Neo.Fashion. 2023 – Graduate Show der HTW Berlin

Am 11. Juli präsentierten die besten Bachelor- und MasterabsolventInnen der HTW Berlin im Rahmen der NEO.Fashion.2023 ihre beeindruckenden Abschlusskollektionen. Umwelt und Umgebung waren die Kernpunkte der Show. Eine echte Mental-Mode-Metamorphose mit Fokus auf Genderless Fashion.

The best ist yet to come

– und hier ist der Beweis. 15 “Best Graduates” zeigten, das an der HTW Berlin die Mode der Zukunft geboren wird.  Mit „Hypersomnie“ startete die erste Designerin. Ihre Kollektion bat vier Looks, die genderfluid sind und eine Vielfalt an Körperformen ansprechen. Die Ärmel und Kragen sind mit aufblasbaren Elementen versehen, die es im hektischen Alltag ermöglichen, einen kurzen “Power-Nap” einzulegen. Nap-to-go?

Auch bei den Entwürfen von Esmanur Patkavaks “Culture & Values – Die Power der Kultur auf die menschliche Psyche” verlässt uns die Infragestellung der Geschlechterrollen nicht. Geschlechtsneutrale Kreationen stellen die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau dar. Viel Haut an Stellen, die eigentlich bedeckt sind, beschreiben die Sehnsucht nach der eigenen Identität.

Mentale Mode?

Und dann war da noch ganz viel Angst. Denn längst bevor sich die Menschen versuchten zu kleiden, gab es ein Grundphänomen, das den Menschen schon seit dem Beginn der Evolution begleitet. Leila Torkian Valashani sieht dazu: „. Je größer die Angst im Kopf einer Person ist, desto weiter ist sie von ihrer persönlichen Freiheit entfernt.“ Auch bei ihrem Design war es ihr wichtig, dem Betrachter ein Gefühl der Angst zu vermitteln. Beispielsweise durch die symbolische Darstellung von einschränkenden Stoffhänden, die den Oberkörper umschlingen. Die Kollektion besticht durch Farben aus femininer Eleganz und Zärtlichkeit.

Eine Beängstigend inspirierende Betrachtung der AbsolventInnen, die mutig diese wichtige Topik angehen. Gänsehaut war fast in diesem Fall unvermeidlich, wenn man bedenkt, dass diese die Vorreiter einer neuen Ära sind. Denn auch das Designer Trio W1P hat sich die Psyche nicht aus dem Kopf gehen lassen. Konrekt wird „BURN Out“ durch unruhige Prints und ausgebrannte Löcher in Stoffen verkörpert.

Nachhaltige Revolution an der HTW Berlin

In Sachen Nachhaltigkeit trifft die Hochschule auch hier ins Schwarze. Bei „ENGRAM“ von Nina Pironti trifft Nachhaltigkeit auf Erinnerung. Die nachhaltige und geschlechtsneutrale Kollektion ist eine Hommage an das konservierte Gedächtnis. Inspiriert vom limbischen System, verbindet sie sinnliche Reize mit Emotionen und schafft so unvergessliche Erinnerungen.

Und auch die Bachelorkollektion “Waste me not” von Fabienne Foerster ist ein aufrüttelnder Appell an uns KonsumentInnen, vorhandene Materialien zu nutzen und der Verschwendung von gut erhaltenen Rohstoffen entgegenzuwirken. Die Kreationen kann man wenden und flexibel auf verschiedene Art und Weise getragen. Längere Ärmel oder Hosenbeine lassen sich schnell einmal erweitert. Alle Materialien bestehen ausschließlich aus bereits genutzten, überproduzierten Überresten der Fast Fashion. Eine Tasche aus übriggebliebenem, lasergeschnittenem Plexiglas und Schuhe aus Buchholz und recycelten Fahrradreifen ergänzen das nachhaltige Zusammenspiel von Strick und Recycling. Inspiriert von der Vergissmeinnicht-Blume, fordert sie uns auf, nicht zu vergessen. ECO statt EGO!

PETA auf dem Laufsteg

Provozierend sind Abschlussshows ja meistens. Dieses mal jedoch gleich mehrfach: Im Zuge der Neo.Fashion.2023 ereignte sich ein überraschender Laufsteg-Moment, als plötzlich eine PETA Aktivistin, angesprayt als gehäutetes Tier über den Catwalk lief. Zur gleichen Zeit zeigte eine Studentin ihre Kollektion unter dem Titel “LOVE LESS”. Nackte Wahrheiten, die zum Nachdenken anregen und auf die Tierquälerei in der Mode anspielen.

Fashionstreet-Berlin gratuliert den Absolventen und wünscht ihnen viel Erfolg für ihre Karriere in der Fashionwelt.

Autor: Marie Prinz – Fotos: DeFrance Images

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