Am 6. Februar 2024 versammelte sich die Modewelt in der Karl-Liebknecht-Straße 29 am Alexanderplatz, umgeben von der rauen Ästhetik des Brutalismus und eingebettet zwischen Plattenbauten. Zum zweiten Mal präsentierte der Designer DENNIS CHUENE seine Autumn Winter 2024 Kollektion im Rahmen der Berlin Fashion Week. Unter dem Titel “Big Ego – Low Self-Esteem” gewährte der Designer tiefe Einblicke in sein Inneres und präsentierte Looks, die von Handwerkskunst, Qualität und Emotion geprägt sind.
Klangwelten und Handwerk: Die einzigartige Inszenierung der Modenschau von Dennis Chuene
Die Show begann mit der Ankündigung, dass jeder zweite Gast Kopfhörer erhalten würde, um zwei verschiedene, parallel laufende Klangwelten zu erleben. Als der erste Look präsentiert wurde, betraten zwei Models synchron den Laufsteg und schritten langsam voran, ihr Make-up verschwommen und schemenhaft. Die 20 präsentierten Looks beeindruckten durch maßgeschneiderte Schnitte und Liebe zum Detail. Lange, figurbetonte Mäntel trafen auf weite, plissierte Hosen und andere Designs. Der Designer blieb seiner Farbpalette treu, wobei dunkle Töne durch aufwendige weiße Stickereien aufgelockert wurden. Dekonstruierte Details wie sichtbare Heftfäden vermittelten ein Gefühl der Handwerkskunst. Netzoberteile mit abstrakten Mustern und aufgedruckte Halsketten prägten die poetische Kollektion, die vor allem bei den Schuhen auch eine utilitaristische Seite zeigte. Ein Highlight war der Pullover MARU, der auch als Inspiration für die gesamte Kollektion diente. Vollständig aus einzelnen Fäden gefertigt, zeigte er ein handgesticktes Sonogramm ihres ungeborenen Kindes. Die Models bewegten sich sehr langsam und bedächtig, so dass das Publikum jeden Look in Ruhe betrachten konnte.
Einblicke in die Gedankenwelt von Dennis Chuene
Die Atmosphäre der Show wurde durch die pulsierende Musik eines Herzschlags eingeleitet, gefolgt von einem Monolog, der durch den ganzen Raum hallte. Schreie, Weinen und andere Gefühlsausbrüche waren über Kopfhörer zu hören. Die Zuschauer erhielten einen Einblick in die intimen Gedanken, Fragen und Herausforderungen des Designers durch Tonaufnahmen seiner Therapiesitzungen. Die Modelle schienen auf die Worte zu reagieren, als wären es ihre eigenen Gedanken, indem sie innehielten oder Emotionen zeigten.
Dennis Chuene widmete sich in seinem persönlichen Monolog Themen wie Authentizität und der Seele des Künstlers. Er reflektierte auch über die heutige Zeit und den Verlust von Wertschätzung, da der Fokus oft nur auf Online-Inhalten liege. Der Designer sprach über Virgil Abloh, der als einer der ersten schwarzen Kreativdirektoren eines großen Modehauses die Modewelt mit seiner einzigartigen Fusion aus Streetwear und Haute Couture revolutionierte. Er äußerte Ängste vor Bedeutungslosigkeit und Ideenklau durch das Internet.
Dennis Chuene selbst sagt über seine Show: “Diese Show und diese Kollektion sind eine Auseinandersetzung mit mir selbst, mit den inneren Kämpfen eines Individuums, das mit seinem eigenen Selbstwertgefühl kämpft. Es war mir wichtig, auch das Publikum einzuladen, über ihre eigenen Unsicherheiten und die Masken, die sie in ihrem täglichen Leben tragen, nachzudenken”.
Die emotionale Show endete mit einem strahlenden Designer und seinem gesamten Team auf dem Laufsteg.
Autorin: Charlotte Golz – Fotos: Boris Marberg
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