Zum Ende der Fashion Week Berlin am 9. September 2022 fand die HTW Show in der PLATTE Berlin in Mitte statt. Die Designer sind Studierende im 4.Semester des Modedesign Studiengangs der HTW Berlin und organisierten diese Runway Show, um gemeinsam, unter der Leitung von Prof. Anke Schlöder, ihre Semesterarbeiten vorzustellen. So wurden uns beeindruckende Konstruktionen und außergewöhnliche Looks der Berliner Designer gezeigt.
Eine „bombe“ Show
Die Modestudenten des 4.Semesters Class Creative Identity stellten eine Modenschau auf die Beine, die nach „Typisch Berlin“ aussah. Sie fand nämlich nicht im PLATTE Gebäude, sondern in einer Art Hinterhof dessen, zwischen den düsteren Hochhäusern, statt. Diese wurden von vielen Graffiti Kunstwerken geschmückt. Das eher schlechte, graue Wetter verlieh der Location ihren extra Flair, welche sich durch die gesamte Show zog. Denn was wir gesehen haben, war zwar inspirierend und dennoch finster und kühl. Die Inszenierung hat insofern seinen Teil beigetragen, da die laute Musik nach einem Armeetakt klang. Der Steinboden war uneben und die Models marschierten zum Takt hin und her bis sie sich am Ende ihres Walks wie eine Truppe, spitzzulaufend nach vorne, aufstellten. Alle mit ernster Fassade und strengem Blick. Eingeleitet wurde die Show von einem Look, der so entweder in einer Kunstausstellung, aber auch in einem Komik-Kostümgeschäft existieren könnte. Das Model trug ein schwarzes Gewand, das auch ihrem Kopf bedeckte mit einer Kugel um den Oberkörper, auf der sich der knallrote Schriftzug „Du siehst bombe aus“ befand. Dabei sah sie selbst wortwörtlich „bombe aus“.
HTW Mode wie Ausstellungsstücke im Kunstmuseum
Darauf folgten Häkel- und Strickkunst, auf dem Boden schleifende Ärmel, bemalte und bedeckte Gesichter, sowie Staubsaugerschläuche um den Kopf und verrückte Patchwork-Konstellationen. Zudem sah man viel nackte Haut aufgrund von durchsichtigen Textilien, als auch Cut-Outs oder einfach nur knapper Kleidung, und Materialien wie Leder oder auch etwas, das wie Pappmaschee aussah. Man könnte meinen, eine Art Verarbeitung der Gefühle der Designer hinsichtlich des aktuellen Zeitgeschehens erkannt zu haben. Abgesehen von der Inszenierung, strahlten viele Looks etwas deprimierendes, aussichtloses dar und erinnerten oftmals an Krieg und Armee. Beispielsweise sah man einen Helm, das geprägte Grün und eben Bemalungen in den Gesichtern. Aber so gut wie alles war dabei. Auffällig waren auch die vielen Farben, einzigartigen Silhouetten und besonders, dass jeder einzelne Look, ein Kunstwerk für sich darstellte, ob nun ein einfacher Hoodie mit Schriftzügen auf verschiedenen Sprachen und Europa Sternchen drum herum oder aber verblüffende Konstrukte, die am Ende ein Kleidungsstück ergaben mit zusätzlicher Gesichtsbemalung und ausgefallener Frisur. Am Ende stand die Truppe da, voller aussagekräftiger Designs, komplett individuell und trotzdem als Gesamtbild eins – Kreativität und Widerstand.
Die Kollektion „Rough Cut“ der HTW-Studierenden ist sehenswert und gibt sehr viel zur Interpretation her. Die jungen Designer waren auf jeden Fall einfallsreich und experimentierfreudig. Dabei entstanden dann eben die avantgardistischen Designs.
Autorin: Aaliyah Netnakhon – Fotos: KOWA-Berlin
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