Graduate Show Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin

HTW @ Neo.Fashion. 2022: Graduate Show

Am 7. September um 18:30 präsentierte die Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin die Abschlussarbeiten ihrer Top-Graduates auf der Neo.Fashion. 2022 in den Reinbeckhallen in Berlin-Oberschöneweide. Die Kollektionen waren sowohl in ihrem Stil als auch in ihren Themen vielfältig und innovativ.

Duong Ly – Plus

Diese Abschlussarbeit ist von der 1985 erschienenen Ausarbeitung “ A Cyborg Manifesto“ der amerikanischen Feministin Donna Haraway inspiriert. Die Kollektion thematisiert im Kern die Selbstdefinition von transgeschlechtlichen Personen in einer posthumanen Gesellschaft. In Muster- und Farbgebung ist die Kleidung ein geschlechtsneutraler Mix aus Mensch, Tier und Maschine. Stricktechniken in den innovativen Cut-Out-Designs versinnbildlichen die Verbindung dieser drei Komponenten.

Sophia Heins – SMYW – See my world

Die Jungdesignerin legte den Fokus ihrer Abschlussarbeit auf “Inclusive Design“. Alle Menschen, insbesondere marginalisierte Gruppen, sollen miteinbezogen werden. Die Kollektion ist Kleidung für körperlich beeinträchtige Menschen, bei der jedoch nicht der Fokus auf der Beeinträchtigung liegt, sondern auf der ästhetischen Funktionalität der Outfits. Sophia Heins macht Kleidung zur haptischen Erfahrung und thematisiert das „Sehen“ bzw. „Nicht-Sehen“. Das Thema wird in den farbenfrohen und ungewöhnlich geschnittenen Entwürfen u. a. auch dadurch zum Ausdruck gebracht, dass einige Models in schwarzen Ganzkörperanzügen von Begleitungen in „warnwestengrüner” Mode geführt werden.

Nadine Riemer – Together With Myself

Diese Kollektion ist eine Auseinandersetzung des Menschen mit sich selbst im alltäglichen Leben. Genderneutrale Designs mit Digitaldrucken sind der Kern und die Prints Ausdruck des Themas. Die akkurate Linienführung mit innovativer, moderner Schnittkonstruktion löst klassische Silhouetten ab.

Gül Sevin Bugatekin – Life Underwater

Als Inspirationsquelle nutzte die Designerin Tiefseeorganismen. Die voluminösen, farbkräftigen und fragilen Entwürfe erinnern an Quallen.

Sophie Fuhlbruegge – playing with patterns

Sophie verbindet in ihrer Abschlussarbeit Innovation und Tradition. Die in Erdtönen gehaltene Kleidung ist ein Spiel mit Antagonisten: Ein Mix aus Handarbeit und Technik, aus der digitalen und der physischen Welt, aus akkuraten Prints und Zufall wird durch den Musterbruch ausgedrückt.

Kyra von Stromberg – SI|CoE

In dieser Kollektion  setzt sich die Designerin mit dem Problem der gesellschaftlichen Privilegierung von Menschen in Paarbeziehungen auseinander. Funktionalität und Handwerkskunst sowie Work- und Streetwear Kleidung werden miteinander verbunden, um den Träger in den Fokus zu rücken. Die Silhouetten sind zeit-, alters-, größen- und geschlechtsneutral. Die Kleidung ist hauptsächlich aus schwarzen, grauen und grünen Stoffen aus Mohair, Leder und natürlichen Fasern gefertigt.

Mario van der Broek – Träume – Der Einfluss des Unterbewusstseins auf die Identität

Diese Abschlussarbeit besteht hauptsächlich aus Oversize-Entwürfen mit unterschiedlichen Drucken. Applikationen zieren die aus verschiedenen Materialien gefertigte Kleidung. Kunst statt Produktdesign stehen im Vordergrund. Die Arbeit des Designers ist sehr persönlich: Gefühls- und Traumanalyse sowie Selbstheilungsprozesse beeinflussten die Kollektion, welche trendunabhängig ungewöhnlich und individuell ist. Die Farbgebung ist hauptsächlich grün, braun, schwarz, weiß und lila – verträumt und nachdenklich wie das Thema selbst.

Hong Ahn Pham – ANTIDOTE – Embracing Sensitivity

Das Thema Maskulinität wird in dieser Abschlussarbeit vor allem im Hinblick auf Gefühle und Sensitivität ergründet. Dem Problem der gesellschaftlichen Negierung männlicher Gefühlsausdrücke soll durch Mode entgegengewirkt werden. Dementsprechend sind archetypische Teile der Herrenkleidung integriert und durch Fabric Manipulation neu interpretiert. Hong Ahn Pham schafft experimentelle Designs durch die Verbindung der stereotypisch männlichen Elemente (steif, markant, dunkel) mit weichen, fließenden Silhouetten.

Yannick Lambert Robey – LOVE & KINDNESS

Diese non-binäre Kollektion soll Liebe und Freundlichkeit versprühen. Themenbezogene Messages sind in die Entwürfe eingearbeitet. Die interaktive, futuristische Mode regt durch ihren emotionalen Gehalt zum Nachdenken an.

Lena Rimmel – PAPA

Lena Rimmels Kollektion sorgte für einen besonders emotionalen Moment. Ihre Entwürfe sind Trauerverarbeitung. Nachhaltig produzierte, weiche Strickkleidung, die zur Umarmung einlädt, soll Trost spenden und einen Safe Space bieten.

Anna Bueser – LIMINAL BODIES

Im Fokus dieser Abschlussarbeit stehen sog. “Liminal Spaces” – Orte, an denen sich die Realität unheimlich anfühlt. Inspirationsquelle ist die digitale Anonymität durch Avatare und das Gefühl von Eigenartigkeit durch Kontextveränderung. Die Dekonstruktion findet durch 3D-Technik, mit der die minimalistische Kleidung geziert wird, statt.

Kristin Amendt – PSYCHE-O-PATH

Diese Kollektion löste starkes Erstaunen bei den Anwesenden aus. Emotionen in ihrer stärksten Intensität sollten vermittelt werden. Die drei Pole „Ekstase vs. Trauer”, „Terror vs. Wut” und „Abscheu vs. Bewunderung” sind in den Looks verwirklicht. Sie sollen emotional triggern und dadurch selbsttherapeutisch wirken. Die Kollektion ist nachhaltig, geschlechtsneutral, avantgardistisch und futuristisch. Die Kleidungsstücke wirken durch ihre hohe Handarbeitskunst und dunkle Farbgebung dramatisch.

Timo Martens – Haute Culture – symbiosis of fashion and technology in the future

In dieser Abschlussarbeit setzt sich der Designer mit dem Einfluss von Krisen auf Mode auseinander. Im Fokus steht die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg und der vermehrte Einsatz von 3D-Technologien nach der Corona-Pandemie. Die Farbgebung der dynamischen Kollektion ist kräftig.

Jana Heinemann – VeBoDi

Diese Abschlussarbeit der Gründerin des Modelabels IMPARI ist ein soziales und ökologisches Projekt. Im Vordergrund ist hierbei die Bekämpfung von Vektoren und Bakterien in Überschwemmungsgebieten. Die Mode ist wie die Kleidung der Marke sonst auch bunt, gemustert und z. T. transparent.

 

Die Kollektionen der Absolventen der HTW sind aktuell und abwechslungsreich. Auch die musikalische und videografische Unterlegung der Shows war perfekt gewählt und verstärkte die Stimmung der Kollektionen auf künstlerischer Ebene. Der Geist der Zeit wurde getroffen – und das mit Bravour.

 

Autorin: Vivien – Foto: Neo.Fashion  

Graduate Show Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin – Runway Fotos

 

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