Vom Newcomer zum Überflieger innerhalb von 30 Minuten – wer heute auf der Show von Esmod-Absolvent Thomas Hanisch war, weiß, von was wir reden. Der junge Designer, dessen skulpturelle Entwürfe auch schon von Popstar Lady Gaga getragen wurden, zeigte seine Kollektion erstmals auf der Stage im Zelt. Inspiriert vom barocken Zeitalter und medizinischen Experimenten an Zwillingen wurde die doch eher düstere Inspiration auf eine Art und Weise eingesetzt, die die Zuschauer begeistern konnte. Eine Gratwanderung zwischen Avant-Garde und Prêt-a-Porter, die nicht einfach zu schaffen ist: doch Thomas Hanisch Herbst Winter 2015 ist eine Kollektion, die genau das geschafft hat.
Die Show begann mit einem Pelzmantel aus bordeauxfarbenem Fake-Fur und aufgesetzten Beschlägen aus schwarzem Leder, die in mehreren Looks als Detail zu sehen waren und auf medizinische Vorrichtungen anspielten. Perfekte Symmetrie im Grundschnitt zog sich durch die gesamte Kollektion. Filigrane Digitalprints und sommerliche Farben wie Himbeerrot und helles Petrolblau wurden mit schwarz und nude exzellent in die kalte Jahreszeit eingeordnet. Ein Spiegelkabinett der Statement-Pieces, für die der Designer schon bekannt ist. Hanisch scheint aber etwas ruhiger geworden zu sein: viele Entwürfe, wie die Mäntel, Capes und Jacken, sind durchaus tragbar und machen nicht nur an Lady Gaga einen guten Eindruck. Doch Thomas Hanisch wäre nicht Thomas Hanisch ohne ein Mindestmaß an Dramatik und Pathos: stark betonte Schultern, ein bodenlanger Mantel, ein aufgesetztes Cape aus rosa glänzendem Latex und zwei Abendkleider, die mit Draht-Verstärkungen am unterem Saum fast so wirkten, als würden sie über dem Boden schweben. Barocke Üppigkeit vs. klinische Sauberkeit und Memento Mori vs. Carpe Diem: Thomas Hanisch Herbst Winter 2015 ist eine gelungene Verbindung aus eigentlich gegensätzlichen Einflüssen und Stilrichtungen.
Autor: Jonas – Fotos: Mercedes-Benz Fashion
THOMAS HANISCH Herbst Winter 2015
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