UdK Berlin SCHAU17 – Graduate Fashion Show Modenschau

UdK Berlin SCHAU17 – Graduate Fashion Show Ein Paradiesvogel mit Inselbegabung

Der 26.10.2017, Berlin Neukölln. Es regnet leicht, als die schon jetzt zahlreichen Gäste UdK Berlin SCHAU17, bestehend aus ein einigen VIPs, den Angehörigen und Kommilitonen der Studenten der Universität der Künste (UdK) und der unbeteiligten modeaffinen Allgemeinheit, aus der Sbahn an der Haltestation strömen und wie ferngesteuert ins Estrel Convention Center Berlin wandern.

Zunächst gibt es da allerdings herzlich wenig zu sehen. Ein paar Stehtische in unregelmäßigen Abständen, an denen vereinzelt Leute in Anzügen ihr Körpergewicht von einem Fuß auf den Anderen verlagern und dabei den offensichtlichen Eindruck vermitteln, dass sie nicht wissen, was sie Besseres mit sich anfangen sollen. Ein freundlicher Mitarbeiter des Gebäudes verhilft zu Lösung, der Weg führt weg von der großen Eingangshalle, in dessem Inneren sich eine Business-Konferenz-Atmossphäre breitmacht, während fleißigst weitergewippt wird.

Zwei Türen und eine Treppe später steht man in dem Vorraum der Showhalle, bestehend aus glänzenden, weißen Fiesenboden, der von warmen Lichtern geflutet wird, während hier eine immer größer und ungeduldiger werdene Menge in ihren Designeroutfits darauf wartet, hineingelassen zu werden.

Modenschau der UdK Berlin

Eine halbe Stunde circa später, der Einlass ist endlich gewährt worden. Die für das Publikum aufbereitete Halle ist in verschiedene Blöcke eingeteilt worden, dazwischen erstrecken sich Trennwände aus farbigen Papierstreifen, welche über die schwer überschaubare Größe der Halle die gesamte Farbenpalette des Regenbogens zu erschöpfen scheinen. Das Gesamte Setting, die Stimmung, die scheinbar unaufhaltbar in der Halle um sich greift, kündigt unmissverständlich an, dass es gleich künstlerisch werden wird. Es folgt ein buchstäblicher Paukenschlag, der scheinbar sämtliche Lichter ausgeknipst hat, ohne jegliche Art der Vorwarnung wird der Zuschauer in die UdK BERLIN SCHAU17 gestürzt, man wünsche ihm eine angenehme Reise.

Das Erste, was man zu sehen bekommt, ist ein überdurchschnittlich großer Mann, bekleidet in einer dicken Mönchskutte und bewaffnet mit einem Styroporkelch gefüllt mit Trockeneis. Es folgt ein Chorquarttet, kurz darauf setzen die Lichter wieder ein und dröhnende Technomusik ballert brachial durch Boxen. Bereits in der ersten Minute der Show wurde der rote Faden gefunden, rausgerissen und zerkleinert.

UdK Berlin SCHAU17 – UdK Modenschau

Experimentellen Materialverarbeitung und Reizüberflutung

Das Maß an Organisation wurde im Folgenden auch nicht wieder erhöht, fast könnte vom Gegenteil die Rede sein. Über eine Stunde lang stolzieren Outfits über Outfits durch die Blöcke der Halle der UdK Modenschau, keine Ansagen, wer gerade präsentiert, oder visuelle Anzeigen in welcher Reihenfolge dies geschehen soll. Abhilfe gab es durch Flyer mit der Runningorder. Allerdings gelang die Zuordnung nicht immer. Der Struktur der Show auf eine gesittete Art und Weise folgen? – herausfordernd. Die gebotene Vielfalt und den zur Schau gestellten Durst nach Innovation und Kreativität nicht genießen? – selbe Antwort.

Für Buchstäblich jeden Geschmack ist hier etwas dabei, über sämtliche experimentellen Materialverarbeitungen bis hin zur nackter Haut, Models, die rückwärts durch die Gänge laufen, sich auf den Boden schmeißen, anfangen die Dekoration mit Heckenscheren stutzen. Es gibt hier kaum etwas, das es nicht gibt. Die Zeit des Schauspiels kommen einem lang vor, aber nicht, weil man nicht unterhalten wird, weit gefehlt, sondern weil das ganze Spektakel eine derartige Reizüberflutung darstellt, einen Modeexzess, der scheinbar ein auf das andere Mal dazu bemüht ist sich etwas neues einfallen zu lassen, um den Zuschauer kalt zu erwischen.

Und das alles vor den Augen einer Jury bestehend Leuten wie Alexandra Bondi de Antoni (Editor in Chief at i-D Germany), Stephanie D`Heyghere (Freelance Accessories Designer für VETEMENTS, A.P.C.) oder Marcel Schlutt (Editor in Chief KALTBLUT Magazine). Insgesamt lässt sich festhalten, dass die Gradute Show 2017 der UdK genau das war, was man von außen mit der Universität der Künste in Verbindung bringt – laut, bund und anders. Ein Paradiesvogel eben, mit einem Händchen für das Schöne.


Autor: David Schneider – Fotos: KOWA-Berlin
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DESIGNER DER UdK BERLIN SCHAU17 – Graduate Fashion Show

Comeback Opulentia – 3. Semester

Das Projekt des 3. Semesters “Comeback Opulentia” bildete den Anfang der Show. Die eisige Farbpalette und glänzender Schimmer der Obermateriale verleiht ihren Werken einen sehr kühlen Touch. Lang fallende Jacken und Gewänder verstärken diesen frostigen Touch, indem sie den Träger etwas unnahbar wirken lassen, bevor dieser letzte Eindruck mit einem überdimensioniertem Teddybär auf dem Rücken es letzten Models wieder gekonnt kontrastiert wird. Das Erste und letzte Piece ihrer Vorstellung bilden eine Art thematische Klammer.

Katharina Kucharska – “The Evolution of Things”

Ein Panzer zum Selberbauen. Die von Katharina Kurcharskas verwendeten Stoffe können sehr leicht ineinandergesteckt werden und vermitteln einen fast schon rüstungsähnlichen Eindruck bei manchen seiner Outfits. Auffallend war, dass die beiden Ersten Stücke sowohl farblich, als auch was die Konstruktion angeht, etwas von dem konzeptionellem Hintergrundgedanken der Anderen abzuweichen scheinen.

 Florian Mathe – “Hannelore” 

Die kunstvoll benannte Kollektion von Florian Mathe “Hannelore” war eindeutig dem Thema Genderlessness verschrieben, welches er gekonnt aufgriff und verarbeitete. Männer in traditionell weiblich verstandener Kleidung, die oft dazu auch noch lila Elemente enthielt (die Farbe der unbefriedigten Frau) brachen nicht nur mit konventionellen Geschlechterrollen, sondern zerbröselten diese zu Staub.

Eric Schieler – “Alternative Facts”

Wenn der Name zum Programm wird. Eric Schieler zeigte in “Alternative Facts” eine beeindruckende Vielfalt. Lederlatzhosen, Double Denim Westernoutfits, Seidenhemden und Rüschenhosen, was es an Material auch nur zu erträumen gibt, irgendwo hat Andre es sicherlich benutzt. Der verbindene Faktor seiner Stücke war die relativ beschränkte Farbpalette und die Tatsache, dass er lediglich Männermode designte, was immerhin einen leichten Eindruck von Homogenität hinterlässt.

Andre Törner – “Über den Gegensinn der Kleidung”

Die Kollektion mit dem Namen “Über den Gegensinn der Kleidung”, ein Name, welcher als Anspielung an das Buch von Carl Abel verstanden werden könnte, glänzte vor allem durch die Drei schwarzen Anzüge im Distressed Look, während eine eher gedeckte Farbpalette, bestehend aus Lila, Grau und Schwarz für Stimmigkeit unter den verschiedenen Stücken sorgte.

Copycat – 4. Semester – Projekt

Copycat präsentierte Mode im Doppelpack, was angesichts des Namens wenig überraschte. Mal als sich ergänzendes Pärchen, mal als Komplementärkontrast durfte man alles von Oversized Anzügen bis hin zu wandelnen Reminiszenzen von Hänsel ud Gretel bewundern. Besonders überzeugend an dieser Stelle: Die fantastisch ausgewählte musikalische Untermalung des Dargebotenen, die einer sonst eher uninspirierten Darbietung die nötige Würze verlieh.

Marie Akoury – “Memorabilia”

Hannah Friederike Fischner – “StV0”

Hannah Friedericke Fischner spaltete mit ihrer Vorstellung die Meinung der Zuschauer. Manche konnten sich an den Neoprenfarben und dem Radlerlook der Models, welcher sogar mit Schuhüberziehern kompletiert wurde, erfreuen, andere jedoch waren abgestoßen vom gewagtem Versuch des erfolgreichen Einsatzes des Colourblockings und dem so streng an einem Leitfaden festhaltenen Beitrag.

Katharina Lutat – “Boob Job”

Katharina Lutat stellte ihre Kollektion “Boob Job” vor. Zum einen spielte sie hier mit den weiblichen Stereotypen, die besonders mit den Wollknäulen pointiert wurden. Eine der wenigen Womens Only Vorstellung bediente sich eine passenden Pink und Babyblauen Farbpalette bediente. Katharina punktete durch den an Ironie grenzenden Einsatz dieser Stereotype, die sie gleichzeitig mit erotisch angehauchten Aussparungen um die Brüste mancher Models kombinierte, die wiederum die Ästhetik der Weiblichkeit zelebrierten. Ein faszinierender Ansatz, dessen Endprodukt zu Teilen etwas hinterhinkte.

Wanda Wollinsky – “Now Showing: Love”

Mrs Wollinsky bewies mit ihrer Vorstellung “Now Showing: Love” Mut zum cleveren Einsatz von Karomustern und Oversized Elementen, die sie geschickt kombinierte. Teilweise erinnerte ihre Konzeption vielleicht etwas an die RAF Simons Kollektionen vergangener Jahre, was allerdings eher Lob als Tadel zu sein scheint. Ihr Darbietung überzeugte das Publikum, besonderes Hihlight: Ein schwarzer Männermantel mit übergroßen Karomuster, der wie dafür gemacht zu sein scheint, über berliner Straßen zu spazieren.

Material Matter – “6. Semester”

Material Matter war das vielleicht Spezielleste, was man den Abend zu sehen bekommen hat. Eine freundliche Farbpalette, ewig lang fallende Kleider, Röcke und Hemden, dazu ein skurilles Hemd, was man nur als Megasized beschreiben kann. Die Aufmerksamkeit der Jury und des Publikums konnte durchaus gewonnen werden, es sei dennoch die Frage erlaubt: Ist das schon Kunst, oder Innovation um der Innovation Willen?

Anna-Sophie Goschin – “Untitled”

Wie so häufig an diesem Abend, wählte auch Anna-Sophie Kleider als ihr Hauptaugenmerk für ihre Arbeit. Ob am Mann oder an der Frau, der Stil blieb der Gleiche: Layering über Layering, weit fallende Tücher und nicht enden wollende Ärmel hinterließen ein Gefühl von Eleganz und Anmut. Eine sehr gelungene, wenn auch nihct herausstechende Vorführung.

Laura Stellacci – “How to do thinks in words”

Weite Hosen, markante Musterung und die Abwesenheit von Jacken, all dies noch in Rot und man erhält: “How to do Things in Words”. Die einzelnen Outfits ähnelten sich von der dahinter stehenden Idee so stark, das auch das Endprodukt sehr stark aus einem Guss zu sein scheint. Neben dem vielen Besonderheiten und dem verrücktem Chaos ging diese Präsentation ein wenig unter, der kryptische Titel regt allerdings zum Denken an.

Julia Bajanova – “Bodies That Shatter”

Julia Bajanova griff für ihre Arbeit “Bodies that Shatter” auf ein sehr dunkles Farbshema zurück. Grau, ein volles Grün und melierte Stoffe bildeten den Löwenanteil ihrer Kollektion. Überzeugend war, wie ihre Outfits den Körper der Träger betonten: Gezielte Aussparungen, transparente Stoffe und sehr eng anliegende Schnitte stellten den Körper unter den Klamotten besonders heraus. War die eigentliche Intention hier diese unter der Last der Blicke ihrer Zuschauer zerbrechen zu lassen?

Manifest – 5. Semester

Melis Yildiz – Adore Me I’m an Artist

Hager Riegar – The Fauves Knew Better 

Lisa Mann – Freddy and Daddy