Bobby Kolade Herbst Winter 2015

Bobby Kolade Herbst Winter 2015 – AW15

Mercedes-Benz Fashion Week Berlin – Bobby Kolade Herbst Winter 2015

Gewisse Fashionshows werden, auch nach vielen vergangenen Jahren, in Erinnerung bleiben. Bobby Kolade gehört – bei uns aus zumindest – mit Sicherheit dazu. Der junge Berliner Designer, der diese Saison das Erste mal auf der Mercedes-Benz Fashion Week Berlin zeigte, suchte sich eine Location aus, die zwar jeder kennt, aber doch etwas ungewohnt ist: die Halle 4 des mythenumrankten, weltweit bekannten Technoclubs Berghain. Dienstag Mittag strömte also das who-is-who der Deutschen Mode (im Publikum saß unter anderem Christiane Arp, Chefredakteurin der deutschen Vogue) nach Friedrichshain.

Die monumental-industrielle Atmosphäre des alten Kraftwerks, in dem sich das Berghain heute befindet, hätte trister nicht sein können: es regnete, war kalt und grau. In der (im Gegensatz zu den anderen Räumlichkeiten des Berghains zumindest) fast familiären Umgebung nahm man also Platz und war gespannt auf den Beginn der Show. Was war zu erwarten? Kolade, der seine Wurzeln in Nigeria hat, ist neben seinen dekonstruierten Seidenkleidern auch für den Einsatz ungewöhnlicher Materialien bekannt: in früheren Kollektionen verwendete er unter anderem auch Baumrinde aus Uganda als Lederersatz, was mittlerweile sein Markenzeichen geworden ist. Nachhaltigkeit wird aber bei Kolade ganz unaufdringlich eingesetzt – selber Veganer, legt er auf den ökologischen Faktor zwar wert, stellt ihn aber nicht in den Vordergrund.

Bobby Kolade Herbst Winter 2015
Bobby Kolade AW15

Das Licht ging aus, und die Berliner Sängerin MAMA betrat in einem roten Trenchcoat eine kleine Bühne. Während der Show gab sie drei Lieder ihres neuen Albums zum besten, aber schon nach den ersten drei Tönen war klar: Das hier ist zwar Berlin wie es liebt und lebt, aber auf eine andere Art. MAMA’s gefühlvolles, aber starkes Timbre wurde von harten elektornischen Beats unterstrichen: Africa meets Rave-Culture.

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Bobby Kolade AW15

Als dann das erste Model den Laufsteg betrat, wurde diese Hybridisierung von Kolades verschiedenen kulturellen Einflüssen nur noch deutlicher. Ein leuchtroter, asymmetrischer Mantel aus Schurwolle in Kombination mit traditionellem, besticktem Patchworkstoff aus dem südafrikanischen Venda über einem schmalen, schwarzen Langarmshirt aus einem federleichtem Seiden-Tencel-Mix. Die Schnitte blieben ganzheitlich luftig, und Kolades Schneidertalent zeigte sich in jedem einzelnen Stück der Kollektion, die insgesamt aus 32 Looks bestand. Von einem kaleidoskopischen  Faltenrock aus 22 Bahnen und 11 unterschiedlichen Stoffen über Discotops aus Lurex zu den skulpturalen Jacken aus der ugandischen Baumrinde mit Kautschuk-Beschichtung und doppelreihigen Business-Anzügen: Bobby Kolade ist ein Meister seines Fachs. Die Kollektion erzählte eine Geschichte von Entwurzelung, kultureller Identität – und von Heimat.

Unterstrichen wurde jeder einzelne Look zusätzlich von Bobby Kolades erstem Schuhmodell, entstanden in Zusammenarbeit mit dem Berliner Schuhlabel Alarma Futura: die Ankle Boots mit gold- und silberfarbenen Absätzen waren ebenfalls aus der beschichteten Baumrinde gefertigt. Kolade ließ die Schuhe aber zusätzlich noch aufbürsten: es sah Wildleder zum verwechseln ähnlich. Bobby Kolade ist Nachhaltigkeit ohne Verzicht, Avant-Garde ohne Effekthascherei und Tragbarkeit ohne Kommerz – wir sind wahnsinnig froh (und ein bisschen geehrt!) dabei gewesen zu sein.

Autor: Jonas – Fotos: KOWA Berlin
Bobby Kolade Herbst Winter 2015

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