Mit der Capsule Collection Dis/Play kehrt Designer Vladimir Karaleev zur Berlin Fashion Week zurück und präsentiert ein experimentelles Projekt, das zwischen künstlerischer Materialstudie und skulpturaler Installation oszilliert. Gezeigt wurde die Kollektion am 2. Juli im Rahmen von Studio2Retail in der Nella Beljan Satellite, NBB Gallery an der Karl-Marx-Allee.
Karaleevs kreative Herangehensweise
Die Kollektion entstand aus Deadstock, Schnittresten und gefundenen Materialien und versteht sich als eine Einladung in Karaleevs kreativen Arbeitsprozess. Statt fertiger Mode steht hier das Machen selbst im Vordergrund: Drapierte Stoffreste werden neu arrangiert, einfache Konstruktionen durch manuelle Eingriffe erweitert, der Zufall als gestalterisches Prinzip genutzt.
Die Besucher konnten sich frei durch die Ausstellung bewegen und erleben, wie textile Collagen zwischen Funktion, Form und Experiment entstehen. Besonders prägnant waren die zerschnittene Tanktops, fragil zusammengesetzte Jacken oder umgedrehte Lining-Stoffe, welche die innere Struktur von Kleidung nach außen inszenieren. Was sonst verborgen bleibt, wird hier Teil einer offenen, bewusst unperfekten Ästhetik. Funktionale Details verlieren ihre Zweckmäßigkeit und erscheinen als ornamentale Elemente wie ein kritischer Kommentar auf die Identitätslosigkeit massenproduzierter Kleidung.
Skulpturales Display und Alltagsobjekte als Kunst
Die Präsentation selbst wird Teil des Konzepts: Statt klassischem Runway wurde die Kollektion in einer eigens kuratierten Display-Installation gezeigt. Schneiderpuppen wurden aus Alltagsgegenständen zusammengesetzt , etwa Metallstangen oder Kleiderbügel, die Kleidung schwebte frei im Raum, zwischen Objekt und Funktion. Ein Klapphocker, der mit neuem Textilbezug versehen war, wurde zum Kunstobjekt zwischen Design und Alltagsgebrauch: ein verspieltes Detail, das die Grenzen zwischen Mode, Kunst und Installation weiter aufweicht.

“Dis/Play” ist keine klassische Modenschau, sondern eine Einladung zur Auseinandersetzung mit dem Entstehungsprozess von Kleidung. Vladimir Karaleev bleibt sich und seinem experimentellen Ansatz treu und schafft eine Kollektion, die das Textilische dekonstruiert, reflektiert und neu zusammensetzt. Eine Hommage an das Machen selbst.
Autorin: Aaliyah Netnakhon – Fotos: Ben Mönks
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