Degree Clothing

Degree Clothing: Mit fairer Kleidung gegen den Klimawandel kämpfen

Faire Haargummis – Was soll das sein? Diese Frage stellte ich mir, als ich das erste Mal in Kontakt mit Produkten von „Degree Clothing“ kam. In einem „Unverpacktladen“ hatte ich staunend ein Glas voller Haargummis in der Hand und mir wurde bewusst, wie wenig ich bisher über den Konsum dieses Produktes nachgedacht hatte. Haargummis, die oft als Wegwerfprodukt benutzt werden, sind für Menschen mit langen, (lockigen, wallenden) Haaren ein Accessoire, welches unverzichtbar ist. Bei genauerer Betrachtung erfuhr ich, dass der Stoff für die Gummis im Augsburger Textilmuseum produziert  und in den Schäfflerbach-Werkstätten, einer Einrichtung für Menschen mit Hilfebedarf, zu fertigen Produkten verarbeitet  wird.

Bei Degree-Clothing ist der Name Programm:

Kein Grad mehr für den Klimawandel. Das Ziel des Unternehmens aus Augsburg ist es, Mode für jedefrau nachhaltig und fair zu ermöglichen. Mit Ihrer breiten Auswahl von T-shirts, über Kleider, Hosen, Cardigans bis hin zu Beanies bietet die Marke ein breites Spektrum an alltagstauglichen Kleidungsstücken für Frau und Mann an. All die Kleidungsstücke sind ready-to-wear und dazu noch nachhaltig durchdacht.

Nachdem die Gründungsmitglieder von Reisen durch Neuseeland nach Deutschland zurückkehrten verband sie vor allem Eines: Empörung über die vorherrschende Modeindustrie! Fabian Frei und Wolfgang Schimpfle gründeten das Unternehmen 2014. Mit nachhaltigen Textilen wollten die Augsburger als gutes Beispiel voran gehen, inspiriert durch das neuseeländische Surferleben.

Seit der Gründung sind Frei und Schimpfle mit ihrem Unternehmen einen langen Weg gegangen. Die ersten T-Shirts entstanden mit Siebdruck im Keller – und waren schnell so erfolgreich, dass sie von Paris bis Peru verkauft wurden. Hierauf mussten alle möglichen Ressourcen ausgenutzt werden: Grundlagen zur Schnittgestaltung unterrichtetet die Mutter, selbst Schneiderin, von Schimpfle. Das restliche Wissen brachten sich Frei und Schimpfle selbst bei. Bis heute werden Marketing und Webdesign komplett selbst betrieben. Beide studierten Umwelt- und Verfahrenstechnik.

Fabian Frei und Wolfgang Schimpfle Degree Clothing

Transparenz bis zu jedem einzelnen Baumwollsamen

Mit dem wachsenden Erfolg wollte Degree-Clothing den Überblick über die gesamte Produktionskette ihrer Textilien bekommen. Dabei ist mittlerweile vom  Baumwollsamen bis zu der Verpackung alles konsequent durchdacht.

Die Baumwolle, wird in der Türkei von Hand gepflückt und ist Bio- und Fair-zertifiziert. Dort verdienen die Arbeiter sogar deutlich über dem Mindestlohn. Mit dem Ziel den Boden nicht zu schädigen, wird besonders darauf geachtet, keine Pestizide, aber auch keine großen Maschinen zu verwenden.

Die Produktionsstätten befinden sich größtenteils in Portugal. Diese haben die Unternehmer selbst gewählt, um die Sicherheit zu haben, dass die Arbeiter- und Umweltbedingungen hohem Standart einhalten, und Transportwege sich verringern. In Planung ist es, größere Teile der Produktion auch nach Augsburg zu verlegen.

Not just less bad

Dies reicht dem Unternehmen aber noch nicht. Um mit den Produkten am Ende ihres Gebrauchs die Mülldeponien nicht noch weiter zu füllen, wird immer mehr auf Plastik und Metalle verzichtet. Dafür sollen Textilien, die abbaubar sind, in Zukunft dominanter verwendet werden. Hier wird auf Hanf und Brennnessel gesetzt, aber auch alte Pet-Flaschen und alte Faser werden recycelt und wieder verwendet.

Somit gibt sich das junge Unternehmen ganz und gar nicht mit den Textilindustrie Standards zufrieden und versucht den Markt weiterführend nachhaltig zu verändern. Die Preise sind für diese Transparenz mit 30 bis 40 Euro für ein T-Shirt erschwinglich, denn Degree Clothing soll für jedefrau sein und unabhängig von dem Ökologischen Hintergrund gekauft werden.

Politische Meinung tragen

Nicht nur im Hintergrund der Kollektionen will Degree Clothing politisch korrekt auftreten. Die aktuelle Kollektion setzt sich mit nordkoreanischem Zeitgeschehen auseinander und übt offen Kritik. Nach einer Reise der Gründer durch Nordkorea druckte das Label T-Shirts mit einem satirischen Wikipedia-Eintrag über den nordkoreanischen Staatspräsidenten Kim Yong-Un.

Seit dem 13. Oktober 2018 haben die Gründer von Degree Clothing ein weiteres Projekt am Start. Mit SUSLEt Outlet (sustainable” und „Outlet“) haben sie es geschafft, das erste nachhaltige und faire Outlet zu eröffnen. Dies entstand aus dem Problem heraus, dass Musterteile und übrig gebliebene Kollektionsteile mit kleinen Fehlern im Lager blieben. Kleidungsstücke, die keine Verwendung finden, sind ein brennendes Problem in den Augen der Augsburger. Im Outlet werden die ausgemusterten Teile regionaler und internationaler Marken günstiger angeboten. Ausgewählt werden diese über den SUSLET Kodex‘ (Produktionsbedingungen, Zertifikate wie „PETA“ oder „IVN Best“ und die Verwendung von qualitativ hochwertigen Bio-Stoffen). Nach den Betreibern soll SUSLET ‚wie eine Art Einstiegsdroge für die nachhaltige Modewelt funktionieren.’ Denn hier wird dem Konsumierenden die Angst genommen, sie könne sich nachhaltige Mode nicht leisten. Zu jedem Kauf gibt es dazu dann noch die SUSLET-Pille in die Tüte.

Eine Seedbomb aus wasserlöslicher Glucose, die mit Erde und Blumensamen gefüllt ist. Somit tragen die Augsburger sogar einen kleinen Teil gegen das Wildbienen-Aussterben bei.

Keine kleinen Ziele

Marken wie Degree Clothing sind ein weiterer Beweis dafür, dass umweltbewusster Konsum dem Kunden leicht gemacht werden kann. Die Käufer der Marke, kaufen diese nicht unbedingt aufgrund der Produktion sondern viel eher aus dem Gefallen an der Kollektion.

Die Inspiration aus dem naturnahen Surfer Lebensstils findet sich in allen Teilen: Frei, locker, lässig sitzen die Kleidungsstücke und wollen gute Laune verbreiten. Frei und Schimpfle sehen ihre Marke als Vorbild für andere Labels und haben klare Ziele, sie würden gerne das größte Green Label werden.

Alles in Allem lohnt sich also nicht nur ein Griff ins Haargummiglas, auch ein zweiter Blick auf die Kleidung der bayrischen Surferboys lohnt sich!

Autor: Luise Zimmermann – Foto: Degree Clothing

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