Das von Jennifer Brachmann gegründete Label Brachmann gibt sich voll und ganz der stilvollen Bekleidung des modebewussten Herren hin. Auch in der kommenden Herbst-Winter-Kollektion 2016/17 werden in minimalistischer Manier stilgebende Klassiker in die Moderne neu interpretiert. Dabei bedient sich die Designerin dem Repertoire ihres vorangegangenen Architektur-Studiums und verbindet symmetrische Formen, verschiedene Perspektiven und klare Achsen mit einer minimalistischen Schnittführung und dem Blick für das Wesentliche: das Erwecken von charmanten Klassikern in ein postmodernes Sujet.
Erstmalig greift das Label Brachmann ein weiteres modernes Element auf: den Cardigan. Dieser wird in minimalistischer Eleganz mit einem Hemd aus edler Baumwolle kombiniert. Allgemein lohnt sich der zweite Blick auf die Kollektion; viele Schnittführungen erfahren erst bei einer Veränderung der Perspektive einen regelrechten Twist.
Nach der Show durften wir der, überaus geduldigen, Designerin Fragen stellen. Ein Marathon, der sich in den nächsten Tagen auch in Paris wiederholen wird – denn da wird die Kollektion erneut vorgestellt, verriet die Designerin stolz.
Fashionstreet: Wie kommst du von der Architektur zur Mode?
Jennifer Brachmann: Mich hat schon immer das Gestalten an sich interessiert. Es ist auch immer noch so, dass mich Architektur sehr interessiert. Aber zum Ende meines Architekturstudiums habe ich für mich entdeckt, dass ich auf eine Art und Weise gestalten möchte, die zum einen schneller ist und durch das textile Medium auch schneller absehbar. Also wo man nicht so lange auf das Ergebnis warten muss. Zudem gefällt mir die Verbindung von Mode und Architektur.
Fashionstreet: Warum Männermode?
Jennifer Brachmann: Während des Studiums habe ich auch Frauenprojekte gemacht und habe dabei eine Formsprache entwickelt, die eben auf dem prägenden Architekturstudium basiert. Die Art und Weise, wie an Entwürfe herangegangen wird, der Mode von Männern sehr nahe kommt. Ein wichtiger Aspekt ist dabei, dass meine Kollektion sich an den Klassikern der Männermode orientiert. Die Männermode an sich entwickelt sich ja sehr langsam. Klassiker spielen also immer wieder eine Rolle. Mich interessiert dabei allerdings, wie diese Klassiker mit Hilfe der Architektur weiter entwickelt und modernisiert werden können. Quasi die Klassiker aus ihren Schlaf in die heutige Zeit zurückholen.
Fashionstreet: Was hat dich diese Saison inspiriert?
Jennifer Brachmann: Diese Saison haben mich Fotographien von Franziska Stünkel inspiriert. Ich habe ihre Ausstellung vor der Kollektion gesehen. Ihre Ausstellung beschäftigt sich mit dem Thema Reflektion. Die Künstlerin macht Fotos, die eben auf den ersten Moment zweidimensional wirken, da es eben Fotos sind. Wenn man aber die Fotos länger betrachtet, dann ergeben sich neue Ebenen, eben durch die Reflektion. Und es passiert unheimlich viel damit. Das ist eine parallele zu der Vorgehensweise, wie ich entwerfe bzw. wie die Entwürfe sich dann entwickeln. Es gibt eben auch den zweiten Blick. Das möchte ich bei meiner Kollektion auch bewirken. Das auf den ersten Blick zum Beispiel eine klassische Silhouette gesehen wird, beim zweiten Blick werden dann spezifische Details entdeckt. Wie zum Beispiel anderer durchschimmernder Stoff, variierende Nahführung usw. Das soll in einer Art Entdeckung resultieren, während die Sachen betrachtet werden, die auf den ersten Blick zunächst anders gewirkt haben.
Fashionstreet: Das hat man ganz gut bei Euren Hosen gesehen…?
Jennifer Brachmann: Genau, in der Schulterpartie, Kragen, Ausschnitte usw.
Fashionstreet: Bist du experimenteller geworden?
Jennifer Brachmann: Eigentlich würde ich die Kollektion nicht als experimenteller beschreiben. Wir haben jedoch Knitwear erstmals mit in die Kollektion aufgenommen. Dadurch vergrößert sich die Bandbreite an Gestaltungsmöglichkeiten. Dadurch dass Knitwear eine ganze andere Struktur hat und die charakteristischen Elemente darauf angebracht werden, entwickeln sich ganz neue Formen und Texten und Bewegungen auch, da es sich hierbei um ein anderes Material handelt.
Fashionstreet: Gibt es ein Lieblingsstück?
Jennifer Brachmann: Schwer zu sagen. Ich mag die Pullover sehr gerne, die Trenchcoats, die Hemden, den Mantel… Es gibt zum Beispiel Details, die es auf Hemden gibt, die aber auch dem Mantel zu finden sind, sodass es in jedem Segment Details gibt, die sich durch die Kollektion hindurch ziehen.
Fashionstreet: Was sollte ein modebewusster Mann in seinem Kleiderschrank haben?
Jennifer Brachmann: Ich finde ein gut geschnittenes, gut sitzendes Hemd wichtig. Da ein Hemd ein Basic ist, was auf verschiedene Arten kombiniert werden kann. Zum einen förmlich, aber auch lässig, wie man eben damit spielt. Ein gutes Hemd deckt eine große Bandbreite an Variationen ab.
Vielen Dank für das Interview. Wir wünschen viel Erfolg mit der neuen Kollektion.
Brachmann – Autumn Winter 2016/17
Autor: Julia Heyer – Fotos: KOWA-Berlin/Thomas Schulze
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