Rolf Ekroth Interview 2024

Rolf Ekroth im Interview über Nachhaltigkeit, Fashion Week, und finnische Mode

Die Copenhagen Fashion Week ist das Zuhause der nachhaltigen Modelabels, und eins davon gehört dem Designer Rolf Ekroth, der mit seinem gleichnamigen Label Ende Januar zum zweiten Mal bei der dänischen Modewoche dabei ist. Einen Monat vor dem Start der Copenhagen Fashion Week F/W 2024, unterhielt sich unser Fashion Editor Gina Kisters mit Rolf Ekroth und erfuhr, wie genau er mit dem Thema Nachhaltigkeit in Bezug auf Mode umgeht.

Interview mit Rolf Ekroth

FSB: Copenhagen Fashion Week gilt als Vorreiter für Nachhaltigkeit und hat ja auch Nachhaltigkeitskriterien für sich und die teilnehmenden Labels entwickelt. Wie hat die Teilnahme an der Copenhagen Fashion Week die Entwicklung deines Label beeinflusst, insbesondere in Bezug auf den Fokus auf Nachhaltigkeit?
Ich glaube nicht, dass die Kriterien einen großen Einfluss auf meine Arbeit hatten. Während der Pandemie hatte ich mehr Zeit, über die Entscheidungen nachzudenken, die ich in Bezug auf meine Marke treffe. Deshalb habe ich während der Pandemie mit einem finnischen Energieunternehmen namens Fortum zusammengearbeitet. Sie entwickeln diesen erstaunlichen Stoff aus dem Grundmaterial Stroh, und wenn man ein solches Projekt realisiert, fängt man natürlich an, über die anderen Entscheidungen nachzudenken, die man trifft. Damals dachte ich, es sei an der Zeit, so umweltfreundlich wie möglich zu sein und immer eine bessere Entscheidung zu treffen. Die Copenhagen Fashion Week hat mir einfach gezeigt, dass ich auf dem richtigen Weg bin, und natürlich sind die Kriterien, die man erfüllen muss, um in den Kalender aufgenommen zu werden, eine Herausforderung und ziemlich anspruchsvoll, aber ich denke, dass es für einen wirklich guten  und innovativen Zweck ist.

FSB: Könntest Du spezifisch auf einige der Nachhaltigkeitskriterien der Copenhagen Fashion Week eingehen, die deine Brand erfüllt, und wie haben diese die Gestaltung deiner Kollektion beeinflusst?
Meine Kollektion besteht normalerweise zu 60 bis 80 % aus recycelten Materialien. Wir kaufen einige Lagermaterialien, die bei den Herstellern übrig geblieben sind, und wenn wir mit Digitaldruck arbeiten, entscheiden wir uns, mit Unternehmen zu arbeiten, die dafür recycelte Plastikflaschen wiederverwenden.
Ich durfte am Nachwuchsprogramm in der Copenhagen Fashion Week teilnehmen, das hilft also ein wenig. Ich muss nicht alle Kriterien vollständig erfüllen, da es als kleinere, unabhängigere Marke schwieriger ist. Zum Beispiel bezieht sich ein Kriterium darauf, welche Pläne man hat, um Rassismus in seinem Unternehmen auszulöschen, aber wenn es nur eine Person ist, ist das ein bisschen schwieriger. Ich denke, dass die Kriterien wirklich gut und wichtig für die Copenhagen Fashion Week sind, aber sie lassen sich nicht vollständig auf alle unterschiedlichen Unternehmensgrößen übertragen.

FSB: Was hat dich dazu bewegt ein Mode Label zu gründen, welches sich auf Nachhaltigkeit fokussiert? 
Als ich angefangen habe, habe ich mich nicht komplett auf Nachhaltigkeit konzentriert. Ich habe gelernt, dass die Qualität wichtiger ist als die Quantität. Daher ist es grundsätzlich schon nachhaltig, ein eigenes kleines Label zu gründen, weil man nichts überproduziert. Ich habe die Marke gegründet, weil ich Glück hatte und Investoren gefunden habe. Normalerweise gibt es nicht viel modischen Hintergrund in Finnland, also war es selten, Menschen zu finden, die an mich geglaubt haben. Ich hatte bereits ein Jobangebot von einem Pariser Modehaus in der Tasche, aber als ich die Chance bekam, mein eigenes Label zu gründen, musste ich diese nutzen.

Woher ziehst du deine Inspiration? Mit welchen Stoffen/Materialien arbeitest Du am liebsten?
Ich habe versucht, immer mehr neue Stoffe aus der Natur auszuwählen. Als ich angefangen habe, interessierte ich mich sehr für technische Materialien wie Nylon oder Polyester, weil ich glaube, dass meine Ästhetik schon immer ein bisschen mit Sport zu tun hatte In der kommenden Saison haben wir etwa 50 % oder sogar vielleicht 60 % Wolle, ich bin mir nicht ganz sicher, da die Kollektion noch nicht fertig ist. Aber ja, ich habe versucht, auf natürlichere, freundlichere Materialien umzustellen, und ich denke, dass meine Ästhetik etwas mehr in Richtung Natur gehen könnte.

FSB: Wie hat sich der Fokus auf nachhaltiges Design zu einem zentralen Aspekt deiner Markenidentität entwickelt, und wie beeinflusst dies deine kreativen Entscheidungen?
Heutzutage beeinflusst es nicht mehr die Designs, da es heute viele nachhaltige Stoffe zur Auswahl gibt. Als ich vor 6 Jahren angefangen habe, war die Auswahl um die Hälfte kleiner und dazu noch viel teurer als heute. Ich denke, es ist heute viel einfacher, nachhaltige Entscheidungen zu treffen, da ich nicht das Gefühl habe, überhaupt kreative Kompromisse eingehen zu müssen.

FSB: Inwiefern spiegelt sich die skandinavische Ästhetik in deinen Designs wieder? Kannst du uns schon einen kleinen Steak Peak auf die neue Fall/Winter 24/25 Kollektion geben? 
Da ich aus Finnland komme, konzentriere ich mich sehr darauf, meine Herkunft in meinen Designs einfließen zu lassen. In meiner letzten Kollektion zog ich die Inspiration aus meiner Jugend und wie ich in Finnland aufgewachsen bin. Auch in der kommenden Saison lege ich den Fokus auf meine Vergangenheit in Kombination mit einem sportlichen Twist. Dazu ist eine weitere Inspirationsquelle für die neue Kollektion die Geschichte des finnischen Wintersports.

FSB: Hast du während der Vorbereitungen für die Fashion Week mit anderen Marken oder Organisationen zusammengearbeitet, um innovative Ansätze für nachhaltige Mode zu fördern?
Letzte Saison haben wir mit dem finnischen Schmuck Label Kalevala zusammengearbeitet, denn sie haben diese tolle Initiative, bei der sie alte Schmuckstücke von ihren Kunden zurückkaufen, und diese dann neu auf polieren und dann weiterverkaufen. Meiner Meinung, nach ist das ein wirklich interessanter Ansatz. Es war eine wirklich gute Kampagne, also haben wir den recycelten Schmuck wiederverwendet und damit unsere Hoodies geschmückt. Ich denke, die Idee, dass man etwas trägt, das wahrscheinlich 70 Jahre alt ist und von einer Person stammt, die dieses Schmuckstück vielleicht in den 60er oder 70er Jahren getragen hat, wirklich interessant und es schließt auch den Kreis der Idee, alte Pieces weiterzuverwenden. Ich hoffe, wir können sowas öfter in der Zukunft tun.

FSB: Integriert dein Label das Konzept des Zero Waste Designs, um den Abfall in der Produktionsphase zu minimieren? Wenn ja, was waren die Herausforderungen dies umzusetzen? 
Ich denke, wir haben normalerweise ein oder zwei Teile, um den Zero-Waste-Faktor in der Praxis anzuwenden. Es ist ein gutes Training für den Verstand eines Designers, denn die Realität hat gezeigt, dass man mit Resten vieles machen kann. Ich meine, wir haben hier und da ein paar Saisons lang mit dieser Idee an allen Teilen herumgespielt, sind uns aber nicht sicher, ob das praktikabel ist, eine ganze Kollektion mit Resten zu fertigen. Aber ich meine, es gibt viele talentiertere und klügere Leute als mich, also können sie es vielleicht herausfinden.

FSB: Wenn du eine Zeitmaschine hättest und einen nachhaltigen Modetrend in die Vergangenheit oder Zukunft bringen könntest, welcher wäre es und warum?
Mir gefällt wirklich die Idee des Recyclings. Ich würde gerne in der Zukunft einen Weg finden, Kleidung wiederzuverwenden. Um den Modestücken die Chance zu geben, den gesamten Kreislauf des Lebens zu durchlaufen.

FSB: Abschließend, welchen positiven Einfluss möchtest Du durch deine nachhaltige Mode auf die Modebranche und die Welt insgesamt ausüben, und wie möchtest Du, dass dein Label in Erinnerung bleibt?
Ich hoffe, dass die Leute zumindest einige gute Ideen in meiner Kleidung und meinen Kollektionen sehen können. Ich kann nicht glauben, dass die Dinge, die ich mache, super bahnbrechend sind. Vielleicht habe ich eine bodenständige Herangehensweise an das Ganze. Ich bin mir nicht sicher, ob einige der nachhaltigen Ideen vielleicht auch gängige Praxis werden könnten, aber es ist wirklich schwierig, über diese Dinge nachzudenken, wenn man noch mitten im Geschehen steckt, also arbeite ich jetzt hauptsächlich daran, alles fertig zu machen für die nächste Saison. Außerdem möchte ich mich noch bei dem Team von Wasted Hour in Hamburg bedanken, das mich seit dem ersten Tag unterstützt.

Wir freuen uns schon sehr auf die neue Kollektion, und wer bis Januar nicht mehr abwarten kann, hier sind einige Highlights von Rolf Ekroth’s Spring/Summer 2024 Kollektion.

Autorin: Gina Kisters – Fotos: Otto Virtanen

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