Neue Location, Neuer Glanz – Ganz dem Motto „In the Air“ findet die Fashionsustain Konferenz Herbst Winter 2020 im Flughafen Tempelhof statt.
Zusätzlich zur nachhaltigen Modemesse Neonyt, gilt die Fashionsustain Konferenz als Plattform den neusten Stand der Industrie im Bezug auf Nachhaltigkeit zu präsentieren, zu diskutieren und kritisch zu hinterfragen. Nach dem erfolgreichen Startschuss gestern, entsteht neben weiteren Paneltalks und Präsentationen ein angeregter Austausch der Industrieprofessionals.
Change the mindset @ FASHIONSUSTAIN BERLIN
Allgemeiner Tonus der Veranstaltung ist die Änderung des Mindsets. Immer wieder wird darauf hingewiesen, man müsse sowohl die Einstellung der Kunden, als auch der Branche ändern. Im Panel Talk “Returns Reloaded – Cloud-Driven Efficiency” mit Anny Cardinahl (#ODLX), Maxi Bohn (Fashion Tech Consultancy) und Christof Trowitz (Repack) im Forum der Neonyt wird dies im Bezug auf die Verpackungen und Return Policies diskutiert und kritisch beleuchtet. Gerade mit dem Trend der “single shipped items” – mehrere Produkte einer Bestellung jeweils einzeln zu verschicken, um kürzere Lieferzeiten zu erzielen – spielt der Überfluss von Verpackungsmaterialien eine entscheidende Rolle. Was wären also smarte Verpackungslösungen? Laut Maxi Bohn die vier R’s: Rethink, Reduce, Reuse and Recycle. Christof Trowitz hat mit Repack dagegen eine andere Lösung gefunden. Repack umschreibt ein nachhaltiges Verpackungssystem. Statt Boxen aus Pappe, werden zusammenfaltbare Taschen verwendet, die nach der Lieferung vom Kunden über das Postsystem zurückgesendet werden können. Jede Tasche kann für 20 Lieferungen benutzt werden, also 20 mal mehr als herkömmliche Kartons.
Abgesehen davon müsse man das Mindset gegenüber Returns ändern. Oftmals werden zurückgeschickte Produkte mit einem Tabu-Thema gleichgesetzt. Sie seine negativ, man spreche nicht darüber, so Maxi Bohn. Allerdings seien sie das beste Feedback, dass eine Marke erhalten könne. Dieses direkte Feedback des Kunden und das müsse effizienter genutzt werden. Außerdem seien Returns nie kostenlos: Wenn der Kunde nicht zahlt, zahle die Umwelt dafür.
Community Gedanke und geteiltes Wissen – THE NEONYT CONFERENCE Herbst Winter 2020
Um eine nachhaltige Veränderung zu erzielen, müsse man neben dem ändern des Mindsets, sich sowohl als Industrie, als auch als Gesellschaft kollaborativ verhalten. Nur wenn man das Wissen teile, könne man vorankommen. In ihrer Keynote “Future Infrastructures for Circularity” stellt Ina Budde (circular.fashion) eine open data Software vor, die als Wissensspeicher von Recyclingvorgängen, verwendeten Materialien und Produktstandard von der zu recyclenden Bekleidung fungiere. Sie soll zukünftig das Recycling von Textilien erleichtern.
Auch im Panel “Recycling the Fashion Industry – Processes & Progress” mit Harald Cavalli Björkmann (Renewcell), Joao Matias (YKK), Elgar Straub (VDMA) und Ricardo Oliveira Procalçado (Lemon Jelly) dreht es sich um den Sharefaktor und den kollaborativen Gedanken. Sie fordern gemeinsames Handeln, man müsse das Große Ganze im Blick haben und gemeinsam an einem Strang ziehen. Zudem sind mehr Verantwortungen und Regularien auf seitens der Politik notwendig. Die EU müsse eigene Lösungen für Recycling finden, anstatt diese Probleme an Entwicklungsländer abzugeben. Ebenso erschreckend: Es gibt kaum finanzielle Förderung für die Entwicklung von Maschinen, die in der Lage sind Textilien richtig zu recyclen. Oftmals bediene man sich in der Not an Maschinen aus der Papierindustrie.
Nicht nur der Andrang der Besucher, sondern auch die Dringlichkeit der Vortragenden zeigt, der Wandel der Industrie ist nötiger, denn je. Gerade im Hinblick auf den Klimawandel, läuft einem die Zeit davon. Wann sonst, wenn nicht jetzt?
Autor: Charlotte Westphal – Fotos:
