Stiller Luxus als Trend

Stiller Luxus als Trend in Krisenzeiten

Leiser oder Stiller Luxus kursiert aktuell in den Mode-Bubbles der sozialen Medien herum und gewinnt immer mehr an Beliebtheit. Er ist eine Gegenreaktion auf die luxuriöse, sehr auffällige und oft quer von bunten Logos übersäten Modetrends der letzten zehn und besonders drei Jahre. Denn nachdem die Modeindustrie zu dieser Zeit sehr von Konsum, Fast Fashion und einem verschwenderischen Lebensstil profitiert hat, empfinden viele Leute die Modetrends dieser Zeit, darunter beispielsweise Logomanie, knallige Farben und auffällige Accessoires als eher anstößig. Wir fragen uns, was es mit dem „stillen Luxus“ Trend auf sich hat.

Stiller Luxus – Der Aufstieg

Es gibt mehrere Gründe, die erklären, warum stiller Luxus gerade jetzt wieder in Mode kommt, wobei er überhaupt nicht neu ist. Sei es, dass Medien wie beispielsweise der Gossip Girl Reboot oder HBOs White Lotus die Oberklasse und Reichen in schlichter Kleidung von teuren Marken, welche jedoch nicht sofort zu erkennen sind, porträtieren. Oder, dass Kleidung und insbesondere T-Shirts, die mit großen Markennamen versehen 1. nichts Besonderes, 2. damit leicht zu fälschen und 3. weniger begehrenswert sind. Da die Kleidung, die wir tragen großen Einfluss auf unsere mentale Stimmung hat, macht es Sinn, dass Leute dem stillen Luxus, wie es auch die „Old Money“ Ästhetik zeigt, nachahmen, um sich wohlhabend und damit sorgenfreier zu fühlen. Man trägt gerne luxuriöse Kleidung, wobei gerade zeitlose und klassische Designs von namenhaften Marken wie die Givenchy-Neuheiten für Damen interessant sein können. Und das Verlangen danach scheint gerade jetzt hoch zu sein, sodass sich die Frage stellt, ob krisenhafte Weltgeschehen auch der Grund für simplere Kleidung sind bzw. für den leisen Luxus in der Mode sind.

Der Einfluss von Krisenzeiten auf unseren Kleidungsstil

Bereits in der Vergangenheit sind Modebegebenheiten von Krisen beeinflusst worden. Die Great Depression Weltwirtschaftskrise in den Jahren 1929 bis 1938 hat dazu beigetragen, dass die Kleidung der Leute simpler wurde. Indem beispielsweise Reißverschlüsse anstatt Knöpfe an Kleidung befestigt wurden, sparten die Menschen Kosten ein. Zudem hat der bekannte Börsenkrach bewirkt, dass der konservative Look wieder angesagt war. Midi und Maxi Röcke waren bequem und gängig. Einfache Rundhalsausschnitte waren wieder beliebt. Zu den Krisenzeiten in der Wirtschaft ging es den Bürgern darum, günstig, simpel und praktisch, sowie gemütlich gekleidet zu sein – ohne viel Schnick Schnack. Andererseits kleideten sich die Frauen, die zu Hause blieben in tollen Kleidern als ihre Männer im zweiten Weltkrieg kämpften. In den Jahren 1939 bis 1945 spielten während dieser krisenhaften Zeit Funktionalität und Preis eine große Rolle, wobei Komfort doch ein wenig vernachlässigt wurde. Frauen sparten nicht an der Exklusivität und dem modischen Look ihrer aufwändigen Kleider, Kostüme und Accessoires. Lange Kleider blieben eng tailliert, Damenkostüme waren geschmückt mit Knöpfen, Anhängern und Bestickungen und Mäntel beinhalteten einen umschnürenden Gürtel. So spendeten die fast korsettartigen Kleider der Frau womöglich Hoffnung als sie darauf wartete, dass ihr Mann aus dem Krieg zurückkehrt. Sie trug tagsüber nicht das bequeme ballonartige Nachthemd.

Die Schlichtheit der 2000er Mode

In der Weltwirtschaftskrise in 2007 bis etwa 2009 zeigte sich wieder der Zusammenhang zwischen Krisenzeit und bequemer Kleidung. Als die sogenannte Great Recession einschlug, war es unerwünscht mit teurer, cooler Kleidung zu prahlen. Die minimalistische Mode-Era der 2000er Jahre begann. Ähnlich wie zuvor in der Great Depression kam der Rundhalsauschnitt zurück. Die Leute trugen Klassiker wie weiße T-Shirts und Jeans – und das sogar auf dem roten Teppich. Der größte Hit waren aber die simplen Juicy Couture Velour Anzüge. Der bequeme Jogginganzug mit weitem Hosenbein, Reißverschluss und Kapuze war unschlagbar.

Und der 2000er Jahre Mode Comeback in den letzten zwei bis drei Jahren brachte leuchtende Farbe, lauter große Logos und Maximalismus mit sich, wobei sich der simple Kleidungsstil wieder einmal als Gegenbewegung entwickelt hat. So stehen wir heute mit dem Modetrend des stillen Luxus da und feiern den schlichten und zeitlosen Kleidungsstil, der nur subtil Reichtum verkörpert.

Autorin: Aaliyah Netnakhon – Fotos: alonesdj/123rf.com

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