Der Berliner Salon: WHAT WOULD KARL DO

Der Berliner Salon: WHAT WOULD KARL DO – HOW TO BE A DESIGNER NOW AND THEN – Fashion Week Berlin AW 2022

Der Berliner Salon wurde 2014 ins Leben gerufen, um Designern in Berlin eine Plattform zu geben und mit Denkanstößen rund um Themen der Modeindustrie zu vermitteln. Gründerin von Fashion Council Germany sowie ehemalige Chefredakteurin der deutschen Vogue, Christiana Arp, moderiert auf der Fashion Week Berlin AW 22 den Panel Talk zum Thema: „What would Karl do – How to be a designer now and then“. Gemeinsam mit den Designerinnen Tina Lutz und Anna Heinrichs, widmet sie sich der Frage, ob der traditionelle Weg ein Designer zu werden noch immer zeitgemäß ist.

Um sich abzuheben, braucht es eine starke Vision

Tina Lutz hat nach ihrem Abschluss in Modedesign spannende Stationen durchlaufen, bevor sie ihr eigenes Luxus-Handtaschen Label „Lutz Morris“ gründete: Die Betrachtung von Design als Konzept oder Kunst, brachte ihr beispielsweise Issey Miyake in Tokio nahe. Anschließend ging sie nach New-York, wo sie bei Calvin Klein eine weitere prägende Periode erlebte. „Ich habe es so gelernt, dass du dich hocharbeiten musst“, erklärt Lutz, „Du musstest dich mit Stoffen, Konstruktionen, Drapierungen und Techniken auskennen. Das fällt heute weg. Möchtest du allerdings erfolgreich sein, ohne selbst dieses Wissen zu besitzen, dann musst du jemanden im Hintergrund haben, der sich damit auskennt.“ Vor allem durch Globalisierung, Digitalisierung und die sozialen Medien, sei der Weg zum Fashion Designer offener geworden, der Prozess des Designs viel visueller. Die Anzahl der Designer auf dem Markt wächst rasant und eine Brand kann nicht „alles für alle sein“. Arp und Lutz sind sich daher einig, damals wie heute: eine starke Vision ist ein Muss!

“Das Leben ist zu lang, um nicht etwas zu machen, wofür man brennt”

Was das genau bedeutet erörtert Christiane Arp mit Anna Heinrichs anhand ihres Labels „Horror Vacui“. Heinrichs gab ihren Job in einer Münchner Kanzler auf und wagte den Einstieg in die Modebranchen. Als Grund für den Quereinstieg erklärt sie, das Leben sei zu lang, um nicht beruflich etwas zu machen, für das man brennt.  Der lateinische Name ihres Labels bedeutet übersetzt „Angst vor Leere“ und zeichnet sich durch eine Ästhetik der Opulenz und Detailorientierung aus. Für die Gründerin ist „Horror Vacui“ eine Lebensphilosophie: „Es ist für mich die Überzeugung, dass du das Leben mit Farbe, Lebensfreude, schönen Dingen und Schönheit füllst.“

Heinrichs produziert in der Ukraine, wo auch ihre Wurzeln liegen. Vor allem wegen ihrer persönlichen Verbindung zu dem Land, ist sie fassungslos über den anhaltenden Krieg. „Wir haben jeden Tag Kontakt mit all unseren Näherinnen und Mitarbeiterinnen; es geht allen gut.“, doch nicht nur das Wohlergehen beschäftigt sie, sondern die Bedeutung der weiteren Teilnahme an Fashion Weeks. Man dürfe dem Bösen nicht kleinbei geben und dadurch Macht verleihen. „Das Kunsthandwerk, das dahintersteckt ist die Identität der Ukrainerinnen. Wenn wir damit aufhören würden, würde es sie auslöschen. Das wäre falsch.“, betont sie und unterstreicht nochmal die Wichtigkeit der Erhaltung des kulturellen Erbes.

Autorin: Tari Weber – Fotos: DER BERLINER SALON

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