Gestern Abend den 12.06.2015 durften wir die Eröffnungsshow des Fashionclash Festivals in Maastricht miterleben – zur 7. Edition sind wir das erste Mal dabei. Schon bei der Ankuft in der (übrigens sehr Postkartenwürdigen) Stadt Maastricht wird man sofort auf das Festival aufmerksam: überall hängen Plakate, im größten Kaufhaus der Stadt sind Outfits der Designer ausgestellt und die Bevölkerung scheint irgendwie zu merken, dass etwas im Gange ist.
“Es ist wichtig, über die Grenzen unserer kleinen Stadt herauszusehen – so entsteht ein wichtiger kultureller Austausch.”, sagte Bürgermeister Onno Hoes zu den Pressemitgliedern am gestrigen Dinner. Und scheint dies auch zu meinen: die Stadt Maastricht unterstützt das von Branko Popovic, Laurens Hamacher und Nawie Kuiper geführte Festival unter anderem auch finanziell und erkennt in dem Event ein großes Potential: eine interdisziplinärere, internationale Platform für Künstler sowie ein Medium, um fortgeschrittenes Gedankengut an die Öffentlichkeit zu tragen.
Doch was ist diese Message genau? Dieses Jahr steht Fashionclash unter dem Thema “Gender.” Was genau an unserem Geschlecht – egal ob wahrgenommen oder angeboren – ist Körper, was ist Konstrukt? Und welche Rolle spielt Kleidung dabei? Diese Fragen (und noch viele weitere!) werden im Verlaufe des Fashionclash Festivals aufgerollt werden. Und bereits gestern Abend ging es los: die Eröffnungsshow begann mit einer Moderation von Aynouk Tan – einer niederländischen Medien-Persönlichkeit, die für ihren extravaganten Stil sowie ihren intellektuellen Zugang zu Mode bekannt ist. In einer Kreation, die vor Avantgardismus nur so strotzte, wandte sie sich ans Publikum: “Hört auf, in Schubladen zu denken. Ich fordere euch heraus! Wenn ich in diesem Outfit in den Supermarkt gehen würde, was würden die Leute denken? Eine Frau, ein Mann, eine Drag Queen? Löst euch von euren Erwartungen über Gender, über Mode – über alles, was ihr bisher zu wissen geglaubt hat. Seid verwirrt – aus Verwirrung entsteht Inspiration.”
Mit diesem Gedanken im Hinterkopf genossen wir also die Show, die den Anfang des Festivals markierte. Die Kollektionen waren allesamt sehr modern, konzeptuell und griffen das Gender-Thema mehr oder weniger offensichtlich auf. Was aber auf jeden Fall klar wurde: es ist höchste Zeit, sich von den klassischen Vorstellungen der Geschlechter zu lösen – Mode ist und bleibt ein Ausdruck der Persönlichkeit. Ein Medium, mit dem wir unsere Ansichten, Träume, Ängste und Vorstellungen nach aussen tragen können. Ein menschlicher Charakter, von Grund auf vielschichtig und komplex, lässt sich nicht in zwei Kategorien einteilen, geschweige denn einsperren. Würden wir uns von diesen Vorstellungen lösen, wären wir alle ein Stückchen befreiter – und das wäre zumindest schon mal ein Anfang.
Autor: Jonas – Fotos: KOWA Berlin (Laura Schäffler)
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.