode an einen Ort gebracht, wo sie niemand erwarten würde – und doch interagiert sie als künstlerisches Wesen.
Im Laufe eines “aquachaotic hide-and-seek” kann der Zuschauer sich “UNTER_mischen oder Abstand wahren”, erklärt Birte Manz, Studentin im Studiengang Integriertes Design. Der Betrachter selbst wählt zwischen Nähe und Distanz.
Gezeigt wurden viele experimentelle und einige tragbare Designs, die im Studium ohne konkrete Aufgabenstellung erschaffen wurden. Bekleidung und Accessoires zeichneten sich durch ein unendliches Spektrum an Farben und Formen aus und bestachen durch ihre ausgefallene Materialwahl. Fair gehandelte Bio-Baumwolle und traditionell geknüpfte Teile koexistierten neben Pappe, Obstnetzen und Absperrband, dicke Knitwaren kontrastierten mit feiner Transparenz. Asymmetrie und Chaos trafen auf geometrische Schnittkonstruktion.
Die Inszenierung der Show war von der mit Artenreichtum bestückten Location selbst inspiriert. Das Konzept des Schwärmend und Fließens fassten die Models in ihrem Gang und ihrer Ausdrucksweise aus, die das Publikum umgaben und in ihren Bann zogen. Sie wandelten, taumelten durch den Raum, dann blieben sie stehen, wie vereist, und posierten, blickten die Fische an. Maskiert, gezeichnet, behangen. Mit weißer Farbe im Gesicht, Schlappen aus braunem Klebeband, Fransen überall. Inneres nach außen gekehrt. Es hing und fetzte, von farblos bis knallig bunt. Patchwork wurde auf die Spitze getrieben. Einige gefangen unter ihren Lastern, in Decken eingehüllt, andere frei und leuchtend und unbegrenzt. Einige schienen verletzlich, andere unvergänglich und allen Gefahren gegenüber gewappnet.
Zwischen den Kollektion war nur schwer ein Anfang und Ende erkennbar. Orientierung boten Publikumsführer in gelben Mantelkreationen, die wie die Security der verrückten, verruchten Bande wirkte.
Die Models umschwirrten uns, sahen uns an und sahen wieder weg und am Ende wussten wir nicht mehr, was normal war und was verrückt und ob diese Etiketten überhaupt einen Sinn machen oder ob das Spektakel der unbestimmten Generation den Menschen besser verstand als jedes geordnete System. Aber eines war sicher: Dieses facettenreiche Experiment der HfK Bremen, das Grenzen und Konventionen über Bord warf, war mit Abstand das spannendste Event, dass die Berliner Fischwelt je erleben durfte.
Autor: Julia Sophie Hellmann – Fotos: KOWA-Berlin
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Modenschau UNTER der HfK Bremen 2016
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