Mühelos cool – Isabel Marant im Portrait

9h00

Die Haare fallen locker über die Schulter, die Zigarette sitzt lässig im Mundwinkel. Zum Kaffeeholen ist sie in schwarze Lederhosen, eine graumelierte Strickjacke und Biker-Boots geschlüpft. Das T-Shirt wird vorne locker in die Hose gesteckt, der Cardigan könnte aus einer Männerabteilung stammen.

15h00

Nachmittags eilt sie mit Lederjacke und weißer Seidenbluse von Bon Marché zu Colette. Die langen Beine stecken in dunklen Röhrenjeans; spitze Wildlederstiefeletten tragen sie vom linken zum rechten Seine-Ufer.

23h00

In Military-Blazer und Kleid nippt sie im Café au Flore an einem Glas Wein, bevor sie den Abend im Montana ausklingen lässt.

Von müheloser Eleganz und Coolness. Isabel Marant im Portrait.

Es ist dieser mühelose Chic, der den Stil der Pariserinnen ausmacht und keine andere Designerin verkörpert ihn so sehr wie Isabel Marant. Die 46-jährige Französin wächst im Pariser Nobelvorort Boulogne-Billancourt bei einem französischen Vater und einer deutschen Mutter auf. Nach der Trennung ihrer Eltern färbt sie sich die Haare rot und kleidet sich eigenwillig. „Kleidung war für mich wie Therapie“, sagt sie später in einem Interview. „Mit Mode hatte das nichts zu tun, es war einfach ein Mittel, um sich abzugrenzen.“ Schon während ihrer Kindheit reist sie mit ihren Eltern nach Amerika, Afrika, Indien und die Karibik, wo sie Eindrücke sammelt, die später den Grundstein für ihren multikulturellen Stil legen.

Isabel Marant Titel

Die Inspiration für ihre erste Kollektion findet Marant im Dschungel – unschwer zu erkennen an Animalprints und Erdtönen wie Braun und Khaki. Zwei Jahre später verschlägt es sie mit sportlichen Netzhemden und farbigen Skaterjacken ins sonnige Kalifornien. 2012 interpretiert sie das Cowgirl neu: Ihre Models schlendern mit Jeanshemden, rot-weißen Blumenapplikationen und Wildlederfransen über den Laufsteg. Doch egal, welche Kultur ihre jeweilige Kollektion prägt, eines haben die Kreationen von Marant immer gemeinsam: Sie strahlen eben diese zeitlose Coolness und mühelose Eleganz aus, die man auch in den Straßen von Paris wieder findet. Dabei gelingt der Designerin stets die Gratwanderung zwischen mädchenhafter Unbefangenheit und dem Selbstbewusstsein einer erwachsenen Frau. Sie selber sagt: „ Meine Nichte ist 16, meine Mutter 75 – und beide tragen jeden Tag Isabel Marant.“

Die Designerin, die mit 15 Jahren ihre erste Nähmaschine geschenkt bekommt, ist sich selbst ihr liebstes Vorbild: Sie möchte Kleidung entwerfen, die ihrer eigenen Denkweise entspricht und die sie selbst gerne trägt. Auf das große Rampenlicht legt Marant keinen Wert. „Ich habe nie davon geträumt, eine große internationale Designerin zu werden“, offenbart sie der ZEIT in einem Interview. Auf der Straße ist die Französin oft ungeschminkt und mit Sweater anzutreffen. Ihre ergrauten Haare sind stets wirr zurückgebunden, ihr Handgelenk schmücken bunte Armbänder. Marant gilt als unprätentiöse Frau, die sich selbst und ihre Umwelt nie zu ernst nimmt und für genau diese Art von Frau entwirft sie. „Ich hasse berühmte Frauen“, erzählt sie einem Redakteur des Love Magazines. „Meine ideale Frau ist Serge Gainsbourg…nicht, dass er eine Frau gewesen wäre.“ Zur Erinnerung: Der Chansonnier und Schriftsteller Gainsbourg ging vor allem durch provokative Auftritte in die Geschichte ein. Als enfant terrible erschien er gerne alkoholisiert zu Veranstaltungen und verbrannte vor laufenden Kameras einen 500-Franc-Schein.

Eigentlich will die Französin, die inzwischen mit ihrem Mann und Sohn Tal in New York lebt, Wirtschaftswissenschaften studieren. Mit 18 Jahren entscheidet sie sich, Kleidung zu ihrem Beruf zu machen und beginnt ein Studium an der Pariser Modeschule Studio Berçot. Ihre Firma baut sie alleine auf und heute gehört sie zu einer der wenigen Designer, die nicht von einem großen Modekonzern abhängig sind. Mittlerweile gibt es 14 Isabel-Marant-Boutiquen weltweit, darunter sogar in Beirut und Seoul. Die Angebote der Investoren, die sie täglich anrufen, schlägt sie ab. Sie sieht sich selbst als Workaholic und gibt die Fäden ungern aus der Hand. Das Logo des Labels, sowie der Name ihrer preiswerten Linie „Étoile“ stammt noch aus Schulzeiten: Damals verziert Isabel Marant ihren Namen mit einem Stern, statt mit einem i-Punkt, um sich von ihren Mitschülern abzugrenzen.

Zu den Marant-Klassikern gehören Wildleder-Sneaker mit Keilabsatz, sowie „Dicker Boots“, die die Designerin liebevoll boots camarguaises nennt. Weiße Jeans mit Ethnomuster erhellen selbst graue Regentage und verzierte Kastenjacken sind das ganze Jahr über ein Hingucker – sowohl tagsüber als auch abends. Für Marant-Einsteiger empfiehlt sich der „Good Morning Tokyo“ Sweater in Pink oder Bordeaux, sowie die Pilotenbrille „Matt“, die sie gemeinsam mit Oliver Peoples kreiert hat. Die rosafarbenen Gläser des Brillenmodells erinnern an die 70er Jahre und machen Lust auf Sommer. Sacré cool!

Autor: Anna Walter  –  Fotos: Anna Walter , Produktfotos: Isabel Marant über mytheresa.com

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