Um sachte in das bunte-schwarz-weiß Treiben der Fashion Week hinein zu schlittern stimmte man sich am Samstagabend vor der Mercedes-Benz Fashion Week Berlin mit den Abschlussgängern und Neudesignern der Esmod Berlin ein. Die Studenten der International University of Art for Fashion präsentierte ihre Bachelor Abschlusskollektionen unter dem Eventnamen INDEPENDENCE. Das Vollgutlager in Neukölln war bei fast 40 Grad die perfekte Locationwahl. Nachdem sich die vier langen weißen Bankreihen um den Laufsteg gefüllt hatten begann die Show um 21Uhr. 25 Absolventen präsentierten meist 5 Looks die auf elektrische Beats durch die Halle marschierten. Einige Merkmale waren auffällig und oft in den Kollektionen wiedererkennbar. So arbeiteten die Studenten mit festen körperfremden Stoffen, flache Schuhe, weiten Hosen und geraden Schnitten. Man meinte zu erkennen, dass die japanische Tradition einen großen Einfluss auf die neuen Designköpfchen hegte. Der Einsatz von Kimonos, abstrakt, überlagert und neu interpretiert wurde manchmal deutlicher, manchmal versteckt sichtbar.
Die Arbeiten zeigten eine Vielfalt an verschiedenen Stoffbearbeitungen, Siebdruck, Strick, Filz oder handgearbeitetes Gewerbe aus den dicken Wollfäden. Schwarze Spitze wurde durch dicke Flokatistoffe in rosa gebrochen. Über groben Strick wucherten Plastikblumen. Männer trugen Kleider und aus Frauen wurden Männer. Die Nachwuchsdesigner arbeiteten lieber körperfremd als nah. So wurde aus den Kleidern eine aufgesetzte Hülle und wirkte eher als Kunstwerk.
Maria Kobrock – “Inhabited Canvas”
Sia Arnika Bovbjerg Mortensen – “PRCH”
Sandra Scheer – “Blue Venture”
Pascal Schmid – “Der schönste Mann von Wien”
Lena Cen – “Belle de Cencen”
Emma Hasselblad – “Dreamwwworld”
Andreas Thanner – “Let´s play cops and robbers”
Florian Luther – “Surreal Times”
Rena Edzards – “Urban Safari”
Jessica Aponte – “Melting Pot”
Tina Högerl – “Constructed”
Anna Swic – “Pilgrim”
Yara Skye Steffens – “Caught in excess”
Francisco Rojas – “70 Years later”
Vera Thallinger – “Plattentracht”
Athit Witayaphaet – “Save your Space”
Dariga Zhetpissova – “Still in the Stream”
Alisa Menkhaus – “Kuroshiro”
Florina Marxer – “Chuppla”
Lynn Pearl Mayer – “Not Inherited Collection”
Michael Voss – “Pariade”
Maximilian Kattwinkel – “Butcher”
Birute Mazeikaite – “1CE UPON”
Maurice Stamm – “MUTU M”
Laura Lang – “Nautilla”
So exotisch wie die Namen der Studenten, so international waren auch die Gäste vertreten. ESMOD Paris Modevertreter aus Mailand, doch auch viele Berliner Kreative waren anwesend. Die 45 Minütige Show wurde von einer ausgewählten internationalen Jury begutachtet und mit fünf Preise geehrt.
Der Prix Modelist, der damit die beste Kollektion im Patternmaking ehrte, ging an Birute Mazeikaite mit ihrer Kollektion „1CE UPON“. Sie arbeitete mit feinem Karomuster, overlayed mit großen Mustermänteln. Ihre Kollektion wirkte sportliche und doch unbewegliche durch die dicken Stoffe und Stoffmassen.
Der Preis für die beste Stoffbearbeitung und Verarbeitung ging an Florina Marxer mit ihrer Kollektion „CHUPPLA“. An ihren Männermodels konnte man sich an Materialmixen und Lagenlook nicht satt sehen. Absolute Reizüberflutung, Fake Fur Vans, Fake Fur Gewebe, massiger Strick mit Ausbeulungen. Ein rosa gefilzter Mantel und eine mit Farbe bearbeitete gelbe Regenjacke, zählt man auf um nur einen Bruchteil des gesehen zu nennen.
Zwei goldene Nadeln von der ESMOD Paris wurden an Michael Voss und Alisa Menkhaus vergeben für besonderes Engangement für die Schule.
Der Prix du Jury ging erneut an Birute Mazeikaite, die auf allen Längen überzeugt hatte.
Und den Prix de Createur erhielt Anna Swic, ihre Männerkollektion „PILGRIM“ wurde als sehr präzise und weit entwickelt beschrieben. Ihre Kollektion schien inspiriert von Backpackern und Abenteurern. Weiße Schuhe mit Tennissocke, aufgesetzte Taschen und geometrische Schnitte. Sie baute ein Rucksack aus Gittern mit Drop on-off Prinzip. Sie erschien klassisch, robust und elegant.
Der Abend wurde „next door“ im Schwuz gefeiert und war auf alle Fälle ein inspirierender Auftakt in die Fashion Week Berlin.
Autor: Laura Yasemin – Fotos: Michael Wittig