AMD Best Graduate Show 2014: Vera Kloiber gewinnt Best Graduate Show

Mode ist Kunst, Mode ist Ausdruck, Ausdruck der eigenen Persönlichkeit, Mode ist Kommunikation. Nicht zuletzt definieren sich und kommunizieren viele Kulturen und Subkulturen durch und über ein individuelles modisches Repertoire. Kein Wunder also, dass die AMD im Rahmen ihres 25-jährigen Jubiläums die Best Graduate 2014 Show am 11. Juli 2014, ihre zwölf besten Absolventen der Standorte Berlin, Hamburg, Düsseldorf und München des Studiengangs Modedesign im Berliner Museum für Kommunikation ehrte. Unter den besten Studienabsolventen waren aus der AMD Hamburg: Hanieh Sabokbar, Daniella Runge, und Sarah Haase; aus der AMD München: Katharina Weber, Theresa Reiter und Shirin Seyed- Ghaemi; aus der AMD Düsseldorf: Charlotte Klinger, Juliane Schreiber und Son Chu; und aus der AMD Berlin waren: Sharina Lichtl, Vera Kloiber und Julia Birkenstock vertreten.

Jeder Modedesigner kennt sie, die schlaflosen Nächte, wenn die Nähmaschinen glühen und die Nadeln heißlaufen. Es ist immer eine neue Herausforderung, vor allem, wenn sich die Kollektionen ihrer Deadline nähern. Zeitmanagment und Flexibilität werden ab dem Moment, in dem man sich entscheidet Modedesign zu studieren und in diesem Metier Fuß zu fassen, zum ständigen Begleiter. Ohne sie geht man unter im Haifischbecken der Mode. Das Strampeln und Kämpfen in den langen langen Nächten, wenn man die Vögel schon hört, bevor der Wecker klingelt, weil man wach bleiben muss, um das Pensum zu schaffen, das man sich vorgenommen hat. Endlich die Anerkennung dafür zu bekommen, davon träumen viele.

Die zwölf besten Absolventen der AMD dürfen ihre Kollektionen an dem heutigen Abend erstmals in Form einer Fashionshow einer hochkarätigen Fachjury, darunter: Kerstin Weng– Chefredakteurin der Cosmopolitan, Markus Lupfer– Modedesigner, und Markus Breitsameter – Creative Lead Kiomi, und einem breiten Publikum vorstellen.
Dem Gewinner winkte ein Preisgeld von dem Mode- und Lieferkonzern TOM TAILOR GROUP, dem längjährigen Kooperationspartner der Hochschule, in Höhe von 5000€.

Die Schauspielerin Eva Habermann führte die Zuschauer durch den Abend. Es war erstaunlich, was kreative Leidenschaft alles bewirken kann. Mit welcher Professionalität Jungdesigner, die gerade erst ihren Bachlor in der Tasche haben, schon eine solch raumeinnehmende Veranstaltung realisierten. Trotz Sponsoren, wie das Museum für Kommunikation, Tom Tailor und Zalando, lag ein sehr großer Teil in den Händen der Best Graduates 2014. Das breitgefächerte Publikum und die Jury, bekamen eine vielfältige, visuelle Darbietung unterschiedlichster Themen und Umsetzungen geboten. Es ist der Jury, wie sie alle nach der Show zugaben, nicht leicht gefallen, sich für einen Kandidaten zu entscheiden. Aber wie es oft so ist: es kann nur einen Gewinner/ eine Gewinnerin geben. Nur einer/ eine kann Best Graduate 2014 werden. Nachdem alle zwölf Designer ihre Interpretation von Mode präsentiert hatten, zogen sich die Juroren zurück. Gespannt harrte man der Entscheidung, die alsbald verkündet werden sollte.

Ein weißer Umschlag verriet dann endlich den Gewinner: Vera Kloiber hatte es geschafft. Mit ihrer Männerkollektion ‘mummery’, bei der sie sich vom Dresscode politischer Protestbewegungen inspirieren ließ, hatte sie die Fachjury überzeugt.  Ihre Kollektion galt unter den Juroren als sehr passend, und durchdacht, ein gelungener Materialmix und passend zum Zeitgeist. Trotz ihres speziellen Themas sei die Kollektion kommerziell und kreativ- die perfekte Balance, also.

Gewinnerin Vera Kloiber: ‘Mummery’
Mode
kann mehr als einfach nur schön sein-Mode kann und sollte kommunizieren. Mode besitzt die Macht, eine breite Masse anzusprechen und diese Tatsache sollte voll und ganz genutzt werden. Vor allem, wenn es um politische und wichtige Angelegenheiten geht. Zu Recht nutzte die junge Designerin Vera Kloiber deshalb genau diese Macht, um ihr Kollektionsthema Dresscodes politischer Protestbewegungen einem breiten Publikum auf eine andere Weise näher zu bringen und aufmerksam zu machen.

Strenge und kantige Linien kombiniert mit grobem weichen Strick und Oversize-Pullovern, sorgten für eine lebendige Mixtur. Dunkle Farben, die immer auch auf verschiedene Gruppenbewegungen, wie schwarz (Antifa), Grau (Militäruniformen), Oliv (Parka), und der Wollstoff (Hippiebewegung) hinwiesen, dominieren die Kollektion. Auch das Camouflagenmuster, der militärische Einflüsse widerspiegelt und der Einsatz von Bikerjacken-die die Protesthaltung der Halbstarken demonstrierte, sind in der Kollektion vertreten. Nieten, Ösen und Lederarmbänder setzten die einzelnen Outfits perfekt in Szene und bilden ein sehr zeitgenössisches Gesamtbild.

Fashionstreet- Berlin traf die glückliche Gewinnerin Vera Kloiber nach der Preisübergabe auf ein kurzes Interview.

Wie hast du dich gefühlt, als plötzlich dein Name als Gewinner verkündet wurde?
Ich konnte es wirklich nicht glauben. Ich habe auch davor überhaupt nicht damit gerechnet. Es gab meiner Meinung nach, so starke Kollektionen. Ich war auch immer der Meinung, dass eine große Robe aus einer reinen Damenkollektion einen größeren Wow-Effekt im ersten Moment erzielt, im Gegensatz zu einer Streetwear-Kollektion. Ich stand auf dem Laufsteg und sagte immer zu meinem Model: Zwick mich mal!”

Aber dein Kollektionskonzept: eine Männerkollektion und politische Themen war doch sehr passend und aussagekräftig. Deshalb war es doch gar nicht abwegig, dass du gewinnst.
Man weiss nie wie die Jury entscheidet. Ich bin froh, dass es geklappt hat.

Hast du schon Pläne, wie du dein Preisgeld investieren möchtest?
Ich bin vor kurzem in die Modekonstrukt GmbH eingestiegen, die wir neu gegründet haben, und darunter gibt es die Labels Femkit sowie Menkit und für den Teil den ich gekauft habe, erhält meine Mutter erstmal wieder ihr Geld zurück. Ansonsten würde ich mir einen schönen Urlaub mit meinem Freund gönnen.

Weißt du schon wo die Reise hingehen soll?
Ich glaube, dass entscheiden wir ziemlich spontan. Gerne aber mal richtig weit weg, und dann auch zwei Wochen und nicht nur ein paar Tage.

Wird es in eurer GmbH also zukünftig Männermode geben?
Bisher gabs nur Femkit-also nur Frauenmode. Ich habe jetzt mit Menkit, also mit der Männerlinie angefangen.Wir haben am Montag auch schon die ersten Outfits präsentiert. Wir etablieren jetzt weiter die Frauenlinie und versuchen die Männerline mit einzubinden. Und im August eröffnen wir auch unseren ersten Store. in der Eberswalder Straße Berlin.

Lässt sich deine Designsprache einer bestimmten Richtung zuordnen?
Also während den letzten Semestern ging das größten Teils in die Streetwear-Richtung. Mir ist es wichtig, dass es einerseits tragbar ist, aber gleichzeitig noch innovativ. Das war auch ein Grund weshalb ich mich auf Männermode spezialisiert habe. Ich finde das einfach viel viel spannender. In der Frauenmode ist wahnsinnig viel schon da, aber in der Männermode hat man noch viel mehr, was man noch erforschen kann. Außerdem ist es meiner Meinung nach bei der Frauenmode so, dass man den Frauen einen Trend vorsetzt, und sie machen ihn mit; bei den Männern ist das nicht so einfach. Die denken da mehr drüber nach. Und deshalb ist es meines Erachtens nach viel schwieriger zu überzeugen, zu etwas Neuem zu überzeugen. Deswegen war es mir auch sehr wichtig, dass die Kollektion, auch wenn sie innovativ ist, trotzdem auch tragbar ist, um den Mittelweg zu finden.

Gibt es Hauptthemen, die immer wieder als Inspirationsquelle in deinen Kollektionen auftauchen?
Also in den ersten Semestern hatten wir immer eine Themenvorgabe. Erst ab dem 6. Semester wurde das frei wählbar. Aber da ging es dann auch um eine Tsunami-Katastrophe-also auch eher in die politische Richtung. Aber ich würde mich jetzt nicht festlegen, dass es immer solche Themen sein müssen. Wobei ich es immer sehr spannend finde, diesen noverbalen Kommunikationsaspekt den man durch die Keimung erzielt, mit so einem Thema zu verstärken.

AMD Best Graduate Show 2014: Studienort Berlin

Die drei Berliner Designer liebten klare Schnitte und klare Statements-wenig verschnörkeltes, sonder eher straight talking! Von urban bis klassisch-avantgardistisch war alles dabei. Sharina Lichtl beschäftigte sich in ihrer Kollektion ‘(un)perfected ‘mit der Faszination des Perfekten. A- und auch H-Silhouetten sind ausschlaggebend für die klare Schnittführung und Umsetzung. Dennoch wird es nicht perfekt, wie man meinen könnte, asymmetrische große Puffärmel und Zwangsjacken aus Seide, Kaschmir und Schurwolle lenken den Fokus auf das genaue Gegenteil. Rot ist eine sehr aussagekräftige Farbe. Ein Outfit in Signalrot noch viel mehr. In der Kollektion ‘cotemplatio’, von Julia Birkenstock wird diese Farbe als Eyecatcher eingesetzt- die andern Outfits sind in einem reinen Weiß gehalten. Sie versucht einen gelungenen Spagat zwischen kommerzieller Mode und avantgardistischem Ausdruck, inspiriert von der Trachtenmode und Architektur der Klöster.

 

AMD Best Graduate Show 2014: Studienort Hamburg

Die Kollektion der drei Hamburger Jungdesigner Hanieh Sabokbar, Daniella Runge, und Sarah Haase zeichneten sich durch eine Mischung an avantgardistisch und teils konventioneller Schnittführung aus. Schwarz und weiß dominierten das Farbspektrum der gezeigten Entwürfe. Interessante Materialmixe, wie Rosshaar und Pergament konnte man in der Kollektion ‘Persitance’ von Hanieh Sabokbar bewundern. Luftig leichte und hochgeschlitzen Marlenehosen und tiefen Rückenausschnitten führten zu einer eleganten Gesamtnote.

Ein wenig militärischer zeigte sich der in schwarz gehaltene Patchworkstil der Designerin Daniella Runge. Ihre Kollektion ‘Huit Noir’, war eine Art Wechselspiel zwischen Enge und Weite, Leder und Seide. Mode und Körper gehören zusammen, aus diesem Grund, bekam man in der Kollektion ‘Add on’, von Sarah Haase nicht nur Kleidung zu sehen, sondern eine Gesamtkomposition aus Körper und Kleidung-eingeleitet durch Airbrush die auf den Entwurfsstücken und dem Körper zu sehen waren.

AMD Best Graduate Show 2014: Studienort Düsseldorf

Die Modedesigner des Studienortes Düsseldorf Charlotte Klinger, Juliane Schreiber und Son Chu zeigten sich ein wenig farbenfroher, als die Designer aus der Hansestadt Hamburg. Ein wenig experimentell und dennoch tragbar und kreativ in der Umsetzung erschienen manche Kollektion der Düsseldorfer Designer. Farbenfrohe Outfits sucht man in der Männer-Kollektion der jungen Designerin Charlotte Klinger vergeblich: düstere Farben, wie Schwarz und Grau dominierten die Kollektion ‘un.safe.’ Technisch wirkende Stoffe, Leder und Fell gaben der gesamten Kollektion einen gelungen Abschluss. Weite, und drapierte Outfits, grün-lila Karo-Muster, und Punkteprint waren charakteristisch für die Kollektion ‘Be-Longing’ von Juliane Schreiber.

Achtung, jetzt wird’s mathematisch. Der Designer Son Chu ließ sich von der Geometrie, besser gesagt von Polygonen (Vielecke) inspirieren. Diese Vielecke in blau, weiß, gelb und pink, zieren nicht nur, als Printmuster lange Steppmäntel und Abendkleider, sonder sind auch in der Flechtkunst an Ärmeln vertreten. Auch findet man reagenzglas-ähnliche, verschiedenfarbige Röhrchen als Eyecatcher auf seinen Handtaschen,der Kollektion ‘Polygon’.

AMD Best Graduate Show 2014: Studienort München

Extravagant und anders präsentierten die drei Münchener Designer Katharina Weber, Theresa Reiter und Shirin Seyed- Ghaemi ihre Abschlusskollektion. ‘Morphogen’, lautet der Titel der Jungdesignerin Katharina Weber und beschäftigt sich mit der Kraft der Frau. Die schwarz gehaltene Kollektion, weisst durch abstrakt dargestellte Linienverläufe und ihre leicht skulpturalen Silhouetten eine interessante Umsetzung dar.

Parasiten sind Feinde- einmal von ihnen befallen, können sie ganz schnell die Macht übernehmen und zum Beispiel die Form des Körpers sowohl innen als auch nach außen sichtbar ändern. Diese Inspiration verfolgt die Designerin Theresa Reiter mit ihrer Kollektion ‘Infested’– bei der sie durch konzeptionelle Details, wie stachelartigen Auswüchse an Jacken und Röcken eine lebendige Vision ihrer Idee aufkommen lässt. ‘Tränen der Götter’– so lautet die Kollektion der Münchener Modedesignerin Shirin Seyed- Ghaemi. Die Muschel, mit ihrer innewohnenden geheimnisvollen Perle, ist Thema der gezeigten Kollektion. Klassisch in der Schnittführung und elegant in der Ästhetik, zeigten sich Capes, Ethikleider und Röcke, sowie Kleider und dem Muff immer passend zum Mantel.

Nach der Fashion Show traf Fashionstreet -Berlin die Chefredakteurin der Cosmopolitan, Kerstin Weng ,zu einem kurzen Interview.

Was für ein Gefühl war es für dich, in der ersten Reihe zu sitzen und mitzuentscheiden und erleben, wer die Designer von morgen sind?
Auf jeden Fall ein tolles Gefühl, weil sich das ja für mich ein bisschen wie Famile anfühlt. Ich habe heute alte Dozenten von mir getroffen, natürlich meine alte Studienleitung. Das ist dann nochmal was ganz anderes, wenn ich hier in der ersten Reihe sitze, als wenn ich bei den Designern in Mailand, New York oder jetzt die Woche in Berlin in der ersten Reihe sitze. Hier fühlt es sich schon ein bisschen mehr nach Zuhause an.

Wurden deine Erwartungen erfüllt?
Ehrlich gesagt, sogar übertroffen. Ich hatte vorhin schon gesagt, dass ich,als ich  in München an der AMD angefangen habe zu studieren,waren wir der dritte Jahrgang- also MM3 und es gab damals noch Modedesign 3 und wir sind damals auch als Models  für die Designer gelaufen-man hat sich ein bisschen untereinander ausgeholfen.Das war da sehr viel ‘handgemachter’-nicht so professionell. Deswegen war ich beeindruckt, wie die das alles auf die Beine gestellt haben:Models ausgesucht, sich um die Accessoires gekümmert, selber inszeniert und auch die Videoclip bzw Imagefilme, die vor den Shows liefen. Wirklich gang ganz toll-Hut ab!

Fashionstreet- Berlin bedankt sich bei Kerstin Weng und Vera Kloiber für die netten und sympathischen Interviews und wünscht weiterhin viel Erfolg.

Autor: Carmen Faust — Fotos: KOWA- Berlin/ Stefan Barth

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