Am Abend des 11. Septembers 2015 war im adligen britischen Club Prince Charles in Berlin die Preview der kurzen Reportage „The Brit Invasion“ zu sehen mit anschließender Aftershow-Party mit DJ Dimitri from Paris, präsentiert von Bench und Jess Glynne, die es schon mit fünf Hits in die britischen Charts geschafft hat und deren Song Rather Be (feat. Clean Bandit) mit einem Grammy ausgezeichnet wurde.
Geboten wurden bei der Party Free Drinks, Popcorn und leckere Fingerfood-Burger, abgesehen von der unschlagbaren Atmosphäre des Clubs, der uns Besuchern mal wieder das Gefühl einer ganz besonderen Privatveranstaltung vermittelte.
In Kollaboration mit Thump und Bench hat die Pop-Sängerin Jess Glynne, die seit kurzem auch Markenbotschaftlerin des Modelabels ist, eine Dokumentation produziert, die von ihrer Reise in die USA erzählt, wo sie mehr über die Auswirkungen von britischer Elektro-Musik auf die Clubszene Amerikas erfahren wollte.
Im Film schließt die Sängerin Bekanntschaft mit Clubbesuchern, Promotern und anderen Künstlern aus den USA oder Großbritannien (unter anderem das Londoner DJ-Duo Gorgon City) und führt kurze Interviews mit ihnen, wodurch den Zuschauern ein Bild der sogenannten „Brit Invasion“, geboten wird, einer wichtigen musikalischen Bewegung, die schon zu Zeiten der Beatles begann und sich bis heute fortsetzt. Warum der aktuelle Einfluss so interessant ist? Weil die amerikanische Jugendkultur nun mal nach Tanzmusik lechzt und somit zu einem Großteil von den Künstlern und der Musikszene der Clubkultur geprägt wird. Und irgendwie scheinen den amerikanischen Musikbedürftigen die landeseigenen Erzeugnisse nicht zu genügen. Sie lassen sich bereitwillig von europäischen Acts in den Bann ziehen und vor allem vor dem britischen Stil gibt es für sie wohl kein Entkommen, sogar ihr Tanzstil verändert sich mit der Musik und manche Künstler machen es möglich, dass man vollkommen vergisst, auf welchem Kontinent man sich gerade befindet. In Amerika gibt es zwei Wege, auf denen Elektronische Dance Musik sich etabliert: Underground Producer sind so lange erfolgreich in der Szene, dass sie „mainstream“ werden oder „mainsream“ Musik aus einem anderen Land hat Erfolg und überstrahlt alles andere, so Aseem Mangaokar, einer der Befragten. Laut ihm hat kaum ein amerikanischer Künstler so großen Einfluss wie das britische Dubstep/Garage-Duo Disclosure.
Jess Glynn hat sich für den Kurzfilm mit der Geschichte von Richtungen der musikalischen Gegenwart wie House, Garage und Techno beschäftigt: Genres, die ihren Ursprung in amerikanischen Großstädten haben und die nun vollkommen umentwickelt aus Großbritannien wieder „überschwappen“ und begeistert aufgenommen werden.
Die Gespräche, die die Sängerin in der Reportage führt, finden in Cafés, Clubs und Musikstudios statt. Die Befragten erwähnen, dass ihnen gefällt wie ernst die Dinge in Europa genommen werden und wie sorgfältig Kleinigkeiten zusammengestellt werden, sodass Gesamtkunstwerke entstehen. Außerdem gibt es dort wohl viel mehr Überraschungseffekte, mehr Wundern, was etwas ist, mehr Spannung in der Musik. Die Genres stammen vielleicht aus Amerika, aber nach ihrer Reise über den großen Teich kommen sie frisch zurück, jung und unabhängig. Die amerikanische Clubszene beschreiben die Interview-Partner keineswegs als schwach, aber sie gibt ihnen nicht das Gefühl eine Einheit zu sein, sowie es die britische Musik schafft.
Den Abschluss der Dokumentation bildet ein kurzer Mitschnitt von Jess Glynn, die zusammen mit Gorgon City im Sound Nightclub performt – die Menge eine einzelne grinsende und springend-jubelnde Masse.
Obwohl deutlich wurde, dass der Kurzfilm schwerlich das Interesse von Leuten wecken konnte, die sich nicht in der EDM Szene zu Hause fühlen, hat uns die Reportage gut gefallen, vor allem durch die spannenden Charaktere.
Autor: Julia Sophie Hellmann