Berlin Bronzekunst

Bronzekunst heute: Ein Spaziergang durch Berlin

Lodernde Kohlen, vor Hitze glühendes, flüssiges Metall und angesenkte Socken. Der Schweiß fließt in Bächen, nicht wegen der hohen Temperatur, sondern weil Künstler und Gießer unter höchster Anspannung stehen. Eine Bronzeskulptur in ihrer Entstehung ist ein ebenso imposanter Anblick wie das fertige Kunstwerk. Bei einem Spaziergang durch Berlin finden sich viele dieser zeitlosen Machwerke.

Ein Ausflug in die Bronzezeit

Die Bronzekunst hat eine lange Tradition. Nicht umsonst ist eine geschichtliche Periode der Menschheit nach dieser Metalllegierung benannt. Bereits die alten Ägypter verwendeten Methoden, die noch heute beim Bronzeguss Einsatz finden. Auch die alten Griechen bevorzugten für ihre Heldenplastiken nicht Muskeln aus Stahl, sondern aus Bronze. Der durchtrainierte Poseidon vom Kap Artemision ist ein gutes Beispiel dafür. In der uns näheren Renaissance kamen Reiterskulpturen groß in Mode, wie die Quadriga auf dem Brandenburger Tor.

Kunst und Stadtgeschichte

Wer mit offenen Augen durch die Hauptstadt wandert, wird so einige Kunstwerke dieser Art entdecken, denn die Bronzegießerei hat hier eine lange Tradition. Renommierte Häuser wie die Kunstgießerei Noack sind bereits in vierter Generation tätig und helfen Künstlern dabei, ihre Vision Wirklichkeit werden zu lassen. Das Familienunternehmen Noak ist durch seine Arbeit eng mit der Stadt Berlin verbunden. So gossen sie 1897 das zu DDR-Zeiten abgetragene Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmal, dessen Sockel vor dem Berliner Stadtschloss heute unter Denkmalschutz steht. In den darunterliegenden Katakomben zeigen Künstler zeitweise ihre Lichtkunstwerke, die nur auf beschwerlichem Weg durch einen Revisionsschacht zu finden sind. In jüngerer Zeit waren sie verantwortlich für einen Originalguss des Berliner Bären der Künstlerin Renée Sintenis, der den Mittelstreifen der A115 am Eingang Berlins ziert und im Kleinformat bei der Berlinale vergeben wird.

Bronzekunst in der Postmoderne

Bronze ist wirklich ein zeitloser Werkstoff. Durch seine gute Formbarkeit im erhitzten Zustand und die widerstandsfähige Härte nach dem Erkalten können Künstler sich ausleben und den Traum vom ewigen Leben durch ihr Werk träumen. Auch aktuelle Kunstschaffende sind von der Bronze angetan. Der französischen Bildhauerin Marie-Madeleine Gautier hat es besonders die Frau als Kunstobjekt angetan. Mit ihrem Werk “Le Berceau” (Die Wiege) hat sie die sinnlichen Rundungen und die Geborgenheit des weichen, schützenden Schoßes der Urmutter stilistisch überhöht und für die Ewigkeit in Form gegossen. Mit den Ecken und Kanten des Lebens muss sich hingegen die hagere Figur von Patricia Losada Casanova herumschlagen, wenn sie sich durch den Titel gebenden “Durchbruch” einer metaphorischen Wand zwängen muss. Beide Künstlerinnen arbeiten mit der Edition Strassacker zusammen.

Vom griechischen Adonis über Reiterfiguren bis zur Modernen Kunst hat sich der Prozess und somit die Hochwertigkeit echter, schweißtreibender Handarbeit nicht geändert. Bronzekunst weiß jedoch immer wieder durch neue Motive zu begeistern, die es zu entdecken lohnt.

Autor: fashionstreet – Titelfoto: Ishottheserif2 – Fotos: Edition Strassacker

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