Der 202030 Summit geht am Donnerstag, den 17. März 2022, in die letzte Runde der Fashion Week Berlin Herbst Winter 2022. Das Konferenzformat diskutiert von 15 bis 18:30 Uhr als Hybridevent eine konkrete Umsetzung der Nachhaltigkeit in der Modebranche. Zwei Tage voller hitziger Diskussionen und interessanten Denkanstößen sind bereits vergangen. Das heutige Thema: Implementation Guidance. Wie kann ein ganzheitlicher regenerativer Qualitätsstandard für Produkte, Design und Produktionsprozesse geschaffen werden? Können wir ein System errichten, um das wiederherzustellen, was die Modeindustrie zerstört hat?
Probleme der Nachhaltigkeit: Biodiversität & Data Gap
Neun verschiedene Argumentationen erwarten das digitale sowie Live Publikum im Berliner Feldfünf Studio. Moderator Max Gilgenmann leitet die Panel Talks ein. Sustainability Provocateur Lavinia Muth startet online zugeschaltet mit ihrer Forderung zu einer regenerativen Kreislaufwirtschaft. Christian Dietrich, Gründer der Marke Sfeeri, schließt sich ihr an. Das Artensterben ist 1000-mal höher als es eigentlich von Natur aus sein sollte. Viele Unternehmen thematisieren dies noch nicht einmal. Die komplexe Struktur der Ökosysteme zu verstehen reicht zudem nicht aus, es fehlen konkrete Handlungen der Firmen.
Im nächsten Programmpunkt des 202030 Summit diskutieren Luke Havervals (Natural Fiber Welding) und die unabhängige Analystin Veronica Bates Kassatly den Mangel an offiziellen Daten und Fakten über Nachhaltigkeit in der Modeindustrie. Jedes Unternehmen scheint mit eigenen Systemen seine Umweltbelastung zu prüfen, wodurch die Werte kaum miteinander vergleichbar sind. Europäische Standards versus asiatische. „Konsumierende haben das Recht auf Transparenz“, so Bates Kassatly. „Wir brauchen dringend Daten zur Lage. Richtige Fakten liefern Definitionen und werden helfen, das Problem zu lösen“. Veronica Bates ergänzt: „Es gibt Milliardäre, die, mit für sie wenig Geld, ein solches System aufbauen und das Data Gap schließen könnten.“
3D Design im Web3 für Ressourcenschonung
Was gibt es konkret für Möglichkeiten, die Umweltbelastung zu reduzieren und damit die Artenvielfalt zu erhalten beziehungsweise die zerstörte Natur wieder aufzubauen? Sowohl organische Baumwolle als auch Recycling sind ressourcenintensiv. Die Antwort der Experten vom Panel Dio Kurazawa (The Bear Scouts VOF), Kim Berndt (Studio.fbx) und Madeleine Parker (Newlife.ai): Das Metaverse. Durch die 3D Designsoftware des Web3 kann im Metaverse ohne Schwerkraft designt werden, was ganz neue Möglichkeiten der Kreativität entfaltet. Doch wie kann eine digitale Welt die Umweltbelastung der Industrie schonen? Designerin Kim Berndt erklärt, dass beispielsweise das Unternehmen Nike mehr Müll durch das Experimentieren mit Prototypen erschafft als durch die eigentliche Produktion seiner Ware. Durch die 3D Technologie lassen sich Materialien für Schnittmuster einsparen.
Weitere Speaker vom Finanzunternehmen Klarna, dem Nachhaltigkeitsguide Good On You, den United Nations, internationalen Mode- und Textiluniversitäten sowie Ministerien der Bereiche Umwelt, Infrastruktur und Wassermanagement tauschen im 202030 Implementation Guidance ihre Gedanken und Maßnahmen zu einer konkreten Umsetzung von Ressourcenschonung aus. Auch Fragen und Kommentare des Publikums vor Ort sowie dem Online-Livechat fließen in die Diskussion mit ein.
Vielleicht können beim nächsten 202030 Summit auf der Fashion Week Berlin einige der besprochenen Themen und Vorschläge nicht länger nur theoretisch, sondern bereits in Aktion besprochen werden?
Autorin & Fotos: Marie Constanze Müller
202030: Implementation Guidance – Fashion Week Berlin AW 2022
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