Vor der St.-Elisabeth-Kirche in Berlin bildet sich eine Schlange aus verschieden gekleideten Menschen. Typische Streetwear Looks, elegante Kleider und Brautschleier – eine Mischung, die durchaus für Verwirrung sorgen könnte. Die High-End-Streetwear-Marke #DAMUR hatte zuvor als Dresscode für ihre Herbst Winter 2023 Fashionshow Hochzeitskleidung angegeben. Einige Gäste nahmen dies besonders ernst, andere eher weniger.
#DAMUR in der St.-Elisabeth-Kirche
Im Rahmen der Berlin Contemporary präsentiert das Label des taiwanischen Designers Damur Hang seine Herbst Winter 2023 Kollektion “REVIVIER” dieses Jahr in der St. Elisabeth-Kirche. Diese stammt aus dem 19. Jahrhundert und wurde nach einem Brand zum beliebten Ort verschiedenster Veranstaltungen. Hohe Decken, kahle Backsteinwände und große Fenster, die für optimale Belichtung sorgen. An der Stelle des Altares hängt ein Blumenkranz von der Decke. Auch am Eingang werden Blumen an die Gäste verteilt. Statt einer klassischen Goodie Bag steht auf jedem Sitzplatz eine Flasche mit dem Lieblings Bubbletea des Designers. Die Kirche ist gut gefüllt, als Mendelssohn Hochzeitsmarsch durch die Lautsprecher ertönt. Stille kehrt ein. Die Gäste warten gespannt auf die Show. Der Hochzeitsmarsch verstummt und es ertönt eine Liebesballade. Das erste Model betritt den Kirchensaal. Langsam schreitet ein Model nach dem anderen den Langsteg entlang. Unter dem Blumenkranz wird kurz für die Fotografen posiert. Allesamt tragen Blumen. In den Haaren, den Händen oder mit dem Mund. So unterschiedlich, wie die Kleidungsstücke sind auch die Models. Models mit Tattoos, kurzen Haaren, langen Haaren und verschiedener Herkunft. Sie alle strahlen eines aus: Selbstliebe und -akzeptanz.
“REVIVIER” – Alten Dingen einen neuen Nutzen geben
Die Kollektion ist der Idee einer zweiten Chance im Leben gewidmet. Sie soll dazu einladen über Konsum und dessen Auswirkungen nachzudenken. Alten Dingen wird ein neuer Nutzen gegeben. Aus diesem Grund verwendete der Designer übriggebliebene Teile der Kollektionen von 2015 bis 2019. Er möchte, dass das Prinzip des Upcyclings nicht nur auf Kleidung, sondern auch auf andere Bereiche im Leben angewandt wird. Inspiriert durch den Film “27 Dresses”, hat jede Kreation eine eigene Geschichte. Zudem handelt es sich ausschließlich um Kleider. Präsentiert werden diese sowohl von weiblichen, als auch von männlichen Models. Geschlechterneutraliätät: ein wiederkehrendes Motiv der Designs. Die Freiheit, nicht dem Idealbild der Gesellschaft zu entsprechen wird ausgedrückt. Diese Message ist immer wieder erkennbar in den Kollektionen von #DAMUR. Mit den neusten Upcycling-Designs werden Stereotypen und kontroverse der Gesellschaft gebrochen und Freude an Wiedergeburt und Selbstliebe gefunden. Upcycled Denim, Rüschen und kleine, zarte Cutouts sind häufig zu sehen. Die Kleider sind farbenfroh und neuartig. Einige sind mit Blumen verziert. Zusammengeraffte Blusen, zerschnittene Hosen: Schaut man genauer hin, erkennt man die einzelnen verwendeten Kleidungsstücke. Damur Hang zaubert aus Altem Neues und setzt somit ein Statement. Hoffen wir, dass dieses sich in der Modebranche durchsetzt.
Autorin: Nina Sindermann – Fotos: Lina Grün / Titelfoto: Kaśka Jankiewicz
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