„WE‘RE DIFFERENT, WE‘RE THE SAME“ – Abschlusspräsentation der Studenten der Akademie Mode Design (AMD): Modedesign/ Modemanagement/ Modejournalismus
20 frisch gebackene Modedesigner, 27 frisch gebackene Mode- und Designmanager und 14 frisch gebackene Modejournalisten präsentierten am 02.03.2013 ihre Bachelorarbeiten unter dem Motto „WE‘RE DIFFERENT, WE‘RE THE SAME“. Moment mal? Wir sind gleich, wir sind verschieden, häää? Die Antwort auf die auf den ersten Blick widersprüchliche These erklärt die Frau, die sich das Motto ausgedacht hat, im Interview mit Fashionstreet-Berlin höchstpersönlich.
Über den Gleisen des Bahnhofs Potsdamer Platz, genauer gesagt in einem ehemaligen U-Bahnschacht („U3“) fand eine Präsentation der Abschlusswerke statt, die kreativer nicht hätte sein können: Der Zuschauer erfreute sich an experimentellen Gesamtkunstwerken, die sich allesamt vom modischen Einheitsbrei abheben. Futuristisch- grafische Schnitte und neue Materialien wurden gerne eingesetzt, die Jungdesigner verbanden starke Farbkontraste mit neuartig besonderen Schuhen und viel Haut und kreierten so ihre ganz persönlichen Outfits, mit denen sie 3 1/2 Jahre Studienzeit abschließen.
Aber nicht nur die Location, die kleinen Kollektionen eines jeden Studenten und die Gäste waren etwas ganz Besonderes, auch die musikalische Untermalung der Show kam sehr gut an: Die Band Super700 spielte während der gesamten Modenschau live. Danke!
Interview
Interview mit Angelika Grammozi, Leitung AMD Standort Berlin
Fashionstreet-Berlin (FSB): Gab es inhaltliche Vorgaben für die Show?
Angelika Grammozy: Es gab keine inhaltlichen Vorgaben, aber das Oberthema „WE‘RE DIFFERENT, WE‘RE THE SAME“ hat die AMD ausgesucht, weil wir versuchen, alle drei Studiengänge bzw. Ausbildungsgänge unter dem gleichen Thema laufen zu lassen. Wir bilden Modedesigner, Modemanager und Modejournalisten aus und eine einheitliche Thematik ist ohne eine zentrale Steuerung nicht möglich. Ansonsten wird immer sehr individuell gearbeitet und die Kollektion ist ein Teil der persönlichen Interpretation eines jeden Studenten.
FSB: Das Dachthema wurde also nur von Ihnen entwickelt – oder haben sich die Studenten daran auch beteiligt?
Angelika Grammozi: Nein, in diesem Jahr haben wir, also die Leitung der AMD, das vorgegeben. Ich habe mich für dieses Motto entschieden, weil mir das Zusammenkommen sehr wichtig ist, um vor allem die Gemeinsamkeit aller Studenten deutlich zu machen. Es ist etwas Besonders, dass die AMD so viele junge Menschen zusammen bringt. Eine eigene „Personality“ und die Individualität haben wir auch gelehrt, denn das muss man in der Modebranche ebenfalls haben, es ist einfach selbstverständlich.
FSB: Gab es Hilfestellungen von der AMD in Bezug auf die Kollektion, z.B. beim Schneidern?
Angelika Grammozi: Wenn man an der AMD Modedesign studieren möchte, braucht man keine Schneiderlehre, denn die Studenten lernen bei uns das Schneidern. Wir haben unterschiedliche Studenten mit unterschiedlichen Niveaus, die teilweise schon eine Schneiderlehre gemacht haben, aber das ist keine Voraussetzung.
FSB: Wie lange war die Vorbereitungszeit für die gesamte Modenschau, inklusive der Planung, der Suche nach der Location usw.?
Angelika Grammozi: Es ging im dem letzten Sommersemester los, als die Bachelorphase eingeleitet wurde. Zu dem Zeitpunkt wurde besprochen, welches Thema es wird, da sind Studiendekanen, Professoren und Dozenten sehr eng mit den Studenten verbunden, und trotzdem muss der Student seine Kollektion und seine Show alleine auf die Beine bringen. Das Team der AMD ist auch seit Herbst dabei, die Show zu koordinieren, weil es für uns immer wieder eine Menge Arbeit ist.
FSB: Der Student konzentriert sich dann aber nur auf seine Kollektion, die Show und Location wird von der AMD organisiert?
Angelika Grammozi: Ja, das übernehmen alles wir. Natürlich tauschen wir uns mit den Studenten aus und fragen sie nach ihren Ideen, die Band „super700“ war z.B. ein Tipp einer Studentin.
FSB: Wie wichtig ist es, dass man am Anfang seiner Karriere auffällt?
Angelika Grammozi: Natürlich ist sehr wichtig, die letzte Kollektion experimentierfreudig anzugehen, denn letztendlich ist es so, dass nachher jeder Absolvent, der im Job steht, nicht mehr so viele Freiheiten haben wird. Daher ist es in der Hochschule auch sehr willkommen, wenn jemand sehr experimentell ist. Dabei steht Berlin als Stadt auch noch einmal für seinen eigenen Look, und auch bei den anderen Shows in Düsseldorf, München und Hamburg erkennt man, dass die Studenten viel von ihrer Stadt mitnehmen, also Emotionen, das Clubwesen usw. Und genau das bringen wir den Studenten auch bei: Design passiert nicht irgendwo in einem Atelier, sondern beinhaltet viel eher das, was das Leben so mit sich bringt. Vielleicht sind das auch die Berliner Inspirationen, die man stärker auf der Bühne sieht.
FSB: Wie haben sich die Studenten in den dreienhalb Jahren Studienzeit einwickelt, wenn man z.B. Designs vom Anfang mit jetzt vergleicht?
Angelika Grammozi: Man kann wirklich einen starken Unterschied und natürlich auch einen Fortschritt sehen. Den ersten großen Einschnitt gibt es, wenn die Studenten ihr erstes Praktikum gemacht haben. Sie kommen zurück an die Akademie und verstehen auf einmal, worum es tatsächlich in der Praxis geht. Stellen Sie sich vor, jemand kommt an die Akademie und kann nicht nähen, und sein Traum ist es, Modedesigner zu werden. Wenn man nach dreieinhalb Jahren die Abschlusskollektion sieht, ist das natürlich ein ganz schöner Unterschied. Und wenn die Journalisten bei der ersten Fashion Week mitgeschrieben haben, wissen sie auch, was „schnelles Schreiben“ bedeutet, wenn der Text wirklich am nächsten Morgen fertig sein muss. Zu diesem Zeitpunkt passiert sehr viel in den Köpfen, und daraus entsteht natürlich auch eine andere Dynamik in den Gesprächen mit den Dozenten und den Studiendekanen.
FSB: Gab es ein Erlebnis während der Vorbereitungszeit, dass Sie fasziniert hat und vielleicht auch ein bisschen stolz gemacht hat?
Angelika Grammozi: Letztendlich ist es der Moment auf der Bühne, wenn man alle Studenten nach oben ruft und feststellt, wie viele es sind. Außerdem finde ich dieses Miteinander immer wieder berührend, wenn man sich dabei denkt: Das sind die Leute, die sich morgen hier in der Branche begegnen werden. Da ich selbst aus der Modebranche komme, weiß ich, wie klein diese Welt ist und natürlich ist klar, dass sich die Studenten wieder begegnen werden. Dieser Moment, wenn sich alle mit leuchtenden Augen anschauen und man weiß, dass es nicht das letzte Mal sein wird, das hat mich besonders berührt.
(Text: Rosy – Fotos: KOWA Berlin)
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